Die First Responder sind noch vor dem Notarzt da

Freudenberg
11.03.2022 - 09:10 Uhr
OnetzPlus

Bis der Rettungswagen aus Amberg oder Hirschau in Freudenberg ist, dauert es ein bisschen. Gut, dass es im Ort "First Responder" gibt: Sie leisten schnell Erste Hilfe. Roland Wiesnet und Nicole Meier opfern dafür gerne ihre Freizeit.

Seit ihrer Gründung 2006 hatten die Freudenberger First Responder (frei übersetzt: Ersthelfer) bereits 1296 Einsätze, 79 im vergangenen Jahr. Hinter den Zahlen verbergen sich Notfälle, in denen es nicht immer, aber zuweilen sehr wohl um Leben und Tod geht. Aber die Zahlen stehen auch für Menschen, die ohne Bezahlung ihre Freizeit und sogar die Nachtruhe opfern, um anderen zu helfen. Roland Wiesnet (42) und Nicole Meier (44) sind zwei von ihnen: Wiesnet ist ein "alter Hase" und schon lang im Feuerwehrdienst. Meier ist neu im Team. Beide verbindet eine große Leidenschaft für diese spezielle Form ehrenamtlicher Arbeit. Ihre Motivation ist es, anderen zu helfen. Und ja: "Das macht auch Spaß", da sind sich die beiden einig.

In vielen Orten im Landkreis Amberg-Sulzbach gibt es inzwischen First Responder. So heißen die Ersthelfer, wenn sie der Feuerwehr angegeliedert sind. Oder Helfer vor Ort: Die sind dem Rettungsdienst, in der Region Amberg-Sulzbach also dem Roten Kreuz, angeschlossen. Egal, wie sie heißen: Diese Ehrenamtlichen leisten professionelle Erste Hilfe, bis Rettungsdienst und Notarzt da sind. Das kann aufgrund der Anfahrtsstrecke in manchen Orten etwas dauern. Herzinfarkt, Atemnot, Kindernotfall: "Wir sind in drei, vier Minuten da", beziffert Roland Wiesnet den Zeitvorteil der Ersthelfer in Freudenberg-Wutschdorf: Wenige Minuten, aber die können im Notfall wichtig sein.

Alles ehrenamtlich

  • Vor 16 Jahren wurde die Ersthelferorganisation gegründet, damals als Helfer vor Ort (BRK).
  • Ziel ist es, die Zeit durch Erste Hilfe zu überbrücken, bis der Rettungsdienst da ist.
  • Seit der Gründung im Jahr 2006 hatte die Gruppe 1311 Einsätze.
  • Die First Responder versuchen, an Werktagen von 19 bis 6 Uhr und am Wochenende 24 Stunden einsatzbereit zu sein.
  • Der Dienst der First Responder ist ehrenamtlich.
  • Sie finanzieren sich ausschließlich über Spenden, die Fixkosten liegen bei 5000 Euro im Jahr
  • 79 Einsätze waren es im Jahr 2021: 33 in Freudenberg, 19 in Lintach, 7 in Etsdorf, der Rest in anderen Ortschaften der Gemeinde Freudenberg.

Die First Responder gehören zwar zur Feuerwehr, aber sie sind keine Pflichtaufgabe, betont Wiesnet. Was er und seine Mitstreiter tun, "ist alles rein ehrenamtlich". Das bedeutet auch: "Wir müssen von Spenden leben." Umso beachtlicher, dass die Freudenberger Responder ein modernes Einsatzauto haben, das von seiner Ausstattung her einem professionellen Notarztfahrzeug entspricht – nur Medikamente haben sie nicht dabei. Diese umfangreiche Ausrüstung ist nicht überall Standard. Luxus sei sie trotzdem nicht, sagt Wiesnet, schließlich rücken die Ersthelfer in Freudenberg auch grundsätzlich mit aus, wenn die Feuerwehr zum Einsatz fährt: "Zum Absichern der eigenen Leute." Das, fügt er noch hinzu, "haben wir Gott sei Dank noch nie gebraucht."

"Hauptsache Feuerwehr"

Feuerwehr, First Responder: Für Roland Wiesnet gehört beides sowieso zusammen. "Bei mir geht es nicht ohne" sagt der 42-Jährige und lacht. "Hauptsache Feuerwehr." Seit 2011 ist er bei der FFW Freudenberg-Wutschdorf, und dort auch Zugführer. Vorher war er schon in Traßlberg bei der Feuerwehr. Und als die Ersthelfer-Truppe gegründet wurden, war er da auch gleich dabei. Inzwischen ist er ihr stellvertretender Teamleiter. "Ganz nebenbei" ist Wiesnet auch ausgebildeter Rettungsassistent und beruflich bei der US-Feuerwehr in Grafenwöhr. Die perfekte Kombination für einen First Responder. Der muss aber natürlich nicht so "Feuerwehr-verrückt" sein wie Wiesnet.

