Die sanierte Altstadt von Auerbach rund um das alte Rathaus und die Pfarrkirche kommt bei Bürgern und auch Besuchern gut an. Sie präsentiert sich optisch und gestalterisch von ihrer besten Seite, auch dank der Außengastronomie. Dagegen fallen das westliche Einfallstor in die Stadt – die Untere Vorstadt – als auch die Obere Vorstadt als Verlängerung der Pfarrstraße Richtung Friedhof sowie mehrere Randbereiche sowohl optisch und auch von der Aufenthaltsqualität deutlich ab.
Nichts Neues für den Auerbacher Stadtrat. Bereits vor über zehn Jahren hat er diese Gebiete nach erfolgter Innenstadtsanierung für Maßnahmen ins Auge gefasst. Eine Studie von 2013 wurde jetzt aktualisiert, das integrierte Handlungskonzept fortgeschrieben und beispielsweise das Areal um den städtischen Bauhof und im Umgriff des ehemaligen Amtsgerichts, Weiherstraße und Uferstraße – heute Polizeiinspektion – als Sanierungsgebiet deklariert. Auch als Voraussetzung für eine Förderung von Maßnahmen, wie Bürgermeister Joachim Neuß erklärte. Man sei bei "vielen Aspekten schon auf dem Weg" und "planerisch fortgeschritten".
Kritische Bestandsaufnahme
Petra Güttler-Opitz vom Planungsbüro Projekt 4 aus Nürnberg fasste in einer Bestandsaufnahme die Mängel noch einmal Schwarz auf Weiß zusammen, dokumentierte sie mit Fotos, und erläuterte, das, was die Stadträte jeden Tag vor Augen haben: Bauliche Schäden an den Häusern, Gestaltungssünden, Leerstände, Parkplatzwüsten, wenn überhaupt, dann nur spärliche Begrünung, mindestens marode wirkende, alte Häuser, fehlende Querungshilfen, wie auf der Höhe des Eingangs zum Friedhof und nicht barrierefreie Gehwege.
"Der Straßenraum als Zufahrtsbereich zur historischen Altstadt wird gestalterisch seiner Bedeutung nicht gerecht", sagte Güttler-Opitz am Beispiel der Oberen Vorstadt. Einzig das neu gestaltete Vorfeld der Kirche zeige sich als hochwertige Freifläche und attraktiver Aufenthaltsbereich. Dort als auch im Kreuzungsbereich an der Uferstraße, am östlichen Ende des Friedhofs, schlägt sie Querungshilfen für Fußgänger vor. Insgesamt hätten es Fußgänger mit Kinderwagen, Rollatoren oder Rollstühlen in der Oberen Vorstadt sehr schwer, auch bedingt durch die Senkrecht-Parker im nordwestlichen Teil des Straßenzugs.
Kosmetische Korrekturen
Von 57 Hauptgebäuden in der Untere Vorstadt befänden sich nur noch 30 Prozent in einem guten baulichen Zustand. Auf den ersten Blick machten vielleicht noch mehr Häuser einen ordentlichen Eindruck, doch dieses Bild werde durch Putz und neue Farbanstriche geschönt. "Diese meist nur auf die Hauptfassade beschränkten Instandsetzungs- und Verschönerungsmaßnahmen verbergen stärkere bauliche Mängel und nicht sanierte Bereiche", gab Güttler-Opitz zu bedenken.
Leerstand und bauliche Mängel konzentrierten sich auf zwei Gebäudegruppen im Nahbereich des Bürgerspitals, eine Dreiergruppe östlich der Spitalkirche und auf die Baureihe gegenüber des Spitals. Diese Bereiche rückten denn auch zunächst in den Fokus des Stadtrats und wurden in der Mängelanalyse als Sanierungsgebiet hervorgehoben. Mit hineingenommen in das Sanierungsgebiet werden auch der Stadtpark und der Uferbereich des Stadtweihers, weil "strukturarm". Eine Beeinträchtigung der Grünstrukturen ergebe sich aus dem ruhenden Verkehr insbesondere durch "Wildparker".
Wertvolles Bauhof-Areal
Pläne für eine Verlagerung des Bauhofs in das nordöstlich von Auerbach gelegene Gewerbegebiet Saaß machten eine Bewertung des Standorts und seines Umfelds aus städtebaulicher Sicht erforderlich. Deshalb wurde der Bereich in das Untersuchungsgebiet mit aufgenommen. Es handele sich hier um "wertvolle erschlossene innerörtliche Flächen mit Versorgungsmöglichkeiten und verschiedenen sozialen Einrichtungen in direkter Nähe sowie angrenzenden Grünstrukturen". Die derzeitige Nutzung entspreche nicht der Wertigkeit des Standortes. Der angrenzende Bereich mit Spielplatz und Kornbergstraße mit seinem Grünstrukturen ist aus Sicht von Güttler-Opitz "aus ökologischer Sicht und hinsichtlich der Attraktivität und Nutzbarkeit unbefriedigend".
Herbert Appl (CSU) vermisste Handlungsempfehlungen in Sachen Radwege insbesondere für den Bereich der Unteren Vorstadt. Neuß und Güttler-Opitz wiesen auf "Nebenwege" und die Lenkung von Radfahrern über den Stadtpark und die Weiherstraße hin. Neuß erklärte, dass man „in den nächsten Wochen“ ein Besucherleitsystem vorstellen werde.
Der Stadtrat billigte die vorgeschlagenen Sanierungsgründe und Ziele des Ergebnisberichts einstimmig. Im nächsten Schritt sollen nun die betroffenen Bürger und der Träger der öffentlichen Belange beteiligt werden. Die Stadt werde "auf jeden Fall" mit Maßnahmen bis zur nächsten Bürgerversammlung warten, versicherte Neuß: "Die Meinung der Bürger ist uns wichtig."
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