Auerbach
23.08.2019 - 11:16 Uhr

SG Auerbach sieht sich "eher als Ausbildungsverein"

Seit dem Intermezzo des ASV in der Landesliga Mitte von 1989 bis 1991 bäckt der Auerbacher Fußball kleinere Brötchen. Ob sich das wieder einmal ändert, hängt auch vom Nachwuchs ab. Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Der Sportbeauftragte des Stadt Auerbach Holger Eckert (links) und der Sportliche Leiter der SG Auerbach Bernhard Schubert (rechts) sind sich in Sachen Juniorenfußball symbolisch einig und ziehen an einem Strang. Die beiden trafen sich an der ruhmreichen Spielstätte des Ex-Landesligisten ASV Auerbach an der Degelsdorfer Straße (siehe Sprecherkabine im Hintergrund) zum Termin. Bild: obl
Der Sportbeauftragte des Stadt Auerbach Holger Eckert (links) und der Sportliche Leiter der SG Auerbach Bernhard Schubert (rechts) sind sich in Sachen Juniorenfußball symbolisch einig und ziehen an einem Strang. Die beiden trafen sich an der ruhmreichen Spielstätte des Ex-Landesligisten ASV Auerbach an der Degelsdorfer Straße (siehe Sprecherkabine im Hintergrund) zum Termin.

Die Spielgemeinschaft Auerbach steht in den Startlöchern für ihre dritte Saison im Nachwuchsfußball. Ihre beiden Stammvereine sind der SV 08 Auerbach und der ASV Michelfeld. Der Sportliche Leiter Bernhard Schubert und der Sportbeauftragte der Stadt Auerbach, Holger Eckert, standen unserer Zeitung an der altehrwürdigen Spiel- und Trainingsstätte an der Degelsdorfer Straße für ein Interview zur Verfügung.

ONETZ: Die SG Auerbach stellte in der vergangenen Saison zehn Teams mit rund 150 Spielern. Wie viele werden es ab Ende August im Spielbetrieb im Kreis Amberg/Weiden in der Saison 2019/2020 sein?

Bernhard Schubert: Im Großfeldbereich werden wir eine D-, eine C-, eine B- und eine A-Jugendmannschaft melden. Wir sind dort in allen Altersstufen sehr gut aufgestellt, mit jeweils einem Stamm von 16 bis 18 Spielern. Wir haben bei jeder Großfeld-Mannschaft einen oder zwei C-Lizenz-Trainer, deren Ausbildung von der Sparte Fußball der beiden Stammvereine zu 100 Prozent finanziert wurde. Die A- und B-Junioren starten am Samstag/Sonntag, 31. August/1. September, in die Saison.
Im Kleinfeldbereich sind wir mit zwei E- und zwei F-Juniorenteams sowie mit einer G-Junioren-Mannschaft vertreten. Der erste Spieltag ist dort erst nach den Sommerferien vom 11. bis 15. September.

Die E-Junioren der SG Auerbach wurden in der Frühjahrsrunde 2019 Meister in der U11-Kreisgruppe 05 Amberg/Weiden. Nach dem abschließenden 5:2-Sieg gegen den FV Vilseck am 2. Juli war die Freude groß. Bild: obl
Die E-Junioren der SG Auerbach wurden in der Frühjahrsrunde 2019 Meister in der U11-Kreisgruppe 05 Amberg/Weiden. Nach dem abschließenden 5:2-Sieg gegen den FV Vilseck am 2. Juli war die Freude groß.

ONETZ: Herr Eckert, wenn Sie diese Zahlen und Hintergründe hören: Wie wichtig ist für eine Kleinstadt mit rund 9000 Einwohnern, dass die SG Auerbach eine sehr engagierte, qualifizierte und auch erfolgreiche Jugendarbeit betreibt, und wie unterstützt die Stadt Auerbach als Kommune diese Aktivitäten?

