Friedenfels
23.11.2021 - 13:29 Uhr

15 Habichtskäuze im Steinwald in die freie Natur entlassen

Der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern ist bekannt für sein Habichtskauz-Projekt. Heuer gab es da einen Rekord. Es soll nicht der letzte sein.

Willkommen in der neuen Heimat - neugierig lugt ein Kauzbaby aus der Transportbox. Archivbild: Michaela Domeyer/exb
Willkommen in der neuen Heimat - neugierig lugt ein Kauzbaby aus der Transportbox.

Auch in den kommenden Monaten hat der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) viel vor, berichtet Vorsitzender Johannes Bradtka im Gespräch mit Oberpfalz-Medien nach der Jahreshauptversammlung. Sie fand im Friedenfelser Brauereimuseum statt. Wichtige Tagesordnungspunkte waren die Neuwahlen des fünfköpfigen Vorstands und des Vereinsbeirats. Auch einige Satzungsänderungen standen zur Abstimmung an.

Das große Engagement und die bundesweite Tätigkeit des VLAB für biologische Vielfalt sollen künftig auch beim Namen des Vereins erkennbar sein, begründete Vorsitzender Johannes Bradtka beim Treffen in Friedenfels einen Vorschlag des Vorstands zur Änderung der Vereinssatzung. So wurde der bisherige Vereinsname in „Verein für Landschaftspflege, Artenschutz & Biodiversität e.V. (VLAB)“ geändert.

In seinem weiteren Tätigkeitsbericht kam Vorsitzender Johannes Bradtka auch auf die Windkraftanlagen-Planungen bei Parkstein zu sprechen. „Es ist ein Skandal, dass in einem naturnahen, artenreichen Waldgebiet in Nähe zu einem der schönsten Basaltgipfel Europas Windräder geplant werden.“ Johannes Bradtka und Dr. Christina Hauser, die Co-Vorsitzende des Vereins, sicherten dabei der neu gegründeten Bürgerinitiative „Windparkfreie Heimat Parkstein“ ihre fachliche Unterstützung zu.

Interessiert verfolgten die Mitglieder auch die Ausführungen von Michaela Domeyer, Projektleiterin des Auswilderungsprogramms Habichtskäuze. Wie Domeyer schilderte, wurden allein in diesem Jahr 15 Habichtskäuze in die freie Natur entlassen. Das war ein Auswilderungsrekord, der auch im Jahr 2022 fortgesetzt werden soll, hoffte die Projektleitern. Die Gesamtzahl sei bereits auf 43 Tiere gestiegen, die seit 2017 in den umliegenden Wäldern durch den Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern angesiedelt wurden.

Die meisten der seltenen Greifvögel kommen in mit Reisig ausgepolsterten und vielen Belüftungslöchern versehenen tiergerechten Transportkisten in den Steinwald. Nach ihrem Eintreffen im Steinwald werden sie einige Wochen in einer großen Voliere gehalten, damit sie sich eingewöhnen können, berichtete die Projekt-Verantwortliche. Wenn die Jungkäuze reif für die Wildnis sind, wird die Voliere geöffnet und die jungen Habichtskäuze können die umliegenden Wälder ohne Einschränkungen erkunden. „Neben dem Steinwald gehören noch zwei weitere Standorte zum künftigen Verbreitungsgebiet, der Hessenreuther Wald und das Fichtelgebirge“, erklärte Domeyer den Besuchern.

Freudig stimmte die Verantwortlichen auch, dass mittlerweile dem Verein zahlreiche Sichtungen und sogar viele Fotonachweise von Naturliebhabern aus dem gewünschten Verbreitungsgebiet gemeldet und übersandt wurden. Das Wissen, dass sich das ehrgeizige Vorzeigeprojekt lohnt und immer mehr Unterstützung findet, treibt zahlreiche Mitglieder an.

