Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Stefan Schmidt leitete der AZ am Donnerstag ein Schreiben aus dem Bundesfinanzministerium zu, in dem es heißt, bei der Standortsuche für neue Aus- und Fortbildungsstandorten in der Zollverwaltung habe sich für den „Großraum Süd-Ost“ die Leopoldkaserne nicht durchsetzen können. Stattdessen betrachte man die Unterbringung auf einem Teil des Geländes der Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth als „bedarfsgerechteste und wirtschaftlichste Variante“. Selbst wenn hier eine abschließende Prüfungen noch ausstehe, sei das Verfahren damit beendet.
Vielleicht Einsatztrainingszentrum?
Es sei aber weiterhin denkbar, so die Mitteilung des Finanzministeriums, dass Amberg Standort für eines der elf neu zu errichtenden Einsatztrainingszentren der Zollverwaltung werde. Die Ergebnisse dieses Erkundungsverfahrens sollen noch im ersten Quartal 2021 vorliegen.
Stefan Schmidt bezeichnete die Nachricht aus Berlin in einer Stellungnahme als enttäuschend. Denn eine Übernahme der Kaserne durch den Zoll wäre aus seiner Sicht eine krisensichere Lösung gewesen. Er hoffe jetzt, dass Amberg als Einsatztrainingszentrum der Zollverwaltung zum Zug komme.
Der Amberger Oberbürgermeister Michael Cerny (CSU) wertete die Entscheidung gegenüber der AZ als „doppelt schade“. Zum einen wäre nach seiner Einschätzung die Ansiedlung der Zollverwaltung ein guter Ersatz für die Dienstposten gewesen, die durch den Abzug der Bundeswehr im Frühjahr 2018 weggefallen sind. Zum anderen bedauerte er, dass es keineswegs zu der angekündigten schnellen Entscheidung gekommen sei, sondern dass sich der Bund dafür zwei Jahre Zeit gelassen habe. Letztlich „verlorene Zeit“, weil die Stadt Amberg und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) als gegenwärtiger Besitzer des Geländes ihre Kaufverhandlungen solange ausgesetzt hätten.
Mangelhafte Kommunikation
Cerny bemängelte zudem die Kommunikation des Ministeriums. Die Stadt habe erst durch Mitteilungen von Bundestagsabgeordneten von der Entscheidung kontra Leopoldkaserne erfahren.
Die Stadt und die Bima hatten sich geeinigt, ein Gutachten zur Wertermittlung für das 10,7 Hektar große Kasernenareal erstellen zu lassen. Es soll die Grundlage für die Verkaufsverhandlungen bilden. Auch die Arbeit an diesem Gutachten war unterbrochen worden. Nachdem aber im vierten Quartal 2020 die zugesagte Entscheidung über die Zoll-Standorte immer noch nicht gefallen war, hatte die Stadt laut Cerny Kontakt mit der Bima aufgenommen und erreicht, dass an dem Gutachten weitergearbeitet wird.
Ein Dossier zum Ende der Ära, in der Amberg eine Garnisonsstadt war
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