Holger Eckert: Zunächst ist mir ganz wichtig, den Blickwinkel etwas zu verändern, denn in erster Linie geht es im Jugendsport um Bewegung, um Spaß, um Teamfähigkeiten und vieles mehr, und da ist es nicht ganz so entscheidend auf welcher Ebene dies geschieht. Die Stadt Auerbach unterstützt die Vereine generell in vielerlei Hinsicht. Natürlich unterstützt sie die Vereine, die besonderes Augenmerk auf die Kinder- und Jugendarbeit legen, in finanzieller Hinsicht stärker als andere Vereine. Aber natürlich auch durch vergünstigte Nutzung, zum Beispiel der Helmut-Ott-Halle. Und wenn Turniere oder andere Veranstaltungen wie Feste oder Wettkämpfe anstehen, dann wird beispielsweise durch Bauhofleistung et cetera unterstützt. Und um die Frage der Wichtigkeit nochmal aufzugreifen: Es ist der Stadt ein großen Anliegen und eine große Freude, wenn die Jugendarbeit gelingt, denn schließlich sind sehr positive Kindheitserinnerungen eine Basis für einen späteren Verbleib der künftigen Arbeitskräfte und Einwohner in unserer kleinen Stadt.

ONETZ: Welche Ziele verfolgt die SG Auerbach mit den einzelnen Mannschaften in der neuen Saison?

Bernhard Schubert: Die A-Junioren sollen mit einem starken Jahrgang in der Kreisliga oben mitspielen. Ich traue ihnen den Bezirksoberliga-Aufstieg zu. Für die B-Junioren gilt in der Kreisliga das Gleiche wie für die C-Junioren in der Kreisklasse: Sich in der Liga etablieren und nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Die D-Junioren können eine gute Rolle in der Kreisklasse spielen. Das sportliche Miteinander und das Teambuilding sind neben den sportlichen Zielen genau so wichtig. Bei den A-Junioren geht es darum, die Spieler für die Vollmannschaften im Herrenbereich vorzubereiten.

ONETZ: Ist für die Stadt Auerbach eine höherklassige Fußball-Mannschaft, die es seit x-Jahren weder im Herren- noch im Juniorenbereich gibt, ein Ziel? Zumal dadurch weitere Projekte, zum Beispiel der Bau eines Kunstrasenplatzes, angestoßen werden könnten ...

Holger Eckert: Die ambitionierten Fußballfans würden das natürlich begrüßen. Andererseits spielt die Herrenmannschaft des SV 08 aktuell in der Kreisliga, also der vierten Klasse - von unten betrachtet. Und spätestens seit der Einführung einer Klasse ganz unten, der B-Klasse, und der Eliminierung der Bezirksoberliga ist für mich die Kreisliga genau mit dieser gleichzusetzen - mindestens. Zum Thema Kunstrasenplatz sehe ich das relativ einfach: So lange es drei Fußballvereine im Herrenbereich in Auerbach gibt, wird eine Umsetzung des aus meiner Sicht zweiten Zieles, einen solchen relativ teuren Platz zu bauen, sehr schwer.

ONETZ: Der zeitliche und finanzielle Aufwand, um den Spielbetrieb strukturiert durchzuführen, ist nicht zu unterschätzen. Wie hoch ist der Etat, mit welchen Beträgen bringen sich die Stammvereine ein, und wie viele Sponsoren gibt es?

