„Mit dem Warnstreik wollen wir ein deutliches Zeichen setzen. Das Angebot der Arbeitgeberseite von 1,7 Prozent ist nicht akzeptabel!“ Vor der dritten Verhandlungsrunde am 14. April in Berlin weitete die Gewerkschaft Verdi die Warnstreiks für die ortsansässigen Zivilbeschäftigten aus. Über 100 Beschäftigte der Standorte Grafenwöhr, Vilseck und Hohenfels folgten am Donnerstag dem Streikaufruf und versammelten sich auf dem Amberger Marktplatz. Unterstützung erhielten sie auch von Kollegen aus Ansbach.
Wie die Verdi-Gewerkschaftssekretärin Kathrin Birner nach der Begrüßung der Streikenden sagte, musste die Hauptrednerin Manuela Dietz, Landesfachbereichsleiterin bei Verdi Bayern für den Fachbereich B (Öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherungen und Verkehr), ihre Teilnahme absagen. Bernhard Wallner vom DGB-Stadtverband Amberg fand in seiner Rede kritische Worte über den kürzlich vorgestellten Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD: „Die Koalition muss mehr tun, um soziale Gerechtigkeit und gute Arbeitsbedingungen zu berücksichtigen.“
Noch mehr Stress
Scharfe Kritik übte er an den Änderungen des Arbeitszeitgesetzes: „Ein Ende des Acht-Stunden-Tages bedeutet für viele Beschäftigte entgegen der Formulierung im Koalitionsvertrag noch mehr Stress und noch weniger Zeit für Familie und Erholung.“ Wallner forderte angesichts aktueller Rekordzahlen bei stressbedingten Erkrankungen arbeitnehmerorientierte Arbeitszeitmodelle.
Mit viel Applaus begrüßten die Streikenden Manfred Haberzeth, den Bezirksvorsitzenden der Verdi-Senioren. Er betonte, dass der Arbeitskampf um gerechte Entlohnung in der Verantwortung aller Arbeitnehmer liege: „Wer an solchen Tagen zu Hause bleibt, teilt zwar nicht den Arbeitskampf, aber eine mögliche Niederlage!“ Mit Stimmen aus den Streikbetrieben wurde die Veranstaltung fortgesetzt. Michael Lang als Vertreter der Feuerwehr monierte, dass keine Zuschläge für Wochenend- oder Nachtdienste bezahlt werden; diese seien bereits im Gehalt eingerechnet: „Kalkulationen haben gezeigt, dass je nach geleisteten Schichten ein Defizit von 300 bis 600 Euro vorliegt“, so Lang.
Fortsetzung am 14. April
Die Tarifverhandlungen werden am 14. April fortgesetzt. Die Gewerkschaft Verdi fordert für die ortsansässigen Zivilbeschäftigten der Stationierungsstreitkräfte eine Entgelterhöhung in zwei Schritten: einen Sockelbetrag von 320 Euro sowie eine anschließende Erhöhung um 3 Prozent. Zuvor sollen die Stundenentgelte der Feuerwehrbeschäftigten um 2 Euro erhöht werden. Außerdem wird eine Erhöhung der Ausbildungsentgelte um 200 Euro gefordert. Die Laufzeit soll 10 Monate betragen.
Die laufenden Tarifverhandlungen
- Die Tarifverhandlungen für die ortsansässigen Beschäftigten bei den Stationierungsstreitkräften betreffen bundesweit alle Truppenübungsplätze der US Army, Briten, Franzosen, Kanadier und der NATO mit Schwerpunkten in Bayern und Rheinland-Pfalz.
- In Bayern sind es die Standorte in der Oberpfalz (Grafenwöhr, Vilseck, Hohenfels), Mittelfranken (Katterbach, Illesheim) und Kempten (Garmisch-Partenkirchen und Sonthofen) mit etwa 3.000 ortsansässigen Beschäftigten, die von dieser Tarifrunde betroffen sind.
- Die Verhandlungen werden für die Arbeitgeberseite durch das Bundesfinanzministerium im Einvernehmen mit den Gaststreitkräften geführt, für die Beschäftigten durch die Gewerkschaft Verdi.
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