Freudenberg
13.12.2024 - 14:09 Uhr

Evi Strehl verzaubert die Molzmühle in Wutschdorf mit ihrer Zither

"Die Zither ist eine Zauberin" – so sagen es die Freunde des Saiteninstruments, das Herzog Max Joseph in Bayern einst populär gemacht hat. Den Zauber der Zither brachte Evi Strehl nun in die Molzmühle nach Wutschdorf.

Evi Strehl ist wieder da. Nachdem sie als Moderatorin und Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk in den Ruhestand gegangen ist, hat sie wieder mehr Zeit für ihre Heimat, den Landkreis Amberg-Sulzbach. Hier tourte sie in den 1990er-Jahren oft von Ort zu Ort, um mit den Menschen über alte Bräuche zu reden, um Lieder zu singen und Musik zu spielen. Von 1992 bis 2003 war die gebürtige Edelsfelderin Kreisheimatpflegerin. Jetzt besuchte sie die Molzmühle in Wutschdorf, wo ihr Lieblingsinstrument, die Zither, im Mittelpunkt stand.

Herzog Joseph in Bayern (1808 bis 1888) war der Vater von Sissi, der späteren Kaiserin von Österreich. Er war ein leidenschaftlicher Zither-Spieler und hat dem Instrument im ganzen Königreich zu einem Boom verholfen. "In jedem Dorf gab es damals jemanden, der Zither spielen konnte", erklärte Evi Strehl. Heute sieht es anders aus, nur wenige können das Instrument noch spielen. Dabei gäbe es gute Gründe, die feinen Saiten wieder öfter zu betätigen. In seinem Gedicht "Die Zither is a Zauberin" schwärmt Schriftsteller Franz von Kobell (1803 bis 1882) von der Feinheit des Instruments.

Bei ihrem nachmittäglichen Konzert spielte Evi Strehl einige Klassiker der bayerischen Zither-Literatur wie etwa den Prinz-Albrecht-Landler. Er war wie gemacht für die "staade Zeit". Das Thema Advent zog sie wie ein roter Faden durch den Vortrag. Da ging es auch um die bevorstehenden Rauhnächte – Geisterwelten, die die Leute früher in der dunklen Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig beschäftigten. Besonders freuten sich die Besucher, dass Evi Strehl auf die lokale Geschichte der Volksmusik einging. Sie hatte eine Original-Aufnahme der "Wutschdorfer Boum" dabei, die sich in den 1950er-Jahren gegründet hatten. Die Gesangsgruppe blieb bis in die 90er-Jahre zusammen und feierte vor allem zur Anfangszeit große Erfolge mit Schallplatten- und Rundfunk-Aufnahmen.

Dabei präsentierte Strehl zwei Weihnachtslieder aus Freudenberg und Wutschdorf, die niemand mehr singt, weil sie in Vergessenheit geraten sind. Sie heißen "D' Hirtn betn o" und "Waldweihnacht". Der Text ist wunderbar lautmalerisch im typischen nordbairischen Dialekt. "Girgl, heint is Kindl woarn. Göih mit mir, es liegt niat woarm, bring ma glei wos doa", singen die Hirten in dem einen Lied. Aufgeschrieben hat es in den 1950er-Jahren der damalige Wutschdorfer Hauptlehrer Karl Männer.

Evi Strehl hatte auch eine Oberpfälzer Fassung des Liedes "Es wird scho glei dumpa" dabei. Das Wort "dumpa" kommt im Nordbairischen nicht vor. Stattdessen heißt es in der Version, die Hanns Binder einst aufgeschrieben hat: "Es wird scho glei finza". Die Gäste in der Molzmühle hatten eine große Freude daran, diese authentischen Zeugnisse der Volksmusik mitzuerleben. Sie sangen natürlich fleißig mit und brachten ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit ein.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.