Die CSU-Liste für die Europawahl im Mai 2019 erfüllt vieles, was sich die Parteistrategen wünschen. "Mit der jüngsten und weiblichsten CSU Liste aller Zeiten starten wir hochmotiviert in den Wahlkampf", sagte Christian Doleschal aus Brand (Kreis Tirschenreuth) am Sonntag auf Anfrage unserer Zeitung. Der Oberpfälzer JU-Chef war am Samstag bei der Delegiertenversammlung der CSU zur Europawahl in München auf Platz fünf gewählt worden. Maria Sponsel aus Weiden erhielt Platz 20.
Auf den ersten 20 Plätzen der Liste, die vom Spitzenkandidaten der europäischen Konservativen, dem Niederbayern Manfred Weber, angeführt wird, sind elf Frauen und elf Mitglieder des Parteinachwuchses, der Jungen Union (JU). Auf den als sicher geltenden Plätzen zwei bis vier folgen nach Weber die weiteren Europaabgeordneten Angelika Niebler, Markus Ferber und Monika Hohlmeier.
Bei der Europawahl im Jahr 2014 war die CSU von 48,1 auf 40,5 Prozent abgesackt. Seither ist sie nur mit fünf Abgeordneten im Brüssel vertreten, drei weniger als zuvor. Angesichts der Ergebnisse der CSU bei der Landtagswahl gilt inzwischen auch Platz fünf als Wackelplatz. Vor vier Jahren war Albert Dess auf diesem Platz noch ins Europaparlament eingezogen. Dess tritt nicht mehr an.
Der 30-jährige Doleschal ist zuversichtlich. Es sei ein wunderbarer Tag gewesen, alles habe ideal geklappt. Dank der Unterstützer aus ganz Bayern habe er in München keinen Gegenkandidaten gehabt. Für den Juristen ist Platz fünf "ein aussichtsreicher Platz" und ein "weiterer wichtiger Schritt". "Am Ende entscheidet am 26. Mai der Wähler, ob unsere Region in Brüssel mit am Tisch sitzt", sagte Doleschal. Die Voraussetzungen dafür sind nach seiner Meinung nicht schlecht.
Der JU-Chef betont, er sei fest überzeugt, dass "Europa das Zukunftsprojekt ist und wenn es gelingt die richtigen Antworten auf die großen Fragen zu geben, Europa eine großartige Zukunft haben wird". Gerade für die Oberpfalz die mit der EU-Osterweiterung vor 14 Jahren endgültig von der Randlage am Eisernen Vorhang in das Herz Europas gerückt ist, sei "das Zusammenwachsen Europas von besonderer Bedeutung. Das wollen wir auch künftig in den Fokus rücken."
Rückenwind verspricht sich Doleschal, wie viele in der CSU, durch die Spitzenkandidatur Webers: "Wir wollen die historische Chance nutzen und künftig mit Manfred Weber den EU-Kommissionspräsidenten stellen", sagte der Oberpfälzer. Das sei eine einmalige Gelegenheit für Bayern. Daher sei die Stimmung auf der Versammlung in München äußerst positiv gewesen, berichtete er. Der Tirschenreuther CSU-Landtagsabgeordnete Tobias Reiß lobte Doleschal als politisches Ausnahmetalent. Der 30-Jährige stehe wie Manfred Weber "für ein Europa der Regionen, das gerade auch für junge Menschen Wohlstand und Chancen sichern muss", sagte Reiß, der mit Doleschal im Gemeinderat von Brand sitzt. Als Vertreter aus der Grenzregion werde sich der JU-Chef um die "weitere Förderung und Entwicklung der Grenzregionen kümmern", sagte Reiß.
"Ich will kein Europa des Egoismus und Nationalismus", sagte Weber am Samstag in München. Der Niederbayer warb dafür, weiter Brücken zu bauen. "Ich möchte Europa eine bayerische, eine deutsche und eine europäische Richtung geben und Europa christlich, sozial und demokratisch in die Zukunft führen." Weber, Fraktionsvorsitzender der europäischen Konservativen (EVP), war am 8. November in Helsinki als europäische Spitzenkandidat gewählt worden. Sollte die EVP stärkste Partei werden, könnte der 46-Jährige EU-Kommissionspräsident werden.
Nach Doleschal auf Platz fünf folgen die Bundestagsabgeordneten Marlene Mortler und Bernd Posselt. Der Chef der Paneuropa-Union Deutschland und Vorsitzende der Sudetendeutschen Volksgruppe hatte sich als Europakandidat der Münchener CSU Platz sieben gesichert. Der 62-Jährige war von 1994 bis 2014 Mitglied des Europaparlaments. Im Jahr 2014 hatte Posselt wegen des schlechten CSU-Ergebnisses den Wiedereinzug nur knapp verpasst.
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