Meine Geburtstage waren immer aufregend und sprudelig. Erst wie gelbes Limo, dann wie Champagner. Oder eher Rotkäppchen-Sekt. Die Celebrations-Packung für die Schule lag neben dem handverlesenen Geburtstagsoutfit. Später, an der Uni, haben wir um Punkt Mitternacht angestoßen, wir waren eh unterwegs. Dann die Vorlesung geschwänzt, nur um trotzdem um acht aufzuwachen und im Bett zu frühstücken. Ich zelebriere meinen Geburtstag, seit ich denken kann. Es ist der eine Tag, an dem ich mich nicht schlecht fühlen muss, dass sich alles um mich dreht. Ich bin ja das Geburtstagskind.
Mein Geburtstag war der Hauptgrund, warum ich den Herbst so liebe. Sobald der August verschwunden ist und den Sommer mitgenommen hat, war ich bereit. Die Planungen für meinen 18. haben sogar schon früher angefangen. Jetzt kann ich mich aber kaum noch daran erinnern. Und das liegt nicht am Rotkäppchen-Champagner. So schnell konnte ich gar nicht schauen, waren der Tag , der Abend und die Party um. Seitdem geht es bergab. Mit - jetzt ja offiziell - Mitte 20 hat die Vorfreude immer einen faden Beigeschmack. Wofür eigentlich die Meilensteine feiern, wenn man sich sowieso nicht daran erinnern kann? Wenn man den ganzen Geburtstag arbeiten muss, ist halt schon viel Zeit davon verschwendet. Und dann ist der Tag, mein einer Tag, auch wieder vorbei. Nur die schlechte Laune bleibt.
Das Älterwerden ist nicht das Problem. Aber ich merke, wie die Zeit immer schneller wird. Meine Kindergeburtstage fühlten sich früher an, als ob sie nie vorbeigehen würden. Die erste Harry-Potter-DVD, Muffins mit Smarties und Herbstsonne, die gute Tischdecke. Das ist nicht mehr so, leider. Jetzt versuche ich, die Zeit anzuhalten, und feiere mit jeder Freundesgruppe und der Familie extra. Nur, damit ich die Gebutstagsfreude noch ein bisschen mehr auskosten kann. Daraus mache ich gerne ein kleines Spektakel. Gut, ich muss mich selbst um Torte und Partydeko kümmern, aber das ist es mir wert. Der Vorteil an einem Erwachsenengeburtstag ist, dass man selbst entscheiden kann, was passiert. Die Geschenke kann ich ich mir selbst kaufen, oder spontan ein paar Tage wegfahren. Auch wenn er nicht mehr so ist wie früher, mein Geburtstag ist immer noch ein bisschen der schönste Tag im Jahr. Und wenn es mal nicht mein Geburtstag ist, was leider an den meisten anderen Tagen zutrifft, mache ich ein Spektakel aus den Geburtstagen von anderen. Weil das macht auch Spaß.
Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet - was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen. Alle Teile dieser Kolumne sind zu finden unter onetz.de/oton.
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