Mehrere Oberpfälzer trauen sich ans Brennen von Whisky

Floß
02.11.2021 - 14:39 Uhr
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Langsam und durch den Keller tastet sich der Landkreis Neustadt/WN an Schottland heran. Mindestens drei Teams versuchen sich derzeit in der Kunst der Whiskyherstellung.

Vermutlich der erste derer, die im Landkreis aktuell oder demnächst Whisky destillieren und verkaufen, war Robert Sperber. "Das ist schon mindestens 25 Jahre her", meint der Wirt der Zoiglstube "Binner" in Windischeschenbach. Bei Gästen und Kunden sei das damals kein Erfolg gewesen. "Die Zeit für Whisky war noch nicht reif", vermutet der Windischeschenbacher. Mittlerweile ist das anders. Er wagt sich jetzt immer dann an das aus Getreide hergestellte schottische Lebenswasser, wenn er zu wenig Obst und noch freie Kapazitäten bei seinem Brennrecht hat.

Für zwei Flosser und einen Filchendorfer war das Thema Whisky eine Herzensangelegenheit. Am Samstag, 6. November, wird ihr drei Jahre gereifter Whisky nach Anmeldung beim Tasting im Brauhaus Floß erstmals zu genießen sein. „Unser erster Treff zu dritt war am 20. Juli 2017“, hat sich Otto Nachbauer notiert. Schon an diesem Tag legte er mit Brauer Ludwig Koch und Brenner Norbert Pühl den zeitliche Ablauf, die Mengen und Geschmacksrichtungen fest. Ein vanilliger, ein würziger und ein torfiger Whisky sollten in drei 50-Liter-Fässern für drei Jahre reifen. Außerdem sollte das Projekt keine Eintagsfliege werden. „Wir habe jetzt schon den 2021er in den Fässern“, freut sich Nachbauer.

Es gehe um ein erweitertes Hobby, beschreibt der fürs Marketing zuständige 63-Jährige den Ansatz hinter dem Label „Schwoarzbrenna“. Mit Gerstenmalz startete Koch in seinem Sudhaus der Flosser Brauerei die "Expedition Whisky“. Das Verfahren der Würzeherstellung ist bis zum Läutern nicht anders als das für Bier. Um am Ende 50 Liter gebrannten Schnaps zu erhalten, kochte der junge Brauer, der sich in ganz jungen Jahren in der Steinwaldbrennerei Schraml in Erbendorf um deren Whisky gekümmert hatte, 850 Liter Whiskywürze, in der sich der Malzzucker aus der Gerste gelöst hatte.

Zwei Tage dauerte nach der Gärung der Brand in Pühls Feinbrenner Culm in Filchendorf bei Neustadt/Kulm unterhalb des namensgebenden Rauhen Kulms. Die Brennblase fasst 150 Liter. Das Destillieren erfolgte langsam, so war nur ein Brand nötig. Nachbauer erinnert sich an ein Hochgefühl an diesen beiden Tagen Ende April 2018. Die Anlage strahlte Wärme ab. „New Make heißt der Whisky, wenn er aus der Brennblase kommt.“ Den kann man gleich probieren. „Er hat sehr gut geschmeckt.“ Das Destillat war klar, von der typischen goldbraunen Farbe noch keine Spur. Die kommt erst durch die Lagerung im Holzfass.

Nach dem Brand nahmen die Oberpfälzer Kontakt mit einem Küfner in Bad Dürkheim auf und schickten ihm drei Fläschchen des Baby-Bavarian-Scotchs. „Den New Make reiben die Fassexperten aufs Holz und testen, was dem Vorhaben und den Vorstellungen der Brenner entspricht“, sagt Nachbauer, dem die Beratungskompetenz der Handwerker wichtig war. Das Ergebnis: Der vanillige Whisky lagerte in neuer amerikanischer Weißeiche, der würzige reifte in einem französischen Eichenfass mit tanniniger Note und der torfige erhielt einen Teil des Geschmacks ebenfalls aus einem amerikanischen Weißeichenfass auf. Zuvor war es zur Lagerung von Bourbon verwendet worden. Veredelt wurde er durch ein Nachfinish im Marsalafass.