Bernhard Schubert: Rein rechtlich ist die SG Auerbach eine Sparte des SV 08 Auerbach, der beim BFV als federführender Stammverein eingetragen ist. Der ASV Michelfeld bringt sich in die Spielgemeinschaft mit Trainern, Betreuern, Trainings- und Heimspielorten ein. Es gibt einen finanziellen und organisatorischen Verteilerschlüssel, den die Vorstände der beiden Stammvereine miteinander vereinbaren. Wir sprechen in diesem Zusammenhang insgesamt von einem fünfstelligen Betrag für die Jugendarbeit. Es sind aber ein eigenes Sponsoring und Einnahmen über Veranstaltungen, Spiele und Turniere in der Halle und draußen notwendig. Unser Trikotsponsor HD-Bau hat neun Mannschaften ausgestattet, und A.I.B. unterstützt uns mit Trainingsanzügen. Für die Eltern ist es eigentlich nicht damit getan, ihr Kind nur zum Training und zum Spiel abzugeben und den Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Dieser ist mit 60 Euro im Alter von null bis zehn Jahren oder 84 Euro von elf bis 60 Jahren im Kalenderjahr wesentlich günstiger als zum Beispiel bei anderen Sportvereinen oder für Musikstunden. Die sportliche Leitung im Großfeldbereich ist für elf Trainer und zwölf Betreuer zuständig - also für 23 Personen. Der Zeitaufwand jeden Tag beträgt mindestens eine Stunde, also in der Woche sieben Stunden und mehr.

ONETZ: Wie beurteilen Sie die ehrenamtlichen Leistungen der vielen Trainer, Betreuer und Helfer vor und hinter den Kulissen bei der SG Auerbach?

Holger Eckert: Ich ziehe meinen Hut von den vielen und doch oftmals immer wieder gleichen Menschen, die sich engagieren, vom Platzwart über die Betreuer bis zu den Vorstandsmitgliedern: Herzlichen Dank an Sie alle! Sie tragen enorm viel für eine lebenswerte und vielfältige Stadt bei.

Ein erfolgreiches Team der SG Auerbach: Die B-Junioren feierten am 4. Juni die Meisterschaft im Spielkreis Amberg/Weiden. Nach Abwägung aller sportlichen und organisatorischen Aspekte entschieden sich die Verantwortlichen aber, in diesem Jahr auf den Aufstieg in die Bezirksoberliga Oberpfalz zu verzichten. Bild: obl
Ein erfolgreiches Team der SG Auerbach: Die B-Junioren feierten am 4. Juni die Meisterschaft im Spielkreis Amberg/Weiden. Nach Abwägung aller sportlichen und organisatorischen Aspekte entschieden sich die Verantwortlichen aber, in diesem Jahr auf den Aufstieg in die Bezirksoberliga Oberpfalz zu verzichten.

ONETZ: Welche Ligazugehörigkeiten wünschen Sie sich für den SV 08 Auerbach und den ASV Michelfeld in einem Jahr und in drei Jahren? Derzeit gibt es in der Region nicht mal einen Bezirksligisten. Höherklassige Teams rekrutieren viele ihrer Spieler von auswärts …

Bernhard Schubert: Die Kreisliga ist durchaus sehr attraktiv. Im Fußball kann man nichts exakt vorausplanen. Wir sehen uns eher als Ausbildungsverein. Es ist nicht unser Ziel, anderen Vereinen die Spieler abzuwerben - zum Beispiel mit fünf externen Jugendlichen mit aller Macht in die U 17- oder U 19-Bezirksoberliga Oberpfalz aufzusteigen, und unsere einheimischen Spieler sitzen dann auf der Bank. Da sind wir uns alle in den beiden Stammvereinen einig. In dieser Saison würden wir ein mögliches Aufstiegsrecht wahrnehmen, da die Aktiven des Jahrgangs 2002 auch noch in der kommenden Spielzeit im A-Junioren-Bereich aktiv sind. Den SV 08 Auerbach wünsche ich mir im Herrenbereich in der Bezirksliga und den ASV Michelfeld in der Kreisliga.

ONETZ: Ihr Standpunkt in dieser Frage, Herr Eckert?

Holger Eckert: Höherklassige Teams rekrutieren viele Spieler von auswärts ... und oft leider auch nur gegen Bezahlung. Wozu das führen kann, haben wir ja schon im eigenen Lager - Handball und Fußball - erlebt, und auch um uns herum gibt es namhafte Beispiele. Deshalb ist meine persönliche Meinung: Lieber eigene Jungs und Mädels auf dem Platz als bezahlte Fremde, die weiterziehen, sobald ihnen was nicht passt oder wo anders mehr gelockt wird.

 
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