Frechetsfeld/Birgland
22.05.2024 - 17:23 Uhr

Ganzheitliches Weidemanagement ein Erfolgsmodell im Birgland

Biolandwirt Roland Heldrich sagt, dass seine Weiden im Dürresommer 2022 weniger gelitten hätten als herkömmlich bewirtschaftete Flächen. Das schreibt er dem "Mob Grazing" zu. Auf seinem Hof wurde der Begriff näher beleuchtet.

von mfh

Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Neben der Produktion hochwertiger Lebensmittel werden von ihr Anstrengungen zum Klimaschutz und zum Erhalt der Biodiversität erwartet. Einen multifunktionalen Ansatz dafür bietet "Mob Grazing" oder auch "Holistic Grazing", eine spezielle Form des ganzheitlichen Weidemanagements. Der Bioland-Betrieb Roland Heldrich in Frechetsfeld setzt es bereits erfolgreich ein. Seine Erfahrungen wollte die Landesvereinigung für den Ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) weiter verbreiten und lud zu einer Veranstaltung ein. Vorsitzender Thomas Lang stellte den rund 40 Teilnehmenden zu Beginn die Frage "Was brauchen wir, um dem Klimawandel begegnen zu können?". Sein Ansatz: "Wir müssen vor allem auch Vernetzung neu denken."

Seit 1993 bewirtschaftet Roland Heldrich seinen Betrieb, seit 1996 unter dem Logo von Bioland. "Das Grünland ist die Mutter des Ackerlandes", stieg er in das Thema des ganzheitlichen Weidemanagements ein. Grundlage sei das Buch "Die Produktivität der Weide" des französischen Biochemikers und Landwirts André Voisin. Er studierte das Verhalten der Nutztiere und ihre Auswirkungen auf die Vegetation. Wie Heldrich erklärte, beweiden beim ganzheitlichen System die Tiere bei hohem Besatz eine begrenzte Fläche, die anschließend eine lange Ruhephase zur Regeneration hat. "Meine Herde bleibt nicht länger als drei Tage auf dieser Fläche. Die Verweildauer ist so kurz, dass die Pflanzen kein zweites Mal abgefressen werden. Und es steht die höchste Menge Gras in bester Qualität zur Verfügung."

Wachstum nach Wetterlage

Als Gras verwendet er eine biologische Kleegrassaat, die mit Esparsette, Weißklee, Rotklee, Hornklee und weiteren Pflanzensamen aufgewertet wird. Interessanterweise, hat Heldrich beobachtet, passe sich diese Mischung der Wetterlage an: Bei Trockenheit wachsen vermehrt Gelbklee, Luzerne und Obergräser, bei feuchtem Untergrund eher Weiß- und Rotklee.

Im Betrieb von Heldrich wird für die beweideten Flächen eine Ruhephase von mindestens 36 Tagen angestrebt. In diesem Zeitraum zeigten die Pflanzen ein exponentielles Wachstum. Durch die kurze Beweidungsdauer gebe es kaum Trittschäden. Ein wichtiger Aspekt sei der hohe Weiderest. "Die hohe Bodenbedeckung schützt den Boden vor Austrocknung und Erosion." In diesem Zusammenhang erinnerte Heldrich an den Dürresommer 2022, unter dem seine Weiden weniger gelitten hätten als herkömmlich bewirtschaftete Flächen.

Alle Weiden befinden sich im Umkreis des Heldrich-Anwesens und sind fußläufig erreichbar. Mindestens einmal am Tag kontrolliert Heldrich die Weiden. Nur das Versetzen des Wasserfasses erfordert einen maschinellen Einsatz. Unter diesem Aspekt des geringen Energieverbrauchs sieht der Biolandwirt auch einen sehr wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

"Die Kuh ist bei diesem Weidemanagement Werkzeug und Nutztier gleichzeitig. Die Kuh ist sozusagen ein Öko-Systemmanager und kein Klimakiller", bewertete Heldrich die Anwendung von Mob Grazing.

Nachhaltigkeit ein Entlohnungs-Faktor

Beim Betriebsrundgang zeigte Heldrich nicht nur seine Weideflächen, sondern auch eine beweidete Streuobstwiese und eine Fläche mit Braugerste, die Johann Ehrensperger von der Neumarkter Brauerei Lammsbräu interessiert betrachtete. Seine Firma sehe sich in einer Wertegemeinschaft mit dem ökologischen Landbau in der Region, betonte er und kündigte für die Lieferanten ein neues Entlohnungssystem an, bei dem die Bewertung der Nachhaltigkeit einfließen werde.

Ein steiler Hügel bescherte den Besuchern noch eine letzte Herausforderung, dann wurden sie oben im Stodl mit kalten und warmen Getränken belohnt. Das Thema ganzheitliches Weidemanagement war in den nachfolgenden Gesprächen noch lange präsent.

Hintergrund:

Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern

  • Der LVÖ ist ein Zusammenschluss der bayerischen Bio-Verbände Bioland, Naturland, Biokreis und Demeter.
  • Der Vorstand der LVÖ Bayern ist ein gewähltes Gremium aus Vertretern der vier Mitgliedsverbände.
 
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