Ensdorf
01.02.2022 - 09:08 Uhr

Bischof Rudolf Voderholzer bittet um Vergebung wegen der Missbrauchsfälle in der Kirche

Die Ensdorfer Salesianer erinnern an den Todestag ihres Ordensgründers Don Bosco. Im Mittelpunkt steht der Festgottesdienst mit Diözesanbischof Rudolf Voderholzer. Der spricht in seiner Predigt auch die Missbrauchsfälle in der Kirche an.

Den Festgottesdienst zum Gedenken an den Ordensgründer der Salesianer Don Boscos zelebriert Diözesanbischof Rudolf Voderholzer in der Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf. Bild: bö
Den Festgottesdienst zum Gedenken an den Ordensgründer der Salesianer Don Boscos zelebriert Diözesanbischof Rudolf Voderholzer in der Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf.

Den Gottesdienst zum Don-Bosco-Jahrestag in der Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf ließen schon der Refrain das Eingangslied „Du bist da“, das die Gruppe Creatione unisono vortrug, und das abschließende „Großer Gott wir loben dich“ zu einem besonderen Erlebnis werden. Zusammen mit Diözesanbischof Rudolf Voderholzer erinnerten die Salesianer im Kloster Ensdorf an den Todestag ihres Ordensgründers Don Bosco am letzten Januartag des Jahres 1888. Mit dieser Feierstunde sind die Ensdorfer nicht allein. In den Don-Bosco-Einrichtungen überall auf der Welt erinnert man in diesen Tagen an ihren aus Norditalien stammenden Ordensgründer.

Den Festgottesdienst zelebrierte Diözesanbischof Rudolf Voderholzer, der zusammen mit Klosterdirektor Pater Ulrich Schrapp, dem Ensdorfer Pfarrer Slawomir Niemczewski und den in Ensdorf lebenden Salesianer-Patres Josef Weiß, Boguslaw Dys, Alfred Lindner und Fritz Teetz am Altar stand.

Wie Pater Direktor Ulrich Schrapp erinnerte, konnten die Salesianer im Jahr 2020 auf ihre 100-jährige Geschichte in Ensdorf zurückblicken. Man habe der 900 Jahre zurückliegenden Gründung des Klosters im Jahr 1121 Corona-bedingt nur in kleinerem Rahmen gedacht, und auch das für heuer geplante Don-Bosco-Fest sei ein Opfer der Pandemie. Zusammen mit Bischof Rudolf Voderholzer versuche man, "das außergewöhnliche Charisma Don Boscos und die Bedeutung seines Werkes für die vielen gerade jetzt arg gebeutelten Kinder und Jugendlichen in den Blick zu nehmen und Wege aufzuzeigen, die das Leben junger Menschen gelingen lassen“.

Wie der Diözesanbischof sagte, solle trotz des schwierigen Umfeldes das Don-Bosco-Fest nicht ausfallen und dieser Tag würdig begangen werden. Er erinnere sich gut an die Weihe des neu gestalteten Volksaltars nach der umfangreichen Kirchensanierung Anfang Oktober 2017 zum 300. Jahrestag der ersten Weihe. Heute gedenke man der vielen Menschen, die im Dienst der Salesianer in Ensdorf in über 100 Jahren gewirkt haben.

Bischof bittet um Vergebung

In seiner Predigt ging Bischof Rudolf Voderholzer auch auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und deren Aufarbeitung ein. „Sie erwarten von mir zu Recht ein Wort zu den aktuellen Debatten“, stellte er fest. Er habe sich im Zusammenhang mit der Aufklärung und Aufarbeitung der Fälle körperlicher Gewalt und sexuellen Missbrauchs in Einrichtungen der Regensburger Domspatzen und anderswo bereits vor Jahren geäußert. „Jeder Fall ist einer zu viel“, betonte der Bischof. Und weiter: "Ich kann die Betroffenen nur um Vergebung und um die Annahme der bereitgestellten Ausgleichzahlungen bitten als ein Zeichen unserer Bereitschaft, nach unseren Möglichkeiten zur Heilung und zur Befriedung beizutragen. Denn die Täter sind in den allermeisten Fällen längst verstorben."

"Die Maßnahmen, die seit dem Jahr 2002, und dann noch einmal seit 2010 bezüglich Opferperspektive, Sensibilisierung und Prävention ergriffen worden sind, hatten auch Erfolg", erklärte Voderholzer. Erst vor einigen Tagen habe Jesuitenpater Hans Zollner, Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission, zu besorgten Eltern in einem Interview gesagt: „Kinder sind in der Kirche sicher, vielleicht sogar sicherer als irgendwo anders.“ Kaum eine andere Institution dürfte sich so "offen, selbstkritisch, konsequent und auch von außen kritisch begleitet" mit dem Skandal des Missbrauchs auseinandersetzen wie die Kirche.

Zur Pandemiezeit merkte der Diözesanbischof an, dass Kinder und Jugendliche wohl am meisten darunter litten. Er sehe noch kein großes Licht am Ende des Tunnels. Besonders freue er sich über die gelungene Sternsinger-Aktion. Sein Dank galt dem Bildungshaus der Salesianer für seine Jugendarbeit, aber auch allen, "die sich nicht entmutigen lassen, den Menschen wieder ein Stück Normalität zurückzubringen“.

Ensdorf24.10.2019
Don-Bosco-Fest in Ensdorf (von links): Pfarrer Slawomir Niemczewski, Bischof Rudolf Voderholzer, Pater Direktor Ulrich Schrapp und Pfarrer Konrad Ackermann. Bild: bö
Don-Bosco-Fest in Ensdorf (von links): Pfarrer Slawomir Niemczewski, Bischof Rudolf Voderholzer, Pater Direktor Ulrich Schrapp und Pfarrer Konrad Ackermann.
"Jeder Fall ist einer zu viel", sagt Bischof Voderholzer zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche und bittet die Betroffenen um Vergebung. Bild: bö
"Jeder Fall ist einer zu viel", sagt Bischof Voderholzer zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche und bittet die Betroffenen um Vergebung.

"Ich kann die Betroffenen nur um Vergebung und um die Annahme der bereitgestellten Ausgleichzahlungen bitten als ein Zeichen unserer Bereitschaft, nach unseren Möglichkeiten zur Heilung und zur Befriedung beizutragen. Denn die Täter sind in den allermeisten Fällen längst verstorben."

Diözesanbischof Rudolf Voderholzer

 
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