Es ist eine aufrüttelnde Aussage: Jeder Dritte gerät mindestens einmal im Leben in eine Situation, in der er professionelle psychotherapeutische und psychiatrische Hilfe benötigt – unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildung, Herkunft und Beruf. Um hier zu helfen, wurde in Bayern der Krisendienst installiert und für die Oberpfalz 2021 mit einer Leitstelle in Schwandorf gestartet. Die Unions-Senioren-Union der Kreisverbände Amberg-Sulzbach und Amberg hatten in einer gemeinsamen Veranstaltung Gelegenheit, sich ganz genau über diesen Krisendienst zu informieren. Katjenka Wild, die fachliche Leiterin des Krisendienstes, und ihre Mitarbeiterin Julia Veitenhansl legten die Aufgaben und Möglichkeiten des Krisendienstes ausführlich dar. „Wir haben heute nicht nur Frauenkompetenz, sondern Frauenpower bei uns zu Gast“, sagte Helmut Fischer, der Kreisvorsitzende der Senioren-Union. Gerade für die Generation über 60, die sich mit der eigenen und der Pflege von Angehörigen befassen müsse, sei eine solche Informationsveranstaltung hilfreich und wichtig, betonte er.
Der Krisendienst ist laut Wild rund um die Uhr über die Nummer 0800/655 3000 erreichbar. Und zwar nicht nur für psychische, sondern für alle krisenhafte Situationen. In drei Schichten seien 15 Mitarbeiter „am Telefon“, alles ausgebildetes psychologisches Fachpersonal. Dabei geben es keinen Zeitdruck, denn oftmals würden sich Probleme durch ein ausführliches Gespräch soweit entschärfen lassen, dass der Anrufer wieder „in Balance“ kommt. Wenn trotzdem der Eindruck entsteht, dass ein persönliches Gespräch erforderlich ist, so hat der Krisendienst mobile Teams, die in Einverständnis mit den Betroffenen innerhalb von 60 Minuten vor Ort sein können. In den mobilen Teams arbeiten insgesamt 50 bis 60 Mitarbeiter, Festangestellte plus Rufbereitschaft, die alle eine spezielle Ausbildung durchlaufen haben und die mit privatem Pkw stets zu zweit die Anrufenden aufsuchen. Dieses Angebot gebe es, um die hohen Zahlen der stationären Einweisungen in Bayern zu verringern. Sie sind verfügbar in der Zeit von 9 bis 22 Uhr, aktiviert werden sie von der Leitstelle, aber eben nur mit dem Einverständnis des Anrufers. Durch die Vernetzung in den Nachtschichten mit Oberfranken und Mittelfranken werde sowohl die Betreuung von damit 4,6 Millionen Menschen gewährleistet als auch die Personalplanung optimiert.
Die Teilnehmer der Infoveranstaltung interessierten sich für die Kosten sowie die Kommunikation mit den Telefonseelsorgen, für die Vertraulichkeit der Gespräche und „kalendarische“ Schwerpunkte der Anfragen. Da der Bezirk ein Träger des Krisendienstes ist, erläuterte Bezirksrat Martin Preuß die Entstehungsgeschichte und berichtete von der großen Akzeptanz, die der Dienst in der Oberpfalz genießt.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.