Im Mittelpunkt des Sonderkonzerts im Stadttheater Amberg steht der Leipziger Musiker Salomon Jadassohn (1831–1902) , der nicht nur am dortigen Konservatorium unterrichtete und den Chor der Synagoge leitete, weiß Anna Tyshayeva, die Pianistin des "Franck Piano Quintet": „Salomon Jadassohn war zu seinen Lebzeiten ein berühmter und respektierter Komponist.“ Der nach ihrer Einschätzung in einer Reihe steht mit den Romantikern Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann und Johannes Brahms.
Neben der vom Quintett bearbeiteten Psalm-Vertonung „Ich hebe meine Augen auf“, die dem in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg veranstalteten Abend den Titel gibt, und einer Elegie für Violine und Klavier wird Jadassohns Sextett op. 100 für Staunen sorgen: Wann vereint ein Werk schon zwei Violinen, eine Viola, ein Violoncello und zwei Pianisten an einem Flügel? „Es ist wie eine Sinfonie, nur übersetzt für Kammermusikbesetzung“, erklärt Tyshayeva. An der Noblesse, Erhabenheit und der klaren Kompositionsstruktur dieses Stückes zeige sich, dass Jadassohn auch Kompositionslehrer war. Darüber hinaus betont sie sein Talent für wunderbare Melodien, die man sich sofort merkt und ins Herz schließt: „Heute hätte er sicher mehrere Hits komponieren können.“
Humor, der verbindet
Die Tastatur teilt die Pianistin übrigens nicht nur an diesem Abend gerne mit Grigori Gruzman: „Ein großer Pianist, ein großartiger Lehrer und ein wunderbarer Mensch. Uns verbindet eine langjährige musikalische Freundschaft, ich habe viel bei ihm gelernt.“
Die zwischenmenschliche Ebene spielt aber auch innerhalb des Quintetts eine große Rolle: „Was uns alle verbindet, ist Humor!“ Das große Repertoire ist mit Werken bestückt, die die überwiegend aus der Ukraine stammenden Ensemble-Mitglieder inspirieren: „Wir wollen diese Freude und Inspiration unseren Zuhörern schenken.“ Große Werke der Kammermusik sind in den Augen des Quintetts aber viel mehr als nur Freude: „Sie sind Teil der Kultur, Bildung und Erziehung. Ein Teil unserer Zivilisation, sie bringen Menschen zum Nachdenken und wecken gute Gefühle. Somit befinden sie sich auf der Seite des Lichts – gegen Barbarei, Terror und Krieg.“
Suchen nach vergessenen Meisterwerken
Jadassohn an die Seite stellen die Musiker Camille Saint-Saëns, Moritz Moszkowski, den „Fiedler auf dem Dach“ und natürlich César Franck, den französischen Komponisten, nach dem sich das Quintett benannt hat: „Seine musikalische Persönlichkeit ist mir sehr nahe“, sagt Anna Tyshayeva. Seine Musik sei einerseits intellektuell, polyphon, großartig virtuos und komplex und andererseits extrem leidenschaftlich, kontrastreich, poetisch, verträumt und zeige das ganze Spektrum von Ideen, Gefühlen und Gedanken eines Menschen, schwärmt sie.
Über ihren Namenspaten hinaus widmen sich die regelmäßig auch als Solisten oder Mitglieder unterschiedlicher Duos und Trios auftretenden Quintett-Musiker den anderen Großen der Musikgeschichte von Bach über Mozart und Beethoven bis zu den Romantikern und Impressionisten. Die Suche nach zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Meisterwerken ergänzt das Spektrum. Und obwohl sie selbst schon seit Jahrzehnten in Deutschland leben, können und wollen sie die Situation in der Ukraine nicht ausblenden. Benefizkonzerte zugunsten der medizinischen Unterstützung des Landes sind daher ein weiteres besonderes Anliegen des Ensembles.
Zu Personen und Konzert
- "Franck Piano Quintet" mit Anna Victoria Tyshayeva (Piano), Michel Gershwin (Violine), Igor Mishurisman (Violine), Anastasiya Mishurisman (Viola) und Dmitrij Gornowskij (Violoncello)
- Grigori Gruzman, Professor, Pianist, geboren 1956 in Sankt Petersburg/Russland, Ausbildung an der Musikschule für hochbegabte Kinder der Sankt Petersburger Musikhochschule, Studium an den Musikhochschule Jerusalem/Israel und Freiburg, seit 2006 Lehrbeauftrager für Klavier (Hauptfach) an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
- Sonderkonzert: "Ich hebe meine Augen auf" mit Grigori Gruzman und dem "Franck Piano Quintet" am Sonntag, 19. November, um 17 Uhr im Stadttheater Amberg in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg, unterstützt vom Zentralrat der Juden in Deutschland, Tickets bei der Tourist Information Amberg unter Telefon 09621/101233
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