Chaos herrsche in der Zulassungsstelle der Stadt Amberg keineswegs. Darauf hinzuweisen ist Reinhard Gräml wichtig. "Die Wartezeiten bei uns unterscheiden sich erheblich von denen der Landkreis-Zulassungsstelle von teilweise mehreren Wochen. Sie können bei uns einen Termin buchen und bekommen den in der Regel ein bis zwei Tage später", sagt der Leiter des Straßenverkehrsamts.
Das Abflauen der Coronakrise in der Region scheint die Lage in der städtischen Behörde, die täglich im Kontakt mit unzähligen Bürgern ist, deutlich entspannt zu haben. Doch von einem Normalbetrieb wie in der Zeit vor der Pandemie kann noch nicht die Rede sein. "Wir können die Zulassungsstelle nach wie vor nicht aufsperren, weil unsere Räumlichkeiten nicht getrennt sind", sagt Gräml. Führerschein- und Zulassungsstelle würden sich einen gemeinsamen Warteraum teilen. "Wir müssen die Abstandsregeln einhalten, in den Raum passen nur vier Leute."
Kein Termin ohne Anmeldung
Bis vor wenigen Tagen hatte die Behörde deshalb auch Security-Mitarbeiter engagiert, um die Corona-Regeln durchzusetzen und renitente Bürger ohne Termin einzubremsen. "Es kommt schon vor, dass Leute kein Verständnis für die Vorgaben haben und meinen, sie müssen mit Gewalt rein." Weil die Security nicht mehr da ist, richtet Gräml einen Appell an die Bürger: "Eine spontane Zulassung ist nicht möglich. Wir bitten die Leute um Verständnis, dass sie nur mit einem Termin drankommen." Ärgerlich sei auch, wenn Bürger zwar einen Termin vereinbarten, dann aber nicht erscheinen. "Das behindert den Arbeitsablauf und sind verlorene 20 Minuten."
Eine andere Option sei die An- oder Abmeldung eines Fahrzeugs per Internet, informiert Martin Rauch, Mitarbeiter in der Zulassungsstelle. Die Bearbeitung vom heimischen PC aus ist zwar Infektionsschutzgründen die momentan beste Lösung, jedoch: "Bei der Online-Zulassung funktionieren bisher noch nicht alle Funktionen, aber die Abmeldung geht reibungslos. Das ist zuletzt auch etwas mehr genutzt worden", sagt Rauch.
Quellcode für Online-Abmeldung
Wichtig: "Die Online-Abmeldung geht nur, wenn Halter die Quellcodes am Fahrzeugschein und dem Klebesiegel auf der Kennzeichenplakette haben." Weil diese Codes jedoch nur auf den neueren Fahrzeugunterlagen abgedruckt sind, könne der Online-Dienst nicht von allen genutzt werden.
Deutlich entspannt hat sich inzwischen auch die Situation in der Zulassungsstelle des Landkreises. So räumt der Leiter der Verkehrsbehörde im Landratsamt zwar ein, dass, wer telefonisch einen persönlichen Termin in der Beethovenstraße in Amberg vereinbart, momentan rund drei Wochen warten muss. Dies gilt laut Christian Luber aber nur für fest vereinbarte Termine und hat einen speziellen Hintergrund. "Das ist zu empfehlen für die zeitunkritische Zulassung. Also für Leute, denen es nicht pressiert." Genutzt würde dies vor allem bei Sonderzulassungen wie für landwirtschaftliche Maschinen. Hier dauert ein Termin bei einem Fachmann, der sich für eine umfangreiche Beratung ausreichend Zeit für den Kunden nimmt, gerne mal eine Stunde oder länger.
Security nicht wegen Schlägereien
Für Bürger, die einfach nur schnell ihr neues Auto anmelden wollen (siehe Infokasten unten), geht es aber deutlich schneller, versichert Luber: "Leuten, bei denen die Zeit drängt, können ihre Unterlagen jederzeit in der Poststelle des Landratsamtes abgeben oder direkt in unseren Briefkasten einwerfen. Wenn die Dokumente morgens da sind, bearbeiten wir die Unterlagen sofort und der Bürger kann es noch am Abend des selben Tages und spätestens gleich am Folgetag abholen."
