Amberg
27.01.2025 - 17:08 Uhr

Vernissage im Amberger Luftmuseum: Drei Sonderausstellungen eröffnet

Das Luftmuseum zeigt bis 18.Mai Werke der Künstlerin Beate Oehmann, des Duos Portmanteau mit Martin Dessecker sowie des Fotografen Olaf Unverzart. Farbkräftige Textilkunst, Klang-Installation und Fotografie bieten ein attraktives Spektrum.

Drei Sonderausstellungen auf einmal – das gab es noch nie, erklärte Luftmuseumserfinder Wilhelm Koch bei der Begrüßung. Die Vernissage war, der Besonderheit angemessen, bestens besucht. Die Räume im Erdgeschoss präsentieren die Ausstellung von Beate Oehmanns Werken mit dem Titel „Entlang der Linie“. Alle diese großformatigen Werke sind im vergangenen Jahr entstanden, wie die Künstlerin mitteilte. Große, meist mehrere Meter breite (oder lange) Stoffbahnen in kräftigem Gelb, Orange, Blau sind mit feinen, geschwungenen Linien überzogen – von Textilstrichen sozusagen, die teils abstrakte Muster bilden, teils aber auch Gegenständliches zeichnen.

Fisch als Glückssymbol

Bei den „Glückssymbolen“ beispielsweise ist unschwer ein Fisch – ein Delphin? – auszumachen. Beate Oehmann beschrieb kurz ihre Vorgehensweise bei den meisten dieser textilen Kunstwerke: Die Stoffbahn liege vor ihr auf dem Boden, und im Stehen verteile sie die Fäden und Schnüre, die dem Ganzen eine Struktur verleihen werden, nach dem Prinzip des „gelenkten Zufalls“ auf dieser Fläche. Die „Striche“ müssen anschließend dann noch auf dem großen Tuch fixiert werden.

Dieser schöpferische Prozess, dem natürlich die Auswahl des Untergrunds und der Farbe und des Materials der Fäden vorangehen, mache ihr große Freude.„Es is a Gaudi!“, fügte sie ihrer Erklärung mit einem Schmunzeln an. Dass dazu weit mehr als nur Spaß am Tun gehört, sieht man den luftig angeordneten Textilwerken an: Man kann sich beim Betrachten darin verlieren, den Weg einzelner Fäden verfolgen, den Gesamteindruck auf sich wirken lassen – und den gemütserhellenden Effekt der intensiven Farben genießen.

Klangskulpturen musizieren

Die gotische Hauskapelle hat gerade noch genug Raum geboten für die ungewöhnlichen Klangskulpturen der Künstler, Musiker und Theatermacher Greulix Schrank und Christian Taison Heiß. Als Künstler-Duo „Portmanteau“ sammeln sie auf dem Flohmarkt oder Schrottplatz entdeckte Gegenstände und kreieren aus deren Kombination etwas ganz Neues. Was ursprünglich aus einem Auftrag für ein Theaterstück entstand, hat sich zu einer eigenen Kunstnische entwickelt. „Philosophie auf Pump“ nennt sich die Präsentation mehrerer, zum Teil beeindruckend großer Skulpturen, die von zart klöppelnder Percussion bis zu prallen Akkorden ganz individuelle Klänge erzeugen. Für die thematisch passende visuelle Umgebung sorgen die teiltransparenten Designkunstwerke von Martin Dessecker.

Schwarz-weiße Melancholie

Im zweiten Obergeschoss stellt Fotograf Olaf Unverzart seine Fotoserie „Dahinten geht's nicht weiter“ aus. Mit diesen Bildern entsteht zur Zeit auch ein Buch im Büro Wilhelm Verlag. Unverzart zeigt in den schwarz-weiß analog fotografierten Bildern Architektur, Dorfstrukturen und Landschaften des Oberpfälzer Grenzlandes, das auch Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs immer noch Grenzlandcharakter hat. Die Eindrücke machen die Verbindung zum Titel unmittelbar klar und bleiben im Gedächtnis. Der riesige Betonklotz einer Brücke, die ohne Zu- und Abfahrt sinnlos in der Landschaft steht; die Gastwirtschaft, deren Putz zerbröselt und deren verblichenes Werbeschild den ohnehin zu schmalen Gehsteig völlig blockiert – da geht’s wirklich nicht weiter.

Die drei Sonderausstellungen können neben der Dauerausstellung bis 18. Mai zu folgenden Öffnungszeiten besichtigt werden: Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr; Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.

Hintergrund:

Die Künstler und ihre Biografien

  • Beate Oehmann (Jahrgang 1937) studierte an der Akademie der bildenden Künste in München bei Professor Charles Crodel und unterrichtete 35 Jahre als Kunsterzieherin am Gymnasium Weilheim; als freischaffende Künstlerin lebt und arbeitet sie in Weilheim.
  • Christian Taison Heiß (Jahrgang 1976) ist ausgebildeter Toningenieur, Mitglied in mehreren Bands, Künstler und Theatermacher; er bildet das Künstler-Duo "Portmanteau" zusammen mit Greulix Schrank (Jahrgang 1969), ausgebildeter Mechaniker und Elektrotechniker, Musiker und Komponist; sie beide betreiben ein Tonstudio und sind vielfältig künstlerisch aktiv.
  • Martin Dessecker (Jahrgang 1958) studierte Grafik-Design und Fotografie, später außerdem Malerei an der Akademie der bildenden Künste in München; „er lebt und arbeitet“, wie es auf seiner Homepage heißt.
  • Olaf Unverzart (Jahrgang 1972) studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und arbeitet seither als Fotograf und lehrt auch Fotografie, unter anderem. an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München; zahlreiche Ausstellungen und Buchveröffentlichungen.
 
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