Nicole Meier bringt auch Fachwissen mit: Die medizinische Fachangestellt in ist seit September bei den First Respondern – und begeistert. "Weil's einfach Spaß macht, Menschen zu helfen." Wenn sie gewusst hätte, dass die Ersthelfer in Freudenberg-Wutschdorf Verstärkung suchen, "dann wäre ich schon viel früher gekommen". Nicole Meier macht jetzt noch eine Ausbildung für First Responder, eine Art spezieller Erste-Hilfe-Kurs. Ihren ersten Einsatz hatte sie aber gleich am Tag nachdem sie sich der Gruppe angeschlossen hatte. Kein Problem, die Responder rücken zu zweit aus, da kann sich auch ein Neuzugang "einarbeiten".

Quereinsteiger willkommen

"Die meisten von uns sind schon Rettungsdienst gefahren, ehren- oder hauptamtlich", erzählt Wiesnet. Aber auch Quereinsteiger sind willkommen. "Jeder ab 18 kann zu uns kommen." Die aktuell 11 First Responder arbeiten in Schichten, bestimmen dabei aber selbst, wann sie Dienst tun. "Wenn es zeitlich passt, eine ganze Woche, wenn nicht, auch mal nur einen Tag." Nicht nur in Freudenberg suchen die Ersthelfer immer Verstärkung. Wer mitmachen will, "muss Interesse an Menschen haben – und daran, Menschen zu helfen", erklärt Wiesnet. "Alles andere kann man lernen."

Wiesnet macht den Kofferraum auf: Der ist komplett gefüllt. Mit allem, was die Helfer brauchen, von der Absaugpumpe, die Bewusstlose vor dem Ersticken retten kann, bis zu Defibrillator und EKG. Wenn der Notarzt eintrifft, können ihm die Responder schon die Vitaldaten des Patienten vorlegen. Sieht banal aus, ist aber im Notfall sehr wichtig: Das Thorax-Kompressionsgerät. Muss ein Mensch wiederbelebt werden, "ersetzt es einen Mann", erklärt Wiesnet. Herzdruckmassage ist sehr kraftraubend. "Vor allem, wenn du allein bist, sind zehn Minuten sehr lang", sagt Meier. Das Kompressionsgerät kann den Helfern helfen. Es drückt 30 Mal auf den Brustkorb des Bewusstlosen, macht dann eine kurze Pause, in der der Ersthelfer beatmen kann.

Manchmal reicht es, da zu sein

Zu den medizinischen Geräten kommen allerlei weitere nützliche Dinge, von Corona-Schutzausrüstung bis zu Feuerlöscher und Beleuchtung. Und natürlich der große Notfallrucksack. "Der ist sauschwer", merkt Nicole Meier an, aber er macht die Retter mobil, denn darin ist alles, was sie brauchen. Sie leisten Hilfe, bis der Rettungsdienst da ist. "Wenn die Sanka-Tür zu ist, dann fahren wir", sagt Wiesnet. Manchmal hilft es aber auch schon, einfach da zu sein. Roland Wiesnet erinnert sich noch gut an diesen Einsatz. Lang her, nichts Tragisches. Ein Patient, den die Ersthelfer auf der Couch sitzend antrafen, klagte über Atemnot. Wiesnet setzte ihm die Sauerstoffmaske auf – schon sagte der Mann, es gehe ihm bereits viel besser. Obwohl Wiesnet da die Sauerstoffzufuhr noch gar nicht eingeschaltet hatte.

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Kümmersbruck21.10.2020
Hintergrund:

Neuzugänge willkommen

Die First Responder der Feuerwehr Freudenberg-Wutschdorf suchen Verstärkung.

  • First Responder arbeiten ehrenamtlich
  • Die Gruppe gehört zur Feuerwehr Freudenberg-Wutschdorf
  • Mitmachen können Frauen und Männer ab 18 Jahren
  • Neuzugänge sollten Freudenberg oder der näheren Umgebung wohnen
  • Interessenten aus anderen Orten werden aber auch gern an andere First-Responder- oder Helfer-vor-Ort-Teams im Landkreis Amberg-Sulzbach weitergeleitet
  • Infos/Kontakt übers Internet www.ff-freudenberg-wutschdorf.de
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