Manchmal versteht Dieter Amann einfach die Welt nicht mehr. Dann nämlich, wenn der gesunde Menschenverstand nicht mehr begreift, warum im Amberger Stadtrat so und nicht anders entschieden wird. Dann meldet sich der SPD-Stadtrat zu Wort. Und das ist seit nunmehr 32 Jahren so. Am heutigen Mittwoch, 8. Juni, wird Dieter Amann 75 Jahre alt.
Eigentlich wollte der pensionierte Kriminaler und amtierende Vorsitzende der Bergsteigergilde D'Gipfelstürmer vor der letzten Kommunalwahl aufhören mit dem Stadtrat. Aber dann hat es seine SPD-Fraktion unter anderem wegen des Bürgerspital-Areals beinahe zerrissen. "Nach den Querelen habe ich mir dann gedacht, dass nicht noch ein bekannter SPD-Mann aufhören kann." Dieter Amann hat 2020 erneut kandidiert und wurde – in einer deutlich kleineren Fraktion – auch wiedergewählt. "Es hat mich gefreut, dass das nochmal geklappt hat", sagt er.
Ein echter Amberger
Dieter Amann ist in Amberg geboren, besuchte hier die Dreifaltigkeits- und Handelsschule und brach eine Lehre bei der Luitpoldhütte ab. Stattdessen ging er 1964 zur Polizei, seit mittlerweile 15 Jahren ist er aber im Ruhestand. Geblieben ist dem ehemaligen Kriminaler und Personalrat die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft der Polizei, der er fast 60 Jahre angehört. Seit 1978 ist Dieter Amann auch Sozialdemokrat, seit 1990 durchgehend Stadtrat.
In seiner Fraktion war Dieter Amann nie ein Hinterbänkler. Eher ein Mann der deutlichen Worte, einer, der Probleme sofort anpackt und nicht auf die lange Bank schiebt. Die Fraktion honorierte das, machte ihn 2000 für fünf Jahre zu ihrem Fraktionsvorsitzenden. Aus dieser Position heraus kandidierte Dieter Amann 2002 gegen den Amtsinhaber Wolfgang Dandorfer für das Amt des Oberbürgermeister und holte stolze 33,12 Prozent der Stimmen.
Viel hat sich geändert
"Damals war alles noch gemütlicher im Stadtrat", schaut Dieter Amann zurück. "Da ist man noch gemeinsam auf ein Bier gegangen oder weggefahren – das gibt es heute nicht mehr." Ganz anders sei die Arbeit im Gremium heute. Andere Themen dominieren, neue Aufgaben rücken in den Mittelpunkt. Dieter Amann nennt hier nur die Bürgerbegehren, die auch in Amberg mittlerweile in politische Entscheidungen eingreifen. Oder die Fridays-for-Future-Bewegung oder den verstärkten Blick auf erneuerbare Energien.
Ihm ist das manchmal zu wenig Politik für die einfachen Leute. Die schon mal bei ihm daheim anrufen und ihrem Ärger über die Stadt Amberg Luft machen. "Wir müssen wieder mehr auf den Bürger achten", sagt er. "Auch auf das, was er am Stammtisch redet." Richtig ärgern kann sich Amann auch mit fast 75 noch. Beispielsweise über die Änderungen im Baugesetzbuch, die Entscheidungen von den politischen Gremien weg hin zur Verwaltung verlagern. "Da stehst du als Stadtrat dann vor vollzogenen Beschlüssen und kannst dich rechtfertigen."
Sportliche Enkel
Am heutigen Mittwoch hat Politik erst einmal Ruh. Dann feiert Dieter Amann mit seiner Frau Ursula, den beiden erwachsenen Kindern und den vier Enkeln seinen runden Geburtstag. "Die Enkel sind wieder genauso sportlich, wie es der Opa war", sagt er mit Blick auf seine eigene Vergangenheit als Schwimmer, Kegler und Fußballer. Doch Dieter Amann kann sicher sein: Bald wird ihn der politische Alltag wieder einholen. Dann ist er wieder gefragt als die Stimme der einfachen Leute: "Weil manchmal, da musst du dein Munderl schon aufmachen", nennt er sein Lebensprogramm.
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