Mittlerweile liegen im Keller der Filchendorfer Brennerei die Jahrgänge 2019 sowie 2020. Für letztere haben die Schwoarzbrenner Fässer mit Dauben vom Bourbon- und Deckel vom Sherryfass angeschafft. Nach dem Abfüllen des Erstlingsjahrgangs bestückten sie dessen Behälter mit dem neuesten Destillat.

Fast einen Tag dauerte es, bis der Whisky in den 300 Flaschen für den Verkauf war. Im Keller zogen Pühl, Koch und Nachbauer die gereifte Spirituose mit einem Schlauch in einen Metallbehälter und trugen ihn nach oben. Dort reduzierten sie die Fassstärke von rund 56 Volumenprozent Alkohol mit Wasser auf 43 Prozent Trinkstärke. Über einen kleinen Hahn gluckerte das goldbraune Getränke in die Flaschen. Auf den von einem befreundeten Designer gestalteten Etiketten prangen die drei Buchstaben L für Ludwig, O für Otto und N für Norbert.

„Es ist unfassbar, dass er so gut schmeckt“, zitiert Nachbauer seinen Schwiegersohn. „Jetzt sind wir von allen dreien überzeugt“, meint auch der Schwiegervater. „Sie sind sehr unterschiedlich und gut trinkbar.“ Die Branntweinsteuer ist schon lange bezahlt. Das mussten die drei gleich 2018 erledigen. Was sie genau für den „Schwoarzbrenna“-Whisky ausgegeben haben, wollen sie nicht sagen. Aber alles in allem inklusive der Fässer, Flaschen, Grundstoffe und Etiketten kam fast ein fünfstelliger Eurobetrag zusammen. „Alles ist Handarbeit und die Logistik interessant“, spricht Nachbauer von einem lohnenswerten Projekt.

Das hofft auch Christine Püttner von der gleichnamigen Brauerei in Schlammersdorf für ihre Whiskypläne. Noch gibt es deren edle Tröpfchen nicht. Aber im nächsten Jahr soll es soweit sein, kündigt die Chefin an. Verantwortlich ist Branntweinsommelier und Brennmeister Matthias Barthelmann. Er kaufte in einer kleinen Mälzerei extra hergestellte Malzsorten und besorgte ganz unterschiedliche Fässer, in denen das Destillat schon mehr als drei Jahre in einem eigens hergerichteten Keller ruht. „Jedes ein Unikat und jeder anders“, freut sich Püttner. Eines der Holzfässer beherbergte zuvor schon Bockbier.

"Bier und Whisky gehören zusammen, werden aus den gleichen Grundstoffen gemacht", spricht Püttner von einer logischen Verknüpfung. "Bier können unsere Herren hervorragend, wir brennen seit 1998 und arbeiten mit Grundstoffen, mit denen wir seit 200 Jahren zu tun haben."

Auch der Weidener Wirtesprecher Robert Drechsler vom "Alten Schuster", bei dem sich der 2007 gegründete Weidener Whiskyclub regelmäßig trifft, hatte die Idee, einen eigenen Whisky oder zumindest mit Dinkel und Emmer von seinem Biobauern einen Korn herzustellen. Doch so einfach scheint das nicht zu sein, musste er erfahren. Einige Brenner winkten ab, weil die Stärke aus der Getreidemaische leicht anbrennt und die Brennblase verklebt.

Erbendorf13.08.2018
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Neustadt an der Waldnaab11.05.2021
Hintergrund:

Whiskey oder Whisky

  • In Schottland hergestellte Destillate werden grundsätzlich ohne "e" als Whisky bezeichnet
  • Whiskey mit "e" heißt er in Irland und zum Teil, wenn er aus Amerika kommt
  • Das Wort Whisky stammt vom gälischen uisge beatha. Es bedeutet Wasser des Lebens.

„Ein wichtiger Teil des Whiskeytrinkens ist das Riechen.“

Otto Nachbauer

Otto Nachbauer

 
 

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