Amberg
13.04.2022 - 11:07 Uhr

Volker Jung gibt nach 27 Jahren Vorsitz des Siemens-Betriebsrats auf

27 Jahre lang stand Volker Jung an der Spitze des Betriebsrats des Amberger Siemens-Standorts mit seinen fast 5000 Beschäftigten. Jetzt nimmt er seinen Abschied aus dem Gremium. Seine Nachfolgerin ist seine bisherige Stellvertreterin.

Gut 5000 Beschäftigte bei Siemens in Amberg waren dazu aufgerufen, einen neuen, 31-köpfigen Betriebsrat zu wählen. Nicht mehr auf der Kandidatenliste stand Volker Jung. Nach 27 Jahren an der Spitze des Betriebsratsgremiums kandidierte Jung dieses Mal nicht mehr und verabschiedet sich mit 60 Jahren in die Altersteilzeit. Als anerkannter Rentenspezialist wird er dem Unternehmen aber noch einige Zeit erhalten bleiben.

Als Volker Jung 1977 eine Lehre als Werkzeugmacher bei Siemens in Amberg anfing, war für ihn relativ schnell klar, dass er sich über seine Arbeit hinaus auch gewerkschaftlich engagieren würde. Schon 1980 wurde er Jugendvertreter am Standort, 1987 kandidierte er erstmals für den Betriebsrat, acht Jahre später, 1995 übernahm er vom ausscheidenden Werner Widmann das Amt des BR-Vorsitzenden, das er durchgehend bis zur jetzigen Wahl innehatte.

Ausgliederungen verhindert

Diejenigen, die mit Volker Jung bei Siemens oder der IG Metall zu tun hatten, wissen, dass er nicht zu den lauten Vertretern seiner Zunft gehört. Auch ohne das große Klappern, das angeblich zum Handwerk gehört, konnte er während seiner Amtszeit enorme Erfolge verzeichnen. Abgesehen davon, dass die Belegschaft im Amberger Siemenswerk zeitweise auf deutlich über 5000 Beschäftigte anstieg, gelang es unter anderem, 1997 die von der Firmenseite geplante Ausgliederung der FM (Fertigungsmittelbau) hin zur Firma Baumann zu verhindern. Die damalige Betriebsversammlung trägt noch heute das Etikett "legendär".

Aber auch die Pläne, die firmeneigenen Lieferzentren zu zentralisieren und aus dem Unternehmen auszugliedern, konnte dank eines starken Betriebsrats unter Führung von Volker Jung verhindert werden. Gleichzeitig wuchs das Werk an der Werner-von-Siemens-Straße stetig an: die KITA, die Kantine, das Entwicklungs- und Laborgebäude am Thomasparkplatz, das Bürogebäude 3 mit dem 60 Hertzlabor und zuletzt das Besucherzentrum The Impulse kamen während seiner Amtszeit hinzu. Hier durfte Volker Jung seine Fähigkeiten zum professionellen Spatenstecher stetig erweitern.

Stellvertreterin jetzt Vorsitzende

Als es schon auf das Ende der Amtszeit von Volker Jung zu ging, war er als Betriebsratsvorsitzender noch einmal stark gefordert. Corona schuf über Nacht eine völlig neue Situation für das Unternehmen und damit auch für den Betriebsrat. Hier galt es noch einmal alle Register zu ziehen, um gut durch die Pandemie zu kommen. So schiebt Siemens Amberg laut Volker Jung derzeit einen enormen Auftragsstau vor sich her. Die Folgen des Kriegs in der Ukraine für Siemens Amberg abzumildern hingegen, werden zum Aufgabenfeld von Stefanie Lengfelder gehören, deren Amtszeit offiziell am 1. Mai beginnt.

Die bisherige Stellvertreterin von Volker Jung legte bei der jetzigen BR-Wahl ein fulminantes Ergebnis auf der gemeinsamen, 60 Personen umfassenden Liste hin. Insgesamt hat der neue Betriebsrat von Siemens Amberg künftig wieder 31 Mitglieder, davon acht frei gestellte. Neuer Stellvertreter von Stefanie Lengfelder ist Manuel Stöbig.

Zur Person :

Stefanie Lengfelder ist die neue BR-Vorsitzende

  • Name: Stefanie Lengfelder
  • Alter: 38 Jahre, seit 23 Jahren im Unternehmen
  • hat 1998 eine Lehre zur Industrieelektronikerin begonnen,
    wurde danach im Elektronikwerk (EWA) als Facharbeiterin eingesetzt
  • 2010 erstmals zum Betriebsrat kandidiert und gewählt
  • 2014 stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrats
  • 2018 stellvertretende Vorsitzende und Mitglied des Gesamtbetriebsrats der Siemens AG

Stefanie Lengfelder, Betriebsratsvorsitzende Siemens Amberg
 
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