Bei der Vorstellung des 104-seitigen Werks "Heimat Eschenbach", Band 46, im Kulturzentrum Taubnschuster betonte Schriftleiter Karlheinz Keck: „Wir sind mit unserer Publikation oberpfalzweit bekannt, in allen Archiven, Bibliotheken und auch in Universitäten vertreten und die Aufsätze werden von forschenden Historikern verwendet.“ Der Vorsitzende des Heimatvereins freute sich über die nahe 300 Abonnenten. Dank sagte er dem „Vielschreiber“ Hans Ott, von dem bereits mehr als 100 Aufsätze stammen. Gemeinsam mit einigen Autoren stellte er die Aufsätze vor und ging auf deren Inhalte ein.
Etwa die über die "Hansa Nanni". Sie kam täglich nach Eschenbach mit zwei Stöcken un einem Rucksack, um Kleinigkeiten bettelte und während des Dritten Reichs beim Eintreten in eine Amtsstube „Grüß Gott“ sagte. Als der Beamte sie mit “Heil Hitler“ anherrschte, erhielt er zur Antwort: „Wos, Vormittoch a scho?!“
"Ein Haufen sittenloser Menschen"
Noch weiter zurück reicht die Geschichte von Ott zum Weiler Weidelberg, der bereits 1285 im bayerischen Herzogsurbar erwähnt ist, einst zum Eigentum von Friedrich Barbarossa gehörte und 1570 mit der Haltung von mehr als 600 Schafen die Basis der Eschenbacher Weber bildete. Ott befasst sich auch mit der Sanierung der Stadtkasse vor 200 Jahren und zitiert den Staatskommissär Joseph von Destoches: „Das Volk von Eschenbach erscheint als ein Haufen sittenloser, ungestümer, eigensinniger, unüberlegter und unvernünftiger Menschen, die niemals einen Unterricht genossen, sondern immer hier nach zügelloser Leidenschaft gehen...“. Er beschreibt die sehr desolate Lage und berichtet von dem rechtskundigen Bürgermeister Prunhuber, der endlich neuen Schwung bringt. Dabei zählt er 69 Grundstücke auf, die zum Verkauf angeboten sind, darunter auch der Grünhundweiher und die Stirnbergweiher.
Torwächter im "Diebesloch"
Mit 91 Ratsprotokollen des 16. und 17. Jahrhunderts, in denen unter anderem den Torwächtern der beiden Stadttore wiederholt die Aufgaben erklärt werden, befasst sich Albert Furtner und zitiert: „Die beiden Wächter wurden für 4 Tage ins Diebsloch gestraft“, „Friedrich Thurn, Thorwart am Obern Thor wurde wegen hitziger Reden gegen den Bürgermeister Hans Wolf Riepl mit 3 Stunden Gefängnis bestraft.“
Mathias Helzel geht der Geschichte des Adelsitzes „Putzmanns“ nach, der 1069 in der Zeugenreihe zur Gründung des Klosters Banz genannt wird und von dem nur der Name der Waldabteilung Putzmanns erhalten blieb. Unweit des alten Ortes Putzmanns, der 1468 als „Oedes Gut Putzmanns“ bezeichnet wurde, begann 1736 der Bau der Wallfahrtskirche Weißenbrunn bei Thurndorf.
In Jugenderinnerungen schwelgt Professor Johann Albrecht Mintzel (Passau). Er verbrachte die letzten Jahre des Zweiten Weltkrieges mit Mutter, Geschwistern und Großvater auf der Holzmühle, wo die Familie Schutz vor Luftangriffen auf Nürnberg fand. Er schildert seine Erlebnisse vom Leben in der Holzmühle, in der Dorfschule Tremmersdorf und beim Gang durch das zerbombte Nürnberg.
Offene Augen für Bäume
Mit „Alleen im Eschenbacher Land“ regt Bernd Thurn dazu an, den Baumbestand an Straßen und Wegen mit offenen Augen zu betrachten. Mit 47 textbegleitenden Bildern unternimmt er eine Wandertour und beklagt die weitgehende Beseitigung von Alleen.
„Wie ich die Motorisierung der Landwirtschaft in Eschenbach erlebte“ beschreibt Wolfgang Reiß und liefert dazu Bilddokumente. Er beginnt am Tag nach der Rechtholzvergabe, „als oft fünf oder mehr ‚Kouhpritscher‘ hintereinander den Birschlingweg hinunter fuhren“ und endet mit der Anspielung an die Stallhaltung einst und jetzt mit dem Bekenntnis: „Wenn ich ein Rindvieh wäre, würde ich zehnmal lieber in einem heutigen großen, hellen und luftigen Stall sein als unser kleiner, alter, dunkler und muffiger Stall war.“ Reich bebildert beschreibt Bernd Thurn nicht nur das Wirken der Steinmetzfamilie Prösl, von der auch das Kriegerdenkmal Oberbibrach und die Nepomuk-Statue in Eschenbach stammen. Sein Beitrag „Vom Milchbankl zum Milchhof“ beschreibt die Milcherfassung und Milchversorgung von den 1930er bis zu den 1970er Jahren.
Seine Laudatio auf den vor einem Jahr verstorbenen Ernst Bitterer, der über Jahrzehnte das gesellschaftliche Leben Eschenbachs bereicherte, beendet Heiner Kohl mit dem Nachruf: „Was bleibt, ist die Erinnerung an einen lebensfrohen Musiker mit dem wohl treffenden Ehrentitel ‚Stadtmusikant von Eschenbach‘. Danke, lieber Ernst!“ Mit Hubert Tremls Versen „Hinterm Stodldouadürl“ gibt Bernd Thurn der „Heimat Eschenbach 2023“ einen heiteren Schlussakkord.
Fakten zu "Heimat Eschenbach 2023"
- „Heimat Eschenbach 2023“ ist der 46. Band
- Inhalt: heimatkundliche Geschichten auf 104 Seiten
- erhältlich in der Stadtapotheke und bei der Buchhandlung Bodner (Pressath)
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.