In der Coronazeit war die Landkreis-Zulassungsstelle für den Parteiverkehr vollständig geschlossen. Auch das hat sich geändert. "Einige wenige Leute dürfen wir nun wieder reinlassen. Aber wir wollen keine Menschenansammlungen vor der Tür und im Warteraum." Die Security der Behörde sei nicht deshalb da, "weil wir Schlägereien am Eingang haben, sondern um die Leute zu selektieren und den Ablauf zu regeln. Wenn jeder einfach zu uns reinrennt, bricht Chaos aus", sagt der Behördenchef.
Die Leute fahren weniger in den Urlaub, viele haben Kurzarbeit und viel Zeit. Da macht man sich plötzlich vermehrt Gedanken über Neuanschaffungen.
Einen kleinen Boom hat der 50-Jährige bei der Online-Zulassung zu vermelden. "Das ist schon seit Jahren möglich, hat aber bisher absolut niemand gemacht." Seit Corona hätten nun aber bereits circa 40 Bürger ihr Auto über das Internet angemeldet. "Die Zahl ist sehr interessant, weil sie zeigt, dass man dafür nicht IT studiert haben muss – es scheint gut zu funktionieren", freut sich Luber. Die Online-Anmeldung würde von den Mitarbeitern auch genauso schnell bearbeitet wie persönlich abgegebene Unterlagen. Nur wegen des Versands per Post dauere es zwei Tage länger.
Einen spürbaren Anstieg gibt es bei den Zulassungszahlen. Zum Stichtag 31. Juli 2020 wurden im Landkreis laut Luber rund 1500 Fahrzeuge mehr zugelassen als im Vorjahr. Das überrascht, weil viele Bürger in wirtschaftlich unsicheren Coronazeiten eher sparsam sind und auch die Absatzzahlen bei allen großen Autobauern massiv eingebrochen sind.
Boom bei Wohnmobilen
Die Erklärung liegt wohl in der Art der neu zugelassenen Fahrzeuge: "Die Zahlen sind prozentual nur bei Sonderfahrzeugen wie Wohnmobilen, Wohnanhängern und normalen Anhängern gestiegen", ergänzt Luber - und liefert mit dem Hinweis auf den "Urlaub daheim" zugleich einen Erklärungsansatz für die ungewöhnliche Entwicklung.
"Die Leute fahren weniger in den Urlaub, viele haben Kurzarbeit und viel Zeit. Da macht man sich plötzlich vermehrt Gedanken über Neuanschaffungen." Auch die Mehrwertsteuersenkung habe den Boom wohl befördert.
Zulassung auf fünf Wegen möglich
Für die An-, Ab- oder Ummeldung ihres Fahrzeugs bietet die Zulassungsstelle im Landratsamt in Amberg (Beethovenstraße 7) Haltern fünf Optionen:
• Termin per Telefon: Die Wartezeit für einen Termin beträgt hier aktuell circa drei Wochen
• Unterlagen direkt abgeben: Werden die Unterlagen gleich morgens abgegeben, können sie meist noch am Abend des selben Tages, spätestens am Folgetag abgeholt werden
• Online-Zulassung: Bearbeitungszeit 1 Tag. Hinzu kommen jedoch circa 2 Tage für den Postversand
• Einsenden per Post: Die Behörde bearbeitet das Anliegen innerhalb 1 Tages. Hinzu kommen circa 2 Tage für den Postversand. Wichtig: Unbedingt auf die Vollständigkeit der Unterlagen achten – Schilder müssen mitgeschickt werden
• Händler & Gewerbetreibende: Abgabe der Unterlagen täglich zwischen 9 und 10 Uhr. Bearbeitung bis spätestens zum Folgetag















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