Deutschland und die Welt
25.01.2024 - 06:00 Uhr

OTon: Ein Leben ist nicht genug

Was wäre, wenn ...? Ein Leben steckt voller Möglichkeiten und Entscheidungen. Doch die zu treffen ist gar nicht immer so leicht. Was wäre, wenn man alle auch wieder rückgängig machen könnte, frägt sich Redakteurin Kathrin Moch.

In der Mitternachtsbibliothek – einem Ort zwischen Raum und Zeit – bekommt die Protagonistin des Buches die Möglichkeit Entscheidungen in ihrem Leben zu überdenken. Bild: kmo
In der Mitternachtsbibliothek – einem Ort zwischen Raum und Zeit – bekommt die Protagonistin des Buches die Möglichkeit Entscheidungen in ihrem Leben zu überdenken.

Es gibt da dieses Buch. Es hat einen dunkelblauen Einband, ein buntes Haus auf der Vorderseite. „Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig. Glaube ich dem Klappentext, nimmt sich eine Frau in der Geschichte das Leben. Sie landet in der Mitternachtsbibliothek. Ein Ort zwischen Raum und Zeit, an dem all die Leben versammelt sind, die sie hätte leben können. Von der erfolgreichen Musikerin, die auf großen Bühnen steht, bis zur Kneipenbesitzerin im englischen Hinterland. Eine grandiose Buch-Idee, wie ich finde. Und irgendwie lassen mich die Gedanken dazu nicht los. Welche Leben könnten wir haben? Welche könnte ich haben?

Ich frage mich: "Was würdest du tun, wenn du in der Mitternachtsbibliothek stehen würdest? An welche Stellen deines Lebens würdest du gerne zurückspulen? Wo würdest du gerne einen anderen Weg einschlagen?" Ich bin nicht gut mit Entscheidungen. Hadere oft. Wäge ab. Wieso? Angst. Vermutlich. Vor der Endgültigkeit vieler Entscheidungen. Und davor nicht gut genug zu sein, nicht "die richtigen" Entscheidungen zu treffen. Im Meer der Möglichkeiten ist das Schwimmen oft schwer.

Wie sich ein Leben entwickelt, hängt aber nunmal maßgeblich von unseren Entscheidungen ab. Den kleinen, den großen, auch denen, die wir gar nicht treffen. Und davon, wie wir entscheiden, mit dem Unausweichlichen umzugehen. Krankheit, Tod, Unglücke. Kleine Entscheidungen können dabei durchaus große Auswirkungen haben – sagt übrigens auch die Wissenschaft. In der Chaostheorie ist schon mal vom "Schmetterlingseffekt" die Rede. Vereinfacht gesagt beschreibt dieser: Kleine Änderungen können in einem System langfristige und unvorhergesehene Entwicklungen hervorrufen. Das Wetter ist ein Beispiel dafür – trotz genauer Messungen, immer noch ziemlich unberechenbar.

Zurück in die Mitternachtsbibliothek. Die Protagonistin steht vor der Entscheidung: Endgültig sterben oder ein anderes Leben "ausprobieren"? Ich habe das Buch noch nicht zu Ende gelesen. Weiß also noch nicht, welche Lehre die Protagonistin aus ihrem Besuch an diesem ungewöhnlichen Ort zieht. Zum Abschluss dieses OTons gibt es deshalb keinen weisen Spruch, sondern nur die Frage: Was würdest du tun, wenn du in der Mitternachtsbibliothek landest?

Deutschland und die Welt18.01.2024
Oberpfalz11.01.2024
Hintergrund :

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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