Amberg
08.11.2021 - 18:37 Uhr

Stadtwerke Amberg erhöhen zum 1. Januar 2022 Preise für Strom, Gas und Fernwärme

Kunden der Stadtwerke Amberg müssen ab 1. Januar nächsten Jahres für Strom, Gas und Fernwärme mehr Geld ausgeben. Die Preissteigerungen fallen aber nicht so dramatisch aus wie befürchtet. Von einer Ausnahme abgesehen.

Ein Musterhaushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden muss damit rechnen, im nächsten Jahr etwa 23 Euro mehr zahlen zu müssen. Bild: Wolfgang Steinbacher
Ein Musterhaushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden muss damit rechnen, im nächsten Jahr etwa 23 Euro mehr zahlen zu müssen.

Stadtwerke-Geschäftsführer Stephan Prechtl gibt jedes Jahr Anfang November bekannt, welche Strom-, Gas- und Fernwärmepreise ab 1. Januar des jeweils folgenden Jahres gelten. Vor zwölf Monaten hatte er eine gute Nachricht parat: Der Strompreis sank nach fünf Jahren der regelmäßigen Erhöhungen zum 1. Januar dieses Jahres tatsächlich. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 3500 Kilowattstunden liegt die zu erwartende Ersparnis laut Stadtwerke-Angaben in diesem Jahr bei 18 Euro. Doch die Entwicklung geht nun wieder in die andere Richtung.

Wie Prechtl und Stadtwerke-Vertriebsleiter Thomas Reiß am Montagnachmittag sagten, wird die Kilowattstunde in den beiden Tarifen „AM Strom Amberg“ und „AM Strom Amberg duo“ jeweils um 0,65 Cent teurer. Beim bereits erwähnten Durchschnittshaushalt mache das pro Jahr ein Kostenplus von 23 Euro aus. Damit befinde sich der Preis im Prinzip auf dem Niveau des Jahres 2020. Zwar sinke die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien (EEG) zum Jahreswechsel von aktuell 6,5 Cent pro Kilowattstunde aufgrund der staatlichen Vorgaben auf künftig 3,723 Cent, doch das könne die höheren Netzentgelte und die laut Prechtl auf dem Strom-Markt „extrem steigenden Preise“ nicht ausgleichen. Der Stadtwerke-Geschäftsführer wörtlich: „Diese Strompreiserhöhung müssen wir ab 1. Januar 2022 an unsere Kunden weitergeben.“

Neue Preisstruktur

Für einen Teil der Abnehmer gibt es laut dem Stadtwerke-Geschäftsführer aber auch gute Nachrichten. Wegen der gesetzlichen Einbaupflicht sogenannter intelligenter Messsysteme ändert sich ab 1. Januar die grundsätzliche Preisstruktur. Einige Verbraucher sparen sich nach den Worten Prechtls dadurch Geld. Das Entgelt für Messstellenbetrieb, besser bekannt als Zählergebühr, werde künftig getrennt vom Grundpreis berechnet. Das bedeute beim Tarif „AM Strom Amberg“, dass sich dadurch der Grundpreis um 20 Euro reduziert. Hinzu kämen aber 20 Euro für den Messstellenbetrieb. Ein Nullsummenspiel. Anders beim Tarif „AM Strom Amberg duo“, bei dem Haupt- und Nachttarif gesondert abgerechnet werden. In diesen Fällen sinke der Grundpreis um 35 Euro, die einheitlichen 20 Euro für den Messstellenbetrieb kämen aber auch hier hinzu. Bleibe unter dem Strich eine Ersparnis von 15 Euro pro Jahr, was die Steigerung von durchschnittlich 23 Euro pro Jahr fast schon wieder ausgleiche.

Auch beim Gas kommen die Stadtwerke laut Prechtl und Reiß an einer Preiserhöhung nicht vorbei. Ein Grund dafür sei die gesetzlich vorgegebene CO2-Umlage, die ab dem 1. Januar 2022 von 25 Euro pro Tonne auf dann 30 Euro steige. Zudem wirkten sich auch hier höhere Netzentgelte und "extrem steigende Preise" für die Beschaffung von Gas aus. Es gebe ein Zusammentreffen mehrerer preistreibender Faktoren: "Der ungewöhnlich lange Winter und die weltweit gestiegene Nachfrage nach Erdgas im Zuge der konjunkturellen Erholung nach der Corona-Pandemie spielen hier eine Rolle“, ließ Thomas Reiß wissen.