Bei den Neuwahlen wurde als Vorsitzender der Erbendorfer Johannes Bradtka in seinem Ehrenamt bestätigt. Er wird auch in den kommenden drei Jahren die staatlich anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung mit Sitz in Erbendorf leiten. Weiter gehören dem Vorstand an: Dr. Christina Hauser (Erlangen), Martin Rudorfer (Neufahrn), Rosa Maria Bradtka (Erbendorf), Suganda Sutiono (Erlangen). Um künftig den neuen Aufgaben im Landschafts- und Artenschutz gerecht zu werden, wählte die Mitgliederversammlung zudem zwei Experten in den VLAB-Beirat. Dies sind die Biologin und Chefin der Naturschutzvereinigung „Wildes Bayern“ Dr. Christine Miller und der international renommierte Landschaftsarchitekt und öffentlich beeidigte Sachverständige für Landschaftsästhetik Professor Dr. Werner Nohl.

Nach Auskunft von Johannes Bradtka hat der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität, da auch viele Vereine Mitglied sind, zusammengerechnet über 8000 Mitglieder. Neben dem Habichtskauz-Projekt setze sich der VLAB für den Schutz von vom Aussterben bedrohter Flechtenarten ein, berichtet Johannes Bradtka im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Gefragt sei häufig der naturschutzfachliche Rat bei zahlreichen Projekten. Bradtka verweist hier auf 85 Stellungnahmen in diesem Jahr. Unter anderem sei der VLAB zur Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald gehört worden.

Der Verein arbeite ehrenamtlich. Der Vorsitzende wünscht sich, dass sich der VLAB weiter positiv entwickelt. "Und natürlich hoffen wir auf erste Freilandbruten bei den Habichtskäuzen." Sorge habe man, "dass durch die Energiewende unsere Landschaft ihren typischen Charakter verliert". Johannes Bradtka unterstreicht: "Die Landschaften müssen sich sanft weiterentwickeln."

Naturliebhaber bekommen den Habichtskauz - bedingt durch die mittlerweile beachtliche Auswilderung im und rund um den Steinwald - nun etwas häufiger zu sehen. Auf dem Speiseplan des scheuen Eulenvogels stehen vor allem Mäuse. Archivbild: bsc
Naturliebhaber bekommen den Habichtskauz - bedingt durch die mittlerweile beachtliche Auswilderung im und rund um den Steinwald - nun etwas häufiger zu sehen. Auf dem Speiseplan des scheuen Eulenvogels stehen vor allem Mäuse.
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Kulmain13.08.2020
Hintergrund:

Das Habichtskauz-Projekt des VLAB

  • Bis 1926 gab es eine Kleinpopulation des Habichtskauzes (Strix uralensis) im Bayerischen Wald und im Böhmerwald. In Folge eines Wiederansiedlungsprojekts im Nationalpark Bayerischer Wald kam es 1989 zur ersten erfolgreichen Freilandbrut in Bayern.
  • Die Tiere für das Habichtskauz-Projekt des VLAB kommen aus verschiedenen Zuchten. In Deutschland geben unter anderem der Tiergarten Nürnberg und der Opel-Zoo im hessischen Kronberg/Taunus Jungtiere in die Oberpfalz ab.
  • In einem Umkreis von 50 Kilometern um die Volieren wurden Brutkästen installiert. Zur Verbesserung des Lebensraums für die Habichtskäuze sind offene Flächen im Wald, Kleingewässer sowie starkes stehendes Totholz und Hochstümpfe neu geschaffen oder vorhandene Strukturen verbessert worden. Das kommt auch anderen Tierarten, Pilzen und Pflanzen zugute.
  • Kooperationspartner des Habichtskauz-Projekts sind neben den Bayerischen Staatsforsten unter anderem die Heinz-Sielmann-Stiftung, die Güterverwaltung Friedenfels, die Forstverwaltung der Stadt Augsburg, der Deutsche Falkenorden und der Nationalpark Bayerischer Wald.

„Es ist ein Skandal, dass in einem naturnahen, artenreichen Waldgebiet in Nähe zu einem der schönsten Basaltgipfel Europas Windräder geplant werden.“

VLAB-Vorsitzender Johannes Bradtka

VLAB-Vorsitzender Johannes Bradtka

 
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