Eschenbach
12.02.2023 - 12:50 Uhr

Mundartautor Dieter Radl: "Dialekt is wei Latein, nur die Besten kinnas"

Oberpfälzisch ist eine eigene Sprache, die wissenschaftlich begründet ist. Den Nachweis liefert Mundartautor Dieter Radl, der sein Oberpfälzer Herz auf der Zunge trägt, bei einer vergnüglichen Lesung in Eschenbach

Neudeutsch war tabu, als Karlheinz Keck im Kulturzentrum „Beim Taubnschuster“ Dieter Radl, den Kulturpreisträger der Stadt Sulzbach-Rosenberg, willkommen hieß und ein unterhaltsames Programm ankündigte. Über mehr als zwei Stunden führte der leidenschaftliche Streiter für den Oberpfälzer Dialekt sein Auditorium auf eine imaginäre Zeitreise durch ein Kulturgut, das für die „Eingeborenen“ ein Stück Identität und ein Stück Heimat bedeutet. Der vergnügliche und herzerwärmende Abend wurde zu einer kurzweiligen Liebeserklärung für die heimische Mundart. Mit Nachdruck betonte der ehemalige Förderlehrer, dass Schülerbildung und Dialekt zusammenpassen und beklagte, dass die Schullandschaft den Dialekt ablehnt. Daraus folgerte er: „Han mia oam dra!“

Dem liebenswerten Plauderer, der bereits 2018 beim Heimatverein sein Mundartbuch „Wai mir da Schnowl gwaggs is“ vorgestellt hatte, haben es nicht nur die vielseitigen Facetten des hiesigen Dialekts angetan, bei denen man als Oberpfälzer mit wenigen Worten so viel ausdrücken kann wie mit ellenlangen Sätzen im Hochdeutschen. Für ihn bedeute der Dialekt, „die Heimat auf der Zunge tragen“. Radl räumte ein, dass die Oberpfalz wegen ihrer Eigenarten in der Mundart für Auswärtige „global unverständlich“ sei und erteilte dem „eingeschlichenen, komödiensprachigem Soft-Bayrisch“ eine deutliche Absage. Den etwas zurückhaltenden und erst auf den zweiten Blick redebereiten Oberpfälzern widmete Radl die Aussage: „Mit de Leit mou ma redn kinna, sagt der Oberpfälzer, wenn a moch.“

Auf den Punkt gebracht

Gerne wandte er sich Szenen mit Lautmalereien zu und erzielte nicht nur mit seinen köstlichen "Ou"-Variationen Heiterkeitsausbrüche. Geradezu mit Freude wandte er sich der Aufzählung von Namensgebungen zu, mit denen er nachwies, wie sehr der Dialekt derb, deftig aber auch zart sein kann. Den Nachweis eines „herrlichen Konjunktivs“ im Dialekt fand er in der Folge von „heit i, tat i und war i“. In der Mundart sah er zudem ein Medium, um unangenehme Aussagen machen zu können – ohne direkt zu kränken. Dazu passte auch sein Spruch: „Leiwa dick platzt, als dirr verreckt.“ Phonetische Besonderheit sprach er dem „a“ zu, das bei „a Malaff“ sogar dreierlei Klangfarbe erhält. Stets in Prosa und Reimform wechselnd wandte sich der Mundartdichter an sein begeistertes Publikum und philosophierte: „Dialekt is wei Latein, nur die Besten kinnas.“

Mit einer Serie von Landschaftsbildern und ländlichen Motiven zeigte Radl sein Gespür für „Kunst“ in der Natur, rief dazu auf „Hi schaua und zou huachn!“ Von nachdenklich bis munter reichten seine sozial- und umweltkritischen Variationen, in die er das ländliche Alltags- und Familienleben einbezog.

Die „Wirtshausmusi“ bereicherte die Lesung mit Beiträgen von der Südtiroler „Nationalhymne“ bis zum „Böhmichhen Traum“ und erinnerte an das kürzlich verstorbene Eschenbacher Musikgenie Ernst Bitterer, dem stets daran gelegen war: „Hetschern mous!“. Ovationen entlockten Radl abschließend noch ein paar erheiternde Bonmots.

 
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