Nadine öffnet die Tür zum Garderobenraum der 10. Klassen. Ein würziger Waldduft mit einem unverkennbar feinen Aroma wabert ihr entgegen. Wow! Ihr Blick gleitet nach unten auf den Boden. Was? Wie schnell sind denn unsere Pilze gewachsen? Statt Taschen und Jacken verweilen hier feinsäuberlich aneinandergereiht eine ganze Menge Schachteln mit Erde, aus der schöne unterschiedlich große braune und weiße Pilzköpfe herausragen. Vor drei Wochen war hier noch nichts zu sehen. „Können wir die schon ernten, Frau Peter?“, fragen erwartungsvolle Blicke, heißt es in einer Pressemitteilung der Realschule
Das Thema Pilze, dachte sich die Biologielehrerin an der Realschule Auerbach, Annika Peter, ist eigentlich viel zu spannend, um es nur in der Theorie durchzunehmen. Nachdem die Schüler der achten Klasse, bei denen dieses Thema explizit im Lehrplan steht, bereits Versuche mit dem Züchten von Schimmelpilzen in der Petrischale durchgeführt hatten, stieß die Lehrkraft auf den Verein Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer, die Schulen das Angebot zum Selbstzüchten von Pilzen unterbreitete. Diese Gelegenheit ließ sich Annika Peter nicht entgehen und bestellte kurzerhand für alle ihre Biologieklassen solche Anzuchtsets.
Fünf schwere Pakete
Mitte Januar war es dann soweit, das ahnungslose Sekretariat wurde mit der ungewöhnlichen Postsendung überrascht. Fünf schwere Pakete, die eigenartige Gerüche ausströmten, stapelten sich im Schulhaus. Die Verursacherin war glücklicherweise schnell gefunden und nun suchte Schuldirektorin Lioba Endres gemeinsam mit Annika Peter einen geeigneten Raum für die Anzucht. Dieser sollte eine konstante Temperatur zwischen 15 bis 18 °C aufweisen und es durfte keine Zugluft herrschen. Als geeignet erwies sich der Garderobenraum der zehnten Klassen, in welchen tatkräftige Helfer sogleich die Kartons brachten, informiert die Schule.
Bevor die Schüler der fünften, achten und zehnten Klassen die Anzuchtsets aufbauen konnten, galt es zuerst den Schülern das notwendige Fachwissen zu vermitteln. Pilze bilden ein riesiges Geflecht, das sogenannte Myzel, unter der Erde. Dieses Myzel kann pro Tag bis zu einem Kilometer wachsen. So kann der Pilz Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen. Denn Pilze können weder den Pflanzen noch Tieren zugeordnet werden. Sie ernähren sich von organischen Substanzen aus der Umgebung wie zum Beispiel abgestorbenen Teilen von Pflanzen und Tieren. Bei einem Waldspaziergang in der Natur sieht man allerdings oft nur die Arten, die auch einen Fruchtkörper haben.
Steckbriefe entworfen
Die Schüler der fünften Klassen beschäftigten sich mit den unzähligen einheimischen Pilzarten und entwarfen Steckbriefe über ihre Lieblingspilze. „Da waren echte Profis dabei, bei denen man gleich gemerkt hat, dass die schon einmal mit ihren Eltern oder Großeltern im Wald Pilze gesammelt haben“, berichtete Peter. Sogar die zehnten Klassen wollten unter die Pilzexperten gehen und ihre eigene Zucht starten.
Nach drei Wochen guter Pflege durch die jeweiligen Pilzbeauftragten war es dann soweit, die Erntezeit begann: „Wir dürfen die Pilze nicht abschneiden, sondern müssen sie vorsichtig herausdrehen!“, wusste Oliver noch von seinem letzten Besuch im Wald. „Das ist wichtig, damit auch der ganze Fruchtkörper geerntet werden kann.“
Und während der zweite Trupp zum Ernten in die Garderobe ging, schnipselten derweil die ersten zu Hause die riesigen Pilze in Scheiben. „Und, was habt ihr mit den Pilzen gemacht?“, will Frau Peter am nächsten Tag von den Schülern wissen.“ Die Antworten deckten das ganze Spektrum ab: Von Pilzpfanne über Geschnetzeltes bis hin zu Pilzsalat. In jedem Fall aber haben sie „lecker“ geschmeckt!
„Da waren echte Profis dabei, bei denen man gleich gemerkt hat, dass die schon einmal mit ihren Eltern oder Großeltern im Wald Pilze gesammelt haben.“
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