Amberg
08.11.2023 - 09:36 Uhr

Ein Stück Amberger Jazz-Geschichte wurde zu Grabe getragen

Der überraschende Tod von Prof. Gerd Walther hinterlässt auch in Amberg eine große Trauergemeinde. Ohne ihn wäre die Amberger Jazz-Geschichte heute eine andere. Ein Nachruf.

Jazzin‘ Babies spielen im Januar 1961 beim Casino-Ball. Von links: Peter Storg (Schlagzeug),Gerd Walther (Banjo), Eberhard Brandl (Klarinette), Peter Enghard (verdeckt; Klavier), „Bullo“ Rahm (Trompete), Fritz Schöberl (Posaune), Günther Rass (Bass).
  Repro: Fritz Schöberl/exb
Jazzin‘ Babies spielen im Januar 1961 beim Casino-Ball. Von links: Peter Storg (Schlagzeug),Gerd Walther (Banjo), Eberhard Brandl (Klarinette), Peter Enghard (verdeckt; Klavier), „Bullo“ Rahm (Trompete), Fritz Schöberl (Posaune), Günther Rass (Bass).  

„Tragisch, das mit dem Gerd“, das ist die Reaktion von Winfried Steinl, dem Theatermacher und Amberger Kulturpreisträger, als er per E-Mail antwortet, auf die Anfrage, wie er vom Tod von Prof. Gerd Walther erfahren habe. Der 1945 geborene Mathematiker hatte zwar bereits nach seinem Abitur am heutigen Gregor-Mendel-Gymnasium seiner Geburtsstadt den Rücken gekehrt. Und hatte den Wohnort gewechselt, zum Lehramtsstudium nach Erlangen. Das absolvierte der Sohn des Komponisten Erwin Walther, der seine Werke auch per optischem „Audiogramm“ festhielt, mit Bravour. Und war nach Promotion und Habilitation seit 1981 an der Pädagogischen Hochschule in Kiel als Didaktiker tätig.

Trotzdem, die Verbindungen nach Amberg, sie rissen nie ganz ab, war Gerd Walther doch als Schüler schon ein integraler Bestandteil der hiesigen Jazz-Szene. So erinnert sich Pianist Uli Wähner an einen gleichermaßen talentierten wie spielstarken Klarinettisten wie Banjozupfer, der Bands wie die Jazzin‘ Babies wie auch die Dixie Locomotion verstärkte, wenn es galt, in den frühen 1960er Jahren die großen Faschingsbälle im Josefshaus zu bestreiten. Oder eben auch auf Gastspielreise zu gehen, etwa nach Rosenheim. Das geschah damals per Bahn und war wohl von solchen Turbulenzen begleitet, die den wilden Jazzklängen, denen man sich damals verschrieben hatte, durchaus das Wasser zu reichen vermochten. Ambergs Jazzer hatten ihr Domizil im Pigalle und durften stets auf die Unterstützung von Gerds Vater Erwin Walther setzen. Die Erinnerungen von Michaela Grammer, der Schwester des Verstorbenen, decken diese Phase dagegen nicht mehr ab, war ihr Bruder doch bereits im besten Teenageralter, als sie auf die Welt kam.

Fritz Schöberl war sofort bereit, sein Archiv zu öffnen, um gleich ein Foto beizusteuern, das ein Stück Amberger Jazz-Geschichte beleuchtet und einen jungen Burschen zeigt, der viel Freude ausstrahlt, beim Spiel mit dem Banjo. Allesamt Ausdruck der Trauer um Gerd Walther, der am 23. Oktober an den Folgen eines Schlaganfalls im Alter von 78 Jahren verstarb.

 
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