Die "Stodtbergsait'n", im März 1985 gegründet, ist seither ein Garantieposten im Musikgeschehen der Rußweiherstadt. Seit Jahrzehnten begeistert sie ein dankbares Publikum mit Volksmusik, Salonmusik, Evergreens und Wiener Liedern. Zu "nostalgischen Saitensprüngen" lädt die "Stodtbergsait'n" nun am Freitag, 23. August, um 18 Uhr vor "Seeblick 21" am Rußweiher.
Ihr letzter schwungvoller Auftritt war am 8. März bei einem Benefizkonzert "Musik im März" im Sonderpädagogischen Förderzentrum, bei dem sie sich auf eine Zeitreise durch das Musikgeschehen vor 30 bis 60 Jahren begaben. Angesagt war ein Schwelgen in Erinnerungen an durchtanzte Nächte. Begeisterter Applaus blieb nicht aus.
An diesem Freitag bereiten sie den Freunden beschwingter Musik mit ihren neun Instrumentalisten vor der Kulisse des palmenbestandenen Rußweihers einen nostalgischen Sommerabend und lassen die Musikszene der 1920er bis 1970er Jahre lebendig werden.
Zelebrierten die Hobbymusiker in den ersten Jahren mit Geige, Gitarre, Kontrabass und Akkordeon überwiegend Volksmusik aus der Oberpfalz, dem Egerland und aus Franken, änderte sich mit dem Wechsel der Mitglieder auch die Besetzung zu Akkordeon, Geige, Klarinette, Klavier, Querflöte und Saxofon. Trat das Ensemble ursprünglich als "Eschenbacher Geigenmusik" auf, benannte es sich bald in "Stodtbergsait'n" um und ist unter diesem Namen in weitem Umkreis bekannt.
Magischer Abschlussball
Ältere Medienberichte geben Einblick in die "Jugendjahre" einer Gemeinschaft, die sich der heiteren Muse verschrieben hat und ihre Zuhörer instrumental und vokal zu begeistern weiß. So ist nachzulesen, dass Georg Bayerl, im Winter 1985 in Eschenbach zugezogen, Glück mit seiner Abendplanung hatte. "Denn dass es ihn und seine Frau zum Abschlussball des Gymnasiums zog, legte den Grundstein der Streichercombo. In der Aula machte er Bekanntschaft mit Heinrich Kohl, Walter Trötsch und Günter Schorr."
Diese waren sofort begeistert von der bogenschwingenden Volksmusikgruppe, die Bayerl aus Beiersdorf mitgebracht hatte. Als vorteilhaft werteten sie, dass Eschenbach genug Streicher aufzuweisen hatte, deren Talent nur an wenigen Festtagen im Jahr beansprucht wurde, an denen eine Orchestermesse in der Pfarrkirche erklingen sollte.
Verstärkung für die vier Gründungsmitglieder gab es also genug. Franz Geigenberger und Hubert Haberberger unterstützten die Gruppe mit Gitarren, Georg Junkawitsch griff zur Violine und Manfred Schweizer zum Kontrabass. Nun fehlte der Oberpfälzer Herrenrunde eigentlich nur eines: eine weibliche Note hinter den Notenblättern.
Und die meldete sich ganz von selbst, per Inserat. Nicht jedoch in Musikzeitschriften, sondern in einem Pharmazeutenblatt. "Apothekerin (Geigerin) sucht Anstellung in Nordbayern", fiel es Apotheker Karlheinz Keck bei der Lektüre in die Augen. Grund genug für ihn, die Hamburgerin Annett Howoldt (verehel. Legeler) nicht nur einzustellen, sondern auch gleich bei der "Stodtbergsait'n" unterzubringen. Bald darauf stieß auch Renate Keck mit ihrem Akkordeon zur Gruppe.
Die Gründergruppe wuchs. Norbert Habermeier und Sigrun Kiener kamen als Violinistinnen dazu, Clemens Dötsch löste Schweitzer am Kontrabass ab. Heinrich Kohl, der nach zwanzig Jahren immer öfter zum Saxofon griff, erhielt Unterstützung von Erwin Krieger. Franz Schupfner lieh der Combo zu besonderen Anlässen seine Tenorstimme. Regelmäßige Ausflüge führten auch nach Weimar, wo es gar zum Spontankonzert vor Goethes Haus im Park an der Ilm kam.
Repertoire erweitert sich
Das Wachstum machte auch bei der Musik nicht Halt. "Begonnen haben wir mit reiner oberpfälzer, egerländischer und fränkischer Volkstanzmusik", erinnert sich Bayerl. Der erste Auftritt bei einem Geburtstag wurde von einem Gast kommentiert: "Schon ganz gut, aber a bisserl sauberer müsst's scho noch spielen." Doch die "Stodtbergsait'n" begann bald, sich einen Namen zu machen. Sie spielten im Ort, im Nürnberger und Regensburger Land auf und waren schnell bekannt in der regionalen Volksmusikgemeinde. Evi Strehl, vor 20 Jahren Leiterin der Abteilung Volksmusik beim Bayerischen Rundfunk, kam zu den Proben, brachte neue Stücke mit.
Trotz dieser Erfahrungsgewinne wuchs das Bedürfnis nach Veränderungen in der Gruppe. "Wir wollten einfach mal etwas Neues machen", begründet Bayerl den Einstieg in die Schlagermusik. Als Beweis dafür sind unvergessliche Titel wie "Quando, Quando", "Serenade der Liebe", "Mister Cannibal" oder Rocco Granatas "Marina" vom März dieses Jahres. Die "Stodtbergsait'n" bewegt sich heute in der Salonmusik der 1920er Jahre, Wiener Musik mit typischen Dreivierteltaktklängen und Tangos; stimmungsvoll durch die Bank tanzbar.
Größtes Problem nach der Hinwendung zur Salonmusik war die Versorgung mit frischen Noten, denn die Stilrichtung und die Zusammensetzung der "Stodtbergsait'n" war nicht sehr verbreitet. Doch die Eschenbacher hatten Glück. "Wir stießen in Berlin auf ein Musikantiquariat", erinnert sich Georg Bayerl. Dort gab es, was das Musikherz begehrte, und wann immer jemand in die Hauptstadt kam, wurde er verpflichtet, für Nachschub zu sorgen. Bereits vor 20 Jahren – und da klopfen sich die älteren Musiker stolz auf die Schulter, war die entsprechende Ecke des Berliner Ladens leer gekauft.
Garanten für einen stimmungsvollen Sommerabend sind am Freitag Georg Bayerl (Violine, Akkordeon), Klemens Dötsch (Bassgeige), Barbara Dötsch (Flöte, Gesang), Sigrun Eichmann (Violine), Franz Geigenberger (Gitarre), Hubert Haberberger (Klavier), Heiner Kohl (Saxofon, Viola), Johanna Rubenbauer (Klarinette) und Hermann Schreml (Akkordeon). 1985 gegründet, standen die Mitglieder der "Stodtbergsait'n" im Zentrum ihres Lebens und blickten mit Tatkraft nach vorne. Mittlerweile haben sich die Reihen gelichtet, leuchtet (glänzt) das Weiß der Haare. Geblieben sind Begeisterung und Freude an Evergreens, Wiener Liedern und Salonmusik.
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