Flossenbürg
09.08.2018 - 17:41 Uhr

Zukunft der Erinnerung

Wie geht es weiter, wenn es keine Überlebenden der Konzentrationslager gibt, die aus erster Hand berichten können? Eine Antwort auf die Frage geben nun die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und die Universität Regensburg.

Karl Freller (von links), Bernd Sibler, Udo Hebel und Jörg Skriebeleit unterzeichnen den Kooperationsvertrag von Universität Regensburg und KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Pausch, Alexander
Karl Freller (von links), Bernd Sibler, Udo Hebel und Jörg Skriebeleit unterzeichnen den Kooperationsvertrag von Universität Regensburg und KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.

(paa) Die Universität Regensburg und die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg haben am Donnerstag eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um ihre Zusammenarbeit auszubauen und zu vertiefen. Nach der bisher großartigen Entwicklung der Gedenkstätte sei dies der nächste Schritt in die Zukunft, sagte Kultusminister Bernd Sibler (CSU) bei einer Pressekonferenz in Flossenbürg (Kreis Neustadt/WN). Dadurch werde eine neue Dimension der Erinnerungsarbeit eröffnet.

Sibler war als Minister und Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Bayerische Gedenkstätten zusammen mit Stiftungsdirektor Karl Freller (CSU) und dem Präsidenten der Universität Regensburg Udo Hebel nach Flossenbürg gekommen, um mit Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit die Vereinbarung zu unterzeichnen. Die Initiative war von der Universität ausgegangen.

Neues Studienangebot

Im Zuge der Institutionalisierung ihrer Zusammenarbeit wollen Universität und Gedenkstätte ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft, Forschung und Bildung intensivieren. Dazu zählen gemeinsame Forschungs-, Archiv- und Digitalisierungsprojekten. Zudem soll die Gedenkstätte verstärkt in die Studienangebote der Universität eingebunden werden, etwa in den in Regensburg ab dem Wintersemester angebotenen neuen Studiengang "Public History und Kulturvermittlung". Es ist ein international ausgerichtetes Angebot, in dessen Mittelpunkt Fragen der öffentlichen Vermittlung und Anwendung von Geschichte und Kultur stehen. Erforderliche Praktika könnten Studenten in der KZ-Gedenkstätte ableisten.

Darüber hinaus will die Universität die Gedenkstätte als Veranstaltungsort für wissenschaftliche Seminare, Tagungen und Lehrerfortbildungen nutzen. Siebler sagte dazu, Flossenbürg werde der zentrale Ort, für alle die Lehramt studieren. Zudem ist geplant, Akademiestrukturen zu etablieren und Programme für internationale Gaststudierende und Gastwissenschaftler zu entwickeln. Auch nationale und internationale Fellowship-Programme sollen in Flossenbürg realisiert werden.

Europaweit einzigartig

Hebel bezeichnete die Zusammenarbeit als in Deutschland und in Europa einzigartig. Dies unterstrich auch Skriebeleit. Zwar gäbe es Projektzusammenarbeit, aber keine institutionelle Zusammenarbeit zwischen einer Universität und einer Gedenkstätte. Der Gedenkstättenleiter sprach von der Zukunft der Erinnerung. Freller nannte die Unterzeichnung ein epochales Ereignis. Mit der Zusammenarbeit würde den Vorgaben des Stiftungsgesetzes - Wissenschaftlichkeit, Bildungsarbeit und Internationalisierung - Rechnung getragen.

Freller verwies darauf, dass es auch eine Chance für Flossenbürg sei, wenn eine renommierte Universität in den Ort kommt. Er deutete an, dass die Stiftung das ehemalige Verwaltungsgebäude der SS-eigenen Firma DEST (Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH) übernehmen in die Gedenkstätte integrieren könnte.

 
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