Von wegen kleine Geschäfte können nicht mehr bestehen: Den Laden von Hubert Schmidt aus Eschenbach gibt es schon seit 1846 – also 175 Jahre. Das belegt eine Gründungsurkunde, die der 60-Jährige zusammen mit einem Dokument der IHK zum 125-jährigen Bestehen in Ehren hält. Das kleine Geschäft in einem Altbau am Marienplatz war schon immer in Familienbesitz, erzählt Schmidt. Doch ein Elektro-Geschäft – wie es heute eines ist – war es vor 175 Jahren freilich noch nicht.
Alles fing mit einer Eisenschmiede an, die seine Vorfahren in dem Haus betrieben, berichtet der Eschenbacher, der noch heute in dem Gebäude arbeitet und wohnt. Ob seine Urururgroßmutter, eine geborene Vogl, als sie den Laden übernahm, auch noch Werkzeug schmiedete, kann Schmidt heute nicht mehr sagen. Durch die zweite Hochzeit der Urururgroßmutter wurde aus Vogl schließlich aber der Name Schmidt, und auch das Verkaufsgeschäft für landwirtschaftliche Ware hieß ab da so.
"Was immer verkauft wurde – das hat mein Vater auch gemacht – waren landwirtschaftliche Artikel. Rechen, Spaten zum Beispiel. Zum Teil haben wir das auch heute noch."
Aus Erzählungen seiner Tante weiß Hubert Schmidt auch, dass sein Großvater später auch Ware zu den damaligen Orten im Truppenübungsplatz gefahren hat und diese dort feil bot. "Meinte Tante durfte nie mit, sie war zu jung. Einmal hat sie sich aber unter der Plane versteckt und ist heimlich mitgefahren", weiß er eine kleine Anekdote zu berichten. "Was immer verkauft wurde – das hat mein Vater auch gemacht – waren landwirtschaftliche Artikel. Rechen, Spaten zum Beispiel. Zum Teil haben wir das auch heute noch", erinnert sich der 60-Jährige. "Als ich ein kleines Kind war, hat der Vater aber auch schon mit Waschmaschinen gehandelt." So habe sich das Sortiment immer weiter verändert. Eine alte Waschmaschine mit Anleitung aus dieser Zeit hat Schmidt erst beim Umräumen seines Lagers entdeckt. "Die Waschmaschine sieht aus wie eine Schleuder. Das wäre etwas fürs Museum", kommentiert er den Fund. Aber auch Langlauf-Ski, Schlittschuhe, elektrische Haushaltsgeräte und Waffen gehörten zum Sortiment, als Schmidt noch ein Bub war. "Ein Haus für alles" hatte sein Vater, weiß der 60-Jährige heute.
Mitgeholfen im Laden hat Hubert Schmidt schon früh, 1989 übernahm er das Geschäft dann endgültig, nachdem er den Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers gelernt hatte. Viele Jahre reparierte er fünf bis zehn Fernseher am Tag, dann kamen die Flachbildschirme. "Das mache ich jetzt nicht mehr. Die Geräte sind nicht mehr zum Reparieren gebaut, aber es gibt noch andere Sachen, die man reparieren kann." Erst vor Kurzem hat er ein altes Tonbandgerät wieder auf Vordermann gebracht. Das Handwerk macht ihm immer noch Spaß, trotzdem sei es schwierig, neben den heutigen Elektrogeschäft-Riesen zu bestehen, sagt er. "Wenn das so weitergeht, weiß ich nicht, wie lange wir uns noch halten können." Die Ära eines jahrzehntelangen Eschenbacher Familienbetriebs wäre dann endgültig zu Ende.
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