NFL, Eminem und Co.: Wie Superstars die US-Soldaten in Grafenwöhr bei Laune halten

Grafenwöhr
09.02.2023 - 17:52 Uhr
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Kurz vor dem Super Bowl besuchen NFL-Stars die US-Soldaten auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr. Treten in Supermarkt und Turnhalle auf. Und tun damit das, was auch schon Eminem oder Kevin Costner in der Oberpfalz getan haben.

Zwischen T-Shirts im Sonderangebot und Schokopralinen in Herzverpackung sitzen sie da und schreiben Autogramme. Die Football-Legende, sein ehemaliger Teamkollege sowie sechs Cheerleader. Die Parfümabteilung direkt dahinter ist nicht zu ignorieren. Menschen wuseln über den Gang, kaufen ein. Andere stehen an. Die Warteschlange zehn Meter lang, obwohl die Gäste schon mehr als eine Stunde dort vorne sitzen. In der Schlange tragen manche weinrote Football-Trikots oder halten einen Football in der Hand. Ständig piept der Scanner der Supermarktkasse.

Könnte die Szene in einem beliebigen Einkaufszentrum in den USA sein. Ist aber in der Oberpfalz.

NFL-Stars in Grafenwöhr

Eine Woche vor dem Super Bowl, dem Finale der American-Football-Profiliga, ist die NFL auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr zu Besuch. Je zwei Cheerleader der Arizona Cardinals, Atlanta Falcons und Las Vegas Raiders sind da. Dazu Trenton Robinson, ein ehemaliger Spieler, der mit San Francisco einmal den Super Bowl erreichte und von der "aufregendsten Zeit" seines Football-Lebens spricht. Und: Santana Moss, eine Legende der Washington Redskins, die nach einer Namensänderung nun Commanders heißen. Moss gilt als einer der besten Spieler der Geschichte des Teams. Er war ein Wide Reciever, also einer, der die Pässe des Quarterbacks aus der Luft fing. Das tat im weinroten Washington-Trikot kaum einer besser als er.

Superstars in der Oberpfalz

Rund 30.000 US-Soldaten und ihre Angehörigen leben in und um Grafenwöhr und Vilseck. So fern ab der Heimat sollen die unterhalten werden. Die US-Armee unternimmt dafür einiges, erklärt Pressesprecher Franz Zeilmann. Man wolle ein "Stück Heimat aus den USA" in die Stützpunkte bringen – mit durchaus hochkarätigen Gästen. So waren unter anderem Kevin Costner oder Gary Sinise in Grafenwöhr, aber auch Rapper Eminem gab hier in der Oberpfalz schon ein Konzert. Klingt unrealistisch, ist aber so. "Es kommen immer wieder in den USA bekannte Comedians, Sportler, Astronauten, Country-Stars oder Entertainer", sagt Zeilmann.

Während der Coronapandemie war in der Beziehung allerdings auch auf dem Truppenübungsplatz "tote Hose". Nun läuft es langsam wieder an. Im März kommt die Country-Band Runaway June, das Konzert musste wegen Corona mehrmals verschoben werden. Dafür klappt es deswegen aber nicht mit einem Auftritt der Harlem Globetrotters, der berühmten Basketball-Showtruppe. Die sind im März ebenfalls auf Stützpunkt-Tour und treten unter anderem im mittelfränkischen Ansbach auf.

Moss, Robinson und die Cheerleader starteten auch auf dem Stützpunkt in Ansbach. Sie sind zum ersten Mal in Grafenwöhr, zum ersten Mal überhaupt in Deutschland. Es gefällt ihnen hier, sagen sie, natürlich. Auf Instagram postete Moss ein Bild von sich und Robinson vor dem 1428 gegründeten Winkler-Bräu in Velburg (Landkreis Neumarkt). In Grafenwöhr ist es ein bisschen diverser, sagt Santana Moss im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Da, wo sie davor waren, den Namen des Ortes hat er vergessen, war es "ein bisschen deutscher". Es sei schwer gewesen, sich zu unterhalten. Aber alles gut, alle hätten sich gut um sie gekümmert. Auch ein Pils habe der 43-jährige Ex-Profi probiert. Schmeckte gut, sagt Moss, wie etwas "zwischen Bud Light und Budweiser". Der 32-jährige Robinson schwärmt von der Ente, die er gegessen hat. War frisch, erzählt er, und perfekt gegart. Die Cheerleader aßen Knödel, sagen sie.

Nach der Autogrammstunde im Shopping-Center geht es für alle in die alte Turnhalle auf dem Übungsplatz. Die ausgefahrenen blauen Tribünen sind nur spärlich besetzt, vielleicht 50 Menschen sind gekommen. Viele Familien mit Kindern, aber auch ein paar junge Männer. Drei Soldaten der Militär-Polizei stehen am Eingang. Die sechs Cheerleader ziehen ihr Programm durch und tanzen. Als die dann ein paar Kinder und Jugendliche auf das Parkett holen, kreischt das Publikum noch lauter. Wettbewerb: Wer kann die meisten Liegestütz? Die Kleinsten starten, wischen aber mehr den Boden. Ein Jugendlicher kommt auf 30 Wiederholungen. Die ehemaligen Spitzensportler hören bei 15 auf.

"Die wahren Helden"

Die Cheerleader lesen in der Halle auch Briefe aus den USA an die Soldaten im Ausland vor. "Danke, dass ihr helft, die Welt sicherer zu machen", heißt es darin. "Danke fürs Kämpfen für die Freiheit." Und in einem Brief, offensichtlich von einem Kind verfasst, wird den Soldaten geraten, den neuen Ant-Man-Film im Kino anzuschauen.

Die meisten NFL-Profis hätten eine starke Verbindung zu den Truppen, sagt Moss. Die Liga zeigt immer wieder ihre Nähe zum Militär. "Wir hören oft von Soldaten, dass wir ihnen durch harte Zeiten helfen, wenn sie die Spiele anschauen", dass die Spieler ihre Helden seien, erzählt der 43-Jährige. "Aber um ehrlich zu sein", sagt Moss, die "wahren Helden" sind die Soldaten. Für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, hierher zu kommen, als ihn die NFL angerufen hat. Er selbst habe ein paar Veteranen in seiner Familie.

Am Sonntag ist es dann so weit. Super Bowl. Das größte Einzel-Sportereignis der Welt, wie es immer so schön heißt. In den Tower Barracks in Grafenwöhr steigt eine Bowling-Party, in den Rose Barracks in Vilseck eine Karaoke-Party. Bis dahin werden Moss und Robinson weitere sechs US-Militärstützpunkte in Deutschland abgeklappert haben. Das große Spiel werden sie wohl auf einer Super-Bowl-Party anschauen, sagt Moss. In Ramstein im Landkreis Kaiserslautern.

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Hintergrund:

Super Bowl LVII

  • Was? Das Finale der American-Football-Profiliga National Football League (NFL)
  • Wer gegen wen? Philadelphia Eagles gegen Kansas City Chiefs
  • Wann? Anstoß ist in der Nacht vom 12. auf den 13. Februar um 0.30 Uhr deutscher Zeit
  • Wer überträgt? Prosieben (TV) und ran.de (Livestream)
  • Wer tritt auf? Chris Stapleton singt die US-Hymne, Rihanna übernimmt die legendäre Halbzeitshow
 
 

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