Eschenbach
16.10.2019 - 11:37 Uhr

Von Böhmen in die Oberpfalz

Ein ganzes Leben in Traumvisionen erzählt Professor Klaus Pörtl den Zuhörern im Museum "beim Taubnschuster": Er stellt sein neues Buch „A Dios“ über die Lebensstationen seines Vaters vor.

Klaus Pörtl bei seiner Lesung im Museum "beim Taubnschuster". Bild: hev
Klaus Pörtl bei seiner Lesung im Museum "beim Taubnschuster".

Die erste davon war im südböhmischen Budweis, wo Pörtls Vater zur k.-u.-k.-Zeit als Kind viele Stunden im Bauernhaus seines Großvaters verbrachte. Das ursprünglich gute Verhältnis zwischen Deutsch-Böhmen sowie ihren tschechischen Nachbarn und Verwandten bekam im Nationalismus des Sprachenkonflikts allerdings die ersten Kratzer.

Dann folgte der Nationalsozialismus, der durch militärische Gewalt die Existenz des Tschechoslowakischen Staates beendete. Bis zur Flucht vor den kommunistischen Zwangsmaßnahmen in der "Nachkriegstschechei" durchschritt der Vater des Autos in seinem Leben alle Tiefpunkte der deutsch-böhmischen Beziehungen des 20. Jahrhunderts.

Auf der anderen Seite begleiteten diese Hoffnung gebende persönliche und familiäre Entwicklungen: die Ausbildung zum promovierten Juristen und akademischen Musiker, die Heirat mit einer selbstbewussten attraktiven jungen Dame aus gutem Hause, die Karriere als Staatsanwalt und auch nach der Flucht ins Nachkriegsdeutschland der gelungene Neustart als Musiker und Richter.

All das erzählt Pörtls Vater in dem Buch in Traumsequenzen am Ende seines langen Lebens, in denen er ein ehrliches Resümee versucht, das auch die Rolle eines NS-Juristen im Krieg mit Führertreue und Todesurteilen nicht ausspart. Da wird der Rückzug in den "Schoß der Mutter Kirche" mit Orgelklang und Chorgesang verständlich und hilfreich.

Für die Eschenbacher Zuhörer natürlich besonders interessant war die Zeit von 1945 bis 1951, in der der menschliche Empfang und die praktische Unterstützung durch die Einheimischen der Familie in der Rußweiherstadt einen Neubeginn ermöglichten. Dieser prägt bis heute das herzliche Verhältnis des Autors zu seiner „zweiten Heimat“ Eschenbach.

 
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