Eberhardsbühl bei Edelsfeld
11.10.2023 - 17:07 Uhr

Ein Film zeigt, wie im Jahr 1989 eine Hausschlachtung in Edelsfeld ablief

Das Publikum vor der Kinoleinwand greift in der Regel gern zum Popcorn. Die Besucher eines Filmabends in der Goglhof-Scheune ließen sich jetzt Griebenschmalzbrote schmecken. Sie passten einfach besser zum Film.

Vegetarier hätten wohl Reißaus genommen, wenn in früheren Zeiten auf dem Bauernhof ein Schwein sein Leben lassen musste: Ein Film aus dem Jahr 1989 schildert den Ablauf einer Hausschlachtung. Vorgeführt wurde er jetzt im Freilandmuseum Goglhof in Eberhardsbühl (Gemeinde Edelsfeld). Musik, Geschichten und Gedichte bildeten den passenden Rahmen dazu.

Die große Scheune mit ihren bäuerlichen Gerätschaften war zum Kino umfunktioniert worden, als der Freundeskreis Goglhof zum Filmabend einlud. Die Idee kam von der Edelsfelder Heimatpflegerin Elfriede Winter. Vor 20 Jahren wurde ihr ein Video übergeben, in dem Hans Ernst eine Hausschlachtung bei der Familie Graf - mit Hausnamen "Kannersbauer" - in Edelsfeld aufgezeichnet hat. So kam es, dass in der Museumsscheune die alte und die neue Zeit aufeinandertrafen, denn erstmals kam dabei die neue Multimedia-Anlage zum Einsatz, vorgestellt und bedient von Ernst Luber, dem Vorsitzenden der Goglhof-Freunde.

Nachdem Jakob List, der Betreiber des Goglhofs, das große Scheunentor wegen der abendlichen Kühle geschlossen hatte, war erst einmal Hans Pirner, der "Haberer Hans" aus Bernricht, an der Reihe. Nicht nur für die Bairischen auf seiner Ziehharmonika bekam er den Beifall der Gäste, sondern auch für seine Gedichte in echt Oberpfälzer Mundart. Dabei ging es natürlich auch ums Schlachten, um die Sau Annamirl und einen ungeschickten Fleischer, der als "Hundsmetzger" verspottet wurde.

Bei Elfriede Winter sind es großteils eigene Erinnerungen an die "Knocha", die laut Kreisheimatpfleger Dieter Dörner bereits in Amberg nicht mehr so, sondern Schlachtschüssel heißt. Viermal im Jahr, so Elfriede Winter, sei in ihrem Elternhaus eine Sau geschlachtet worden. "Ich habe da schon einmal Blut gerührt", sagt sie und erinnert sich an den Transport des Troges auf der holprigen Dorfstraße, das Reinigen des Waschkessels, an die Zutaten, die ihre Mutter für die Verarbeitung des Fleisches besorgen musste. "Selbstverständlich wurde alles vom Schwein verwertet, auch die Ohren und die Füße", sagt sie, "was auch heute wieder in vielen Bereichen angestrebt wird."

Sie erinnert sich an das Essen am Schlachttag, die Brotsuppe, den Preßsack, die Bratwürste und auch an den Veterinär Dr. Ruckdäschel, der das Fleisch auf Trichinen untersuchte. Diese Aufgabe erfüllte der Tierarzt auch in jenem Film, der eine Hausschlachtung im Januar 1989 beim Kannersbauern Graf in Edelsfeld dokumentiert.

Der Bauer, sein Bruder und weitere Familienmitglieder wurden von Hans Ernst gefilmt, und zwar vom Einfangen der grunzenden Sau bis hin zum gemeinsamen Essen der Schlachtschüssel. Die Hauptrolle kam dabei dem Metzger zu. Günter Spies aus Edelsfeld, genannt der Wirts-Günter, war bekannt als Hausschlachter und von Montag bis Samstag unterwegs in den Bauernhöfen. Er verstand sich nicht nur darauf, die Sau zu schlachten und fachgerecht zu verarbeiten. Da er viel herumkam, wusste er auch so manche Geschichten zu erzählen. Sein Humor blitzte im Film immer wieder auf in den Dialogen mit seinen Helfern in der "Wurschtkucha". Sein Werken mit dem frisch gewetzten Messer, mit dem Hackbeil und dem Gedärmen der Sau war nicht immer geeignet für zarte Gemüter. Die Schlussszene aber, als der Metzger und die ganze Familie nach getaner Arbeit um den Tisch saßen und sich die Knocha schmecken ließen, da hätte manch einer gern mitgemacht. Ein „Magentratzerl“ stattdessen gab es in der Scheune mit schmackhaften Griebenbroten, die Elfriede Winter und Resi List vorbereitet hatten.

 
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