Zunächst warf Saskia Esken einen Blick auf die Leopoldkaserne. Fruth erklärte ihr, dass die Kaserne seit zwei Jahren aufgelassen und jetzt in Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sei. Die Nachfolgenutzung sei noch unklar, eine Ausbildungsstelle für den Zoll ist im Gespräch.
Fruth sieht aber auch die Chance, dort sozialen Wohnungsbau zu realisieren. "Der ist nämlich in Amberg eine offene Flanke", informierte sie. Wie aus einem ehemaligen, von Amerikanern genutzten militärischen Areal ein Wohngebiet wurde, sah Esken dann auf dem Möhlkasernen-Gelände. Dieter Gerl, geschäftsführender Vorstand des Wohnungsunternehmens, blickte auf den städtebaulichen Wettbewerb 1994 zurück. Zur Diskussion stand, die Kompaniegebäude der Ritter-von-Möhl-Kaserne abzureißen oder deren Bausubstanz zu erhalten und sie zu sanieren. Letzteres wurde realisiert. Bei den Baukosten habe man sich im Vergleich zu einem Abriss samt Neubau ein Drittel gespart, sagte Gerl.
"Eklatanter Mangel"
Acht Millionen Euro habe das Wohnungsunternehmen dort investiert. Entstanden sind 65 Wohnungen: sechs mit einem Zimmer, zwölf mit zwei Zimmern, 18 mit drei Zimmern, 28 mit vier Zimmern und eine mit fünf Zimmern. Seiner Aussage, die Netto-Kaltmiete von 4,75 Euro pro Quadratmeter sei ganz passabel, stimmte Esken zu. Auf Nachfrage eines SPD-Mitglieds nach den Vergabekriterien sagte Gerl, man achte schon auch auf eine soziale Mischung. Voraussetzung sei ein Berechtigungsschein der Stadt.
Esken bedauerte, dass der klassische soziale Wohnungsbau quasi tot sei. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum sei eklatant. Man müsse zusehen, dass Staat beziehungsweise Kommune wieder einsteigen, forderte sie. Gerl bezeichnete es als großes Pfund, das Amberg habe: mit Wohnungsunternehmen und Werkvolk zwei Genossenschaften, mit der Stadtbau ein kommunales Unternehmen.
Birgit Fruth fand, dass man gerade im mehrgeschossigen Wohnungsbau ganz schlecht aufgestellt sei. Sie verwies auf das D-Programm als Paradebeispiel der 60er-Jahre. "Da müssen wir wieder ansetzen." Nur Luxus-Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäuser, das sei nicht der Ansatz der SPD.
Sozialer Auftrag in der Satzung
Wohnungsunternehmen-Vorstand Gerl betonte, die Genossenschaften stünden für sozialen Wohnungsbau. Sie hätten den sozialen Auftrag in ihrer Satzung. "Wir sind nicht orientiert an der Maximal-Rendite." Gerl kam auch auf den demografischen Wandel zu sprechen: 30 Prozent der Mieter seien 70 Jahre oder älter. "Gerade diese Gruppe braucht die Verlässlichkeit, dass sie hier wohnen bleiben kann", sagte Esken.
die Stimmung an der SPD-Basis: „Die wächst gerade in Richtung Zuversicht. Die SPD hat sich stabilisiert, der Zuspruch wächst, wenn auch nicht durch die Decke.“
ihre aktuelle Woche: „Ich war gestern in Würzburg und Erlangen, heute in Amberg, dann noch in Pfaffenhofen und Augsburg. Danach geht es zurück nach Berlin zu unserer 100-Tage-Bilanz als Bundesvorsitzende der SPD.“
Corona: „Das ist aktuell ein ganz großes Thema. Aber unsere Regierung ist in der Lage, mit ruhiger Hand zu handeln. Es geht jetzt darum, die Ausbreitung zu verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem gut damit zurecht kommt. Wirtschaftlich ist es wichtig, dass wir möglichst wenig Arbeitsplätze verlieren werden. 2008/09 hat man gesehen, wie gut Kurzarbeit wirken kann. Die dritte große Gefahr bei Corona ist Panik. Wir müssen vermeiden, dass Leute Angst haben.“
den Anschlag von Hanau: „Fremdenfeindlichkeit und Alltagsrassismus sind gewachsen. Nach NSU und Hanau fragen sich Migranten zunehmend, ob sie hier noch sicher leben. Wir sind eine Einwanderungsgesellschaft und es ist dramatisch, wenn sich ein Viertel der Gesellschaft fragt, ob sie noch dazu gehören. Wir sagen es deutlich: Diese Menschen gehören zu uns. Wer sie angreift, greift uns an. Hass und Hetze entstehen nicht im Netz, sie entstehen in den Köpfen.“
die AfD: „Ich sage es in aller Deutlichkeit: Die Gefahr kommt von rechts. Die AfD trägt das Gift in die Gesellschaft. Sie ist der politische Arm des Rechtsterrorismus’ in Deutschland.“ (san)
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