Eschenbach
12.04.2019 - 11:53 Uhr

Mit Dampfbad und "Irrenzelle"

Heute suchen die Menschen oft schon bei leichtem Unwohlsein den Hausarzt auf. Und bei langwierigen Krankheiten oder Operationen ist selbstverständlich die Klinik zuständig.

Das 1912 in der Jahnstraße errichtete Distriktskrankenhaus Eschenbach auf einer Postkarte aus der damaligen Zeit: Diese ist in der Sonderausstellung im Museum "Beim Taubnschuster" zu sehen, die morgen, Sonntag, endet. Bild: hev
Das 1912 in der Jahnstraße errichtete Distriktskrankenhaus Eschenbach auf einer Postkarte aus der damaligen Zeit: Diese ist in der Sonderausstellung im Museum "Beim Taubnschuster" zu sehen, die morgen, Sonntag, endet.

Von einer solchen ärztlichen Versorgung wagten die Menschen in früherer Zeit nicht einmal zu träumen. Sie versuchten, sich mit Hausmitteln zu behelfen, denn die Behandlung durch einen Arzt konnten sich nur die Wenigsten leisten.

Erst 1869 entstand in Eschenbach ein Distriktkrankenhaus mit acht Betten in einer ehemaligen Tuchfabrik in der Oberen Schlossgasse. Für dieses und den gesamten Bezirksamtsbereich von Gmünd bis Thurndorf und Neuhaus an der Pegnitz war ein Bezirksarzt zuständig. Ab 1890 wurde er von Mallersdorfer Franziskanerinnen in der Krankenpflege unterstützt.

Da war es schon ein großer Fortschritt, als 1912 in der heutigen Jahnstraße ein neues Krankenhaus eingeweiht wurde. Das schmucke Gebäude wurde nach den Plänen von Bezirksbaumeister Gabriel Reinhard im „Bailer-Garten“ errichtet. Die Ausführung oblag den Baufirmen Karl Luber aus Eschenbach und Max Reithmann aus Pressath.

Das stattliche Haus hatte sieben Krankenzimmer und war für die damalige Zeit modern ausgestattet mit Zentralheizung, Dampfbädern, Kalt- und Warmwasserbädern, einem Operationssaal, getrennten Zimmern für Lungenkranke und sogar einer „Irrenzelle“, dazu einer „sehr appetitlich aussehenden Küche“ und einer Hauskapelle. Nach wenigen Jahren schon musste es als Lazarett für die Verwundeten des Ersten Weltkriegs dienen.

In seinen besten Zeiten verfügte das Eschenbacher Kreiskrankenhaus über die drei Fachabteilungen: Chirurgie, Innere Medizin und Gynäkologie mit Geburtshilfe. Trotz vorausgegangener Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe begann ab 2005 die allmähliche Demontage, die schließlich im Jahr 2012 zur völligen Schließung führte. Die Feiern zum 100-jährigen Bestehen des Eschenbacher Krankenhauses fielen verständlicherweise ins Wasser.

Die alte Postkarte ist Teil der Ausstellung "Mit den innigsten Grüßen - Alte Postkarten aus dem Städtedreieck" im Museum "Beim Taubnschuster". Diese ist morgen, Sonntag, von 14 bis 17 Uhr zum letzten Mal geöffnet. Im Museumscafé gibt es für die Besucher Kaffee und Kuchen.

 
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