Erlheim bei Ursensollen
27.09.2021 - 11:14 Uhr

Ursensollener Senioren können endlich wieder in Gemeinschaft Heimat erkunden

Über 30 Teilnehmer erhalten vom Ortsheimatpfleger Josef Schmaußer (links) interessante Einblicke in die Geschichte der Region um Erlheim und Bittenbrunn. Bild: schß
Über 30 Teilnehmer erhalten vom Ortsheimatpfleger Josef Schmaußer (links) interessante Einblicke in die Geschichte der Region um Erlheim und Bittenbrunn.

Über 30 Personen nahmen das Angebot der Seniorennetzwerke Ammerthal und Ursensollen wahr, die Gegend um Erlheim zu erkunden. Heimatpfleger Josef Schmaußer vermittelte ihnen bei idealem Wanderwetter Einblicke in die Heimat- und Kunstgeschichte. Bei einer Führung durch die Filialkirche St. Laurentius stellte er deren geschichtlichen Hintergrund dargestellt. Bereits 1010, also 24 Jahre früher als Amberg, früher als Nürnberg, Berlin und München, werden Erlheim, Bittenbrunn und auch Schmidmühlen als Besitz des Klosters St. Emmeram zu Regensburg erwähnt. Pilifried, wahrscheinlich die Witwe des Grafen Ernst von Hohenburg, schenkte mit dieser Urkunde 21 Leibeigene von Bittenbrunn und 20 Leibeigene von Erlheim dem Kloster. Laut dieser Urkunde waren allein 55 Personen der Kirche St. Laurentius dienstbar.

Bei der Renovierung der Filialkirche St. Laurentius in den 1960er-Jahren wurde ein hochgotisches Fenster im Chor zugemauert, das aber vor elf Jahren wieder freigelegt wurde. Eine genaue Datierung des Fenster ist nicht möglich, doch einige Stilmerkmale verweisen in das frühe 15. Jahrhundert.

Ein Exkurs über die Erlheimer Schule von 1834 bis 1965 schloss sich an. Nahe der Kreisstraße AS 9 findet sich die Bittenbrunner Quelle. Da fließendes Wasser in der Alb eine Seltenheit ist, bot die „Quelle der Biota“ eine wichtige Lebensgrundlage schon für die Menschen der Vorzeit. Schulbuben aus Garsdorf fanden Anfang der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts einen Kilometer entfernt im Sandloch ein Steinbeil aus der Michelstädter Kultur, also von mindestens 8000 vor Christus. Die Quelle liegt ganz nahe an der „Wacht“, einem wichtigen Rastplatz schon in der Keltenzeit und Kreuzung zweier wichtiger Altstraßen.

Das Saßlhofmarterl steht zwischen Garsdorf und Erlheim. Dessen „Arme Seelen im Fegefeuer"-Bild verkörpert einen weit verbreiteten Typus eines Flurmals. Der Überlieferung nach wurde das Marterl aus Anlass eines Unglücksfalles errichtet. Ein aus dem Saßlhof südöstlich von Erlheim stammender Bauer soll von scheuenden Ochsen, die er am Lenkstrick führte, zu Tode geschleift worden sein.

Mit diesem Marterl war bis 1962 ein Brauch verbunden. Früher hielt an dieser Stelle der Totenwagen, wenn ein Verstorbener von Garsdorf zum Friedhof von Erlheim überführt wurde. Auf der Rückfahrt von der Beerdigung wurden am Marterl die Strohwischerln, auf denen der Sarg gestanden hatte, damit er nicht hin- und herrutschte, abgeworfen und verbrannt. In der Gemeinde Ursensollen ist dieser Brauch noch für den Weg der Toten von Thonhausen nach Hausen beim Gelbmüller-Marterl und für den Weg von Oberhof nach Ursensollen am Oberhofer Kreuz bezeugt.

Das Marterl mit dem „Arme Seelen im Fegefeuer"-Bild verkörpert den weit verbreiteten Typus eines Flurmals. Im September 1991 wurde das renovierte Marterl eingeweiht. Nun müsste der Bildstock wieder gestrichen werden. Bild: schß
Das Marterl mit dem „Arme Seelen im Fegefeuer"-Bild verkörpert den weit verbreiteten Typus eines Flurmals. Im September 1991 wurde das renovierte Marterl eingeweiht. Nun müsste der Bildstock wieder gestrichen werden.
Das interessante hochgotische Lanzettfenster im Chor von St. Laurentius (das Patrozinium leitet sich von der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn am 10. August 955 her) wurde erst vor elf Jahren wieder freigelegt. Bild: schß
Das interessante hochgotische Lanzettfenster im Chor von St. Laurentius (das Patrozinium leitet sich von der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn am 10. August 955 her) wurde erst vor elf Jahren wieder freigelegt.
 
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