Dies war nicht immer so, auch nicht in der mitunter hochgelobten „guten alten Zeit“. Denn vor zirka 120 Jahren war es dort noch recht still und beschaulich. Am Ostufer reichte das Wasser bis an die Straße und war wie übrigen Uferbereiche des Sees mit Schilf, Weidenbüschen und Bäumen bewachsen. Sie verwehrten den ungehinderten Zugang zum Wasser. In dieser Zeit entstand im Südostbereich die erste Badeanstalt, zunächst als „Badehaus“ des Verschönerungsvereins.
Auch für Nichtschwimmer
„Um einem dringenden Bedürfnis der Gesamtbevölkerung abzuhelfen“, wurde auch ein für Nichtschwimmer benutzbares Freibad geschaffen. Die aus Holz erstellte „Anstalt“, sie war nur über einen Holzsteg erreichbar, stand etwa an der Stelle im Wasser, an der sich jetzt die Station Wasserwacht befindet. Die einzelnen Kabinen waren durch bis ins Wasser reichende Bretterwände getrennt. Von den Nichtschwimmerabteilungen konnte man bestenfalls durch Tauchen ins freie Wasser gelangen. Im Gegensatz zur heute herrschenden Freizügigkeit galten damals strenge Vorschriften.
Im Amtsblatt des Königlichen Bezirksamts Eschenbach hieß es dazu im Jahr 1903:
1. Die zwei Kabinen an der Distriktstraße sowie die fünf Einzelkabinen auf der entgegengesetzten Seite gleich beim Eingang sind ausschließlich für Vereinsmitglieder sowie für Fremde (gegen Bezahlung) bestimmt. Die beiden größeren Kabinen zwischen beiden Abteilungen sind für hiesige, dem Verschönerungsverein nicht angehörende Personen reserviert (Männer- und Frauenfreibad). Gleich den Vereinsmitgliedern sind auch deren Familienangehörige sowie auf Besuch bei denselben anwesende Personen zur unentgeltlichen Benützung der in Satz 1 erwähnten 7 Kabinen berechtigt. Sonstige Fremde haben für ein Bad 20 Pfennig (mit Wäsche 30 Pfennig) beim Badeaufseher zu zahlen.
2. Zum Badeaufseher ist der appr. Bader Gresser bestellt. Den Weisungen desselben hat jeder Gast Folge zu leisten.
3. Das Freibad wird von früh 7 Uhr bis abends 9 Uhr, spätestens aber bis zum Eintritt der Dunkelheit offen gehalten.
4. Für die Schulkinder sind die beiden Freibadeabteilungen an den Werktagen nachmittags von 2 ½ bis 5 1/2 Uhr frei zu halten (Montag, Mittwoch und Freitag für Knaben, Dienstag, Donnerstag und Samstag für Mädchen).
5. Im Freien Badende müssen mit Badehose bzw. Badeanzug versehen sein.
6. Das Hinausschwimmen in den offenen Rußweiher ist Personen unter 18 Jahren untersagt. Das Übersteigen vom Freibad in die anliegenden Abteilungen ist verboten.
7. Selbstverständlich ist:
a) daß sich jedermann der größten Ruhe, Reinlichkeit und Sittsamkeit zu befleißigen hat,
b) daß jede Beschädigung der Anstalt und des Inventars sowie das Hineinwerfen von Gegenständen in das Wasser untersagt,
c) daß das Mitnehmen von Hunden verboten ist.“
Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts stand nur ein Ruderboot zur Verfügung. Erst in den 1920er Jahren wurden am Nordufer eine weitere Bootshütte und eine neue Badeanstalt errichtet. Die alte verfiel und wurde beseitigt. Am Ostufer, dem heutigen Zugangsbereich, entstand eine Festhalle. In den Jahren 1929, 1930 und auch in den 1950ern lockten Schwimm- und Seefeste viele neue Gäste an den Rußweiher. Ausgetragen wurden Wettkämpfe in verschiedenen Schwimmarten, im Turmspringen, Tauchen und Wasserball. Auch Standkonzert, Festzug, Seebeleuchtung und Gondelfahrten gehörten zu Programm.
"Auf andere Weise attraktiv"
Die Einladung zum Rußweiherfest 1981 in Großkotzenreuth (Schafhof) enthält den nostalgisch wirkenden Hinweis zum Freibad: „Die Vergrößerung des Liegeplatzes, die Aufstellung von Kinderspielgeräten und vor allem die Errichtung eines Bootsverleihs und eines Kiosks machen den Aufenthalt immer beliebter. So ist der einst stille und verträumte Rußweiher, in dem man viele verschiedene Wasservögel und Schwärme von Fischen beobachten und mit Brotresten füttern konnte und wo Kinder sich mit dem Fangen von Krebsen und Kaulquappen beschäftigten, auf eine andere Weise attraktiv geworden. Er ist heute ein gern besuchtes Naherholungsgebiet.“
Die aufwendigen Um- und Erweiterungsbauten seit der Jahrtausendwende steigerten die Attraktivität des Freibads, das als größtes Moorbad Nordbayerns mit EU-Wasserqualität wirbt und sich mit dem Kiosk „Seeblick 21“ auch auf das zweite „Oh-Weiher“-Festival vorbereitete.
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