Vorsicht bei Billiganbietern

Die Preise für Gas steigen im Produkt „AM Gas“ ab 1. Januar 2022 um brutto 1,51 Cent je Kilowattstunde. Für einen Musterverbrauch (Einfamilienhaus, drei bis vier Personen) von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr ergebe sich somit eine Erhöhung der Kosten von 300 Euro pro Jahr (brutto). Pro Monat seien das 25 Euro. Die Stadtwerke übernähmen beim Gas aber auch die Funktion des Grundversorgers. Die derzeitige Marktsituation könne mit ihren extrem hohen Großhandelspreisen dazu führen, dass die Stadtwerke "eine größere Anzahl an Neukunden im Rahmen der Grund- und Ersatzversorgung mitversorgen müssen", sagte Prechtl.

Gründe dafür seien etwa die Vertragskündigung durch den bisherigen Versorger "aufgrund der hohen Marktpreise oder gleich die Insolvenz des Lieferanten", ließ der Geschäftsführer wissen. Das bedeute: "Die zur Versorgung dieser Kunden zusätzlich erforderlichen Gasmengen konnten jedoch nicht langfristig beschafft werden und müssten nun zu den aktuell sehr hohen Preisen eingekauft werden." Dies habe massive Auswirkungen auf das Kostenniveau, das die Grundversorger ihren Kunden anbieten müssten. Prechtl: "Wir haben aktuell die Situation, dass bereits vermehrt Billiganbieter Kunden aus bestehenden Verträgen kündigen, dass Insolvenzen von Energieversorgern offenkundig werden und dass renommierte Energieversorger auf ihrer Homepage einen Aufnahme-Stopp von Neukunden offensiv ausweisen. Ein noch nie dagewesenes Phänomen, was zu extremen sozialen Schieflagen führen kann.“

Andere Kündigungsfrist

Bei der Neukalkulation für den Grundversorgungs-Tarif „AM Gas Basis“ erhöhe sich der Arbeitspreis um brutto 6,10 Cent pro Kilowattstunde. Für einen Musterverbrauch (Einfamilienhaus, drei bis vier Personen) von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr ergebe sich so eine Erhöhung der Gaskosten von etwa 100 Euro pro Monat beziehungsweise 1200 Euro pro Jahr (brutto). Doch die Stadtwerke wollen ihre Bestandskunden in der Grundversorgung "vor dieser massiven Preiserhöhung schützen", wie es Stephan Prechtl formulierte. Die von der Ausnahme Betroffenen seien schriftlich darüber informiert worden, dass sie "in das deutlich günstigere Sonderprodukt AM Gas" wechseln können. Die Steigerung betrage bei dem Musterhaushalt dann nur noch 150 Euro pro Jahr, Einzige Bedingung: Eine 14-tägige Kündigungsfrist wie bei der Grundversorgung könne es dann nicht mehr geben. Üblich sei hier die dreimonatige Variante.

Was für den Strom und das Gas gilt, gilt auch für die Fernwärme: Für Kunden, die an die Energiezentralen Pond Barracks, Raseliushaus und Hockermühlbad angeschlossen sind, steige der Arbeitspreis um einen Cent pro Kilowattstunde (brutto). Für Verbraucher, die an die Energiezentrale Drillingsfeld 2 beziehungsweise an das Biomasse-Heizwerk Dreifaltigkeit angeschlossen sind, bedeute dies eine Erhöhung von 0,55 Cent pro Kilowattstunde (brutto) beziehungsweise 0,45 Cent. Für das klassische Einfamilienhaus (drei bis vier Personen) mit einem Jahresverbrauch von 12.000 Kilowattstunden pro Jahr ergäben sich Mehrkosten zwischen 54 und 120 Euro pro Jahr beziehungsweise 4,50 und 10 Euro pro Monat (brutto).

Amberg04.11.2020
Amberg12.11.2019
 
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