Amberg
01.12.2021 - 15:28 Uhr

Turmführungen in Amberg wären schön, aber das ist nicht so einfach

Warum gibt es in Amberg keine Führungen auf den Martinsturm mehr? Stadtführer Hans-Georg Schrüfer hört diese Frage oft. Und reichte sie jetzt weiter in die Bürgerversammlung, um hier "etwas in Bewegung zu bringen". Ein schwieriges Thema.

Thilo Wiesent vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) kann dienstlich auf dem Martinsturm in Amberg - der Öffentlichkeit bleibt der einzigartige Ausblick aber schon länger verwehrt. Haftungs- und Sicherheitsfragen sind der Grund dafür. Archivbild: Petra Hartl
Thilo Wiesent vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) kann dienstlich auf dem Martinsturm in Amberg - der Öffentlichkeit bleibt der einzigartige Ausblick aber schon länger verwehrt. Haftungs- und Sicherheitsfragen sind der Grund dafür.

Hans-Georg Schrüfer, Ex-Stadt-Mitarbeiter und nach eigenen Worten inzwischen "hauptamtlich Pensionär und nebenberuflich Stadtführer", hört die Frage nach einer Besichtigung des Martinsturms fast immer, wenn er Gäste durch Amberg führt und von der aufwendigen Sanierung der Basilika erzählt. Die sei "qualitätsvoll super", der Turm zeige sich nach vierjährigen Bauarbeiten nun auch "top hergerichtet" – aber man kommt nicht hinauf. "Das ist den Leuten schwer begreifbar zu machen."

Amberg könnte vom Martinsturm-Umgang unterhalb der Uhr aus einen einmaligen Rundum-Blick auf die komplette (Alt-)Stadt bieten: "So einen Blick wie von dort oben haben Sie nirgends." Aber die Stadt nutze dieses touristische Pfund nicht. Nicht nur Besucher, auch die Amberger seien deshalb enttäuscht. Vor allem, nachdem unter Regie des damaligen Oberbürgermeisters Wolfgang Dandorfer vor vielen Jahren über eine Aktion, bei der man für 500 Mark eine Stufe des Turms "kaufen", sprich: deren Sanierung finanzieren konnte, "über 400.000 Mark gespendet worden sind". Er wolle niemandem die Schuld zuschieben, dass Turm-Führungen, die es schon gab, nun nicht mehr möglich sind, betonte Schrüfer. "Aber ich will einen Anstoß geben, damit sich in der Stadt jemand darum kümmert."

Kirche sieht den Ball bei der Stadt

Thomas Helm, der Pfarrer von St. Martin, stehe dem aufgeschlossen gegenüber, weiß Schrüfer aus Gesprächen mit dem Stadtpfarrer. Aber der sehe den Ball bei der Stadt Amberg liegen – wenn diese hier Führungen anbieten wolle. Schrüfer ist es bewusst, dass bei diesem Thema Aspekte wie Denkmal- und Brandschutz eine Rolle spielen. "Da muss man halt drüber reden und schauen, dass wir eine Lösung finden." Das fände auch Baureferent Markus Kühne gut. "Wir würden uns freuen", wenn man Turmführungen künftig auch in Amberg wieder anbieten könnte, sagte er. Das "Aber" folgte jedoch gleich. Auch wenn die Stadt vor Jahren solche Touren angeboten habe, ergaben seine Nachforschungen: "Es gab noch nie eine Genehmigung für die Begehung."

Entscheidend sei, wer Träger solcher Führungen wäre. Denn dabei gehe es um Verantwortung, Haftung und auch Kosten für Maßnahmen für Sicherheit und Brandschutz, die für eine öffentliche Nutzung erforderlich wären. Kühne sieht hier die Pfarrei in der Pflicht: "Wir können als Stadt baulich nicht in einem fremden Eigentum tätig werden." Abgesehen davon sei ein Problem der fehlende zweite Rettungsweg im Turm. "Ich kenne keinen Kirchturm, den man begehen kann, der einen zweiten Rettungsweg hat", merkte Oberbürgermeister Michael Cerny an – und fügte noch ironisch hinzu, "da haben sie im Mittelalter etwas falsch gemacht".

"Wer aufsperrt, ist verantwortlich"

Baulich ließe sich, wie auch beim Brandschutz, im Turm wohl nur "bedingt etwas machen", mutmaßte Cerny, und selbst wenn, könnte hier nicht die Stadt aktiv werden. "Wir wollen kein Pingpongspiel", bei dem die Verantwortung hin- und hergeschoben werde, betonte Cerny. Klar sei aber: "Wer da aufsperrt, ist verantwortlich." Cernys Vorschlag war es, zu den Martinsturm-Führungen eine kleine Runde aus Vertretern von Stadt und Pfarrei zusammenzubringen, um das Thema zu erörtern und das Ergebnis dem Stadtrat vorzulegen. Für Cerny geht es vor allem darum, "wer haftet, wenn wirklich mal etwas passiert". Dazu merkte er nicht ganz bierernst an: "Ich sag immer, ich geh' gern in den Knast – es wäre aber gut, wenn noch drei zum Schafkopfen mitgehen."

VideoOnetzPlus
Amberg10.11.2021
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.