Ausnahmezustand in Grafenwöhr: Zum 63. Mal strömten die Gäste zum Deutsch-Amerikanischen Volksfest. Mit Ausnahme der Corona-Pause besuchten stets etwa 100.000 Menschen über das Wochenende verteilt die außergewöhnliche Veranstaltung im Camp Algier mitten im Truppenübungsplatz.
Die Anreise ist nur mit dem Auto oder Shuttle-Bussen möglich. Von mehreren über die Stadt verteilten Haltestellen bringen die Fahrzeuge die Besucher direkt zum Festgelände. Wie üblich warteten die ersten um 11 Uhr am Eingang auf den Einlass.
Aber doch war die Eröffnung etwas anderes als sonst. War die Lokalprominenz sonst unter sich und schnitt das Band durch, kam dieses Mal einen besonderen Ehrengast. Erst am Mittwoch hatte Ministerpräsident Markus Söder seine Teilnahme zugesagt. Gemeinsam mit Staatskanzleichef Florian Herrmann zog er die Blicke auf sich. Mit einer überdimensionierten Schere teilten Söder, Bürgermeister Edgar Knobloch und US-Generalkonsul Timothy Liston das Band und marschierten angeführt durch bayerische Blasmusik und amerikanische Fahnenträger ins Bierzelt.
Im Vorfeld hatte es miese Stimmung gegeben, hatte der gemeinnützige Deutsch-Amerikanische-Gemeinsame-Ausschuss (DAGA) den Betrieb des Zelts an die gewerbliche Festzeltbetriebe GmbH abgeben müssen. Bierzelt-Chefin Nadine Schuhmann belastet der Trubel nicht. "Wir freuen uns auf Deutsche wie Amerikaner." Sie selbst kannte das Volksfest vorher nicht und ist gespannt, auf die kommenden drei Tage. Das Zelt bietet tausend Menschen Platz.
Auf der Bühne begrüßte der Oberst der Garnison Bavaria, Kevin Poole, die Gäste. Sein Dienst in Grafenwöhr endet in diesem Monat. Das gute Verhältnis zwischen Deutschen und Amerikanern in Grafenwöhr ist bekannt. "Danke, dass ihr uns in Bayern ein Zuhause gebt", sagte er.
Ministerpräsident Söder berichtete in perfektem Englisch von seiner Kindheit und den ersten Erfahrungen mit Amerikanern. "Wir haben ihnen Fußball beigebracht und sie lehrten uns Football." Das Volksfest sei ein Symbol für die Freundschaft zwischen den Nationen. Er nannte die USA den stärksten Partner, mit dem die Zusammenarbeit gestärkt werden solle. "Ich glaube, er ist der beste Kommandeur, den wir je hier hatten", lobte Bürgermeister Knobloch Oberst Poole.
Nach Corona war das Volksfest auf dem neuen Areal neu gestartet worden. Auf viele Vorschläge zur Verbesserung war Poole eingegangen: Die kleinen Armee-Zelte anstelle der beiden großen Essensstationen sind zurück. So verteilt sich der Andrang mehr und es herrscht wieder der Charme vergangener Volksfeste.
Seit 41 Jahren ist Franz Zeilmann bei der US-Armee und geht Ende des Jahres in Rente. Dem Pressesprecher wurde die Ehre zu teil, trotz der prominenten Gäste das erste Fass Bier anzustechen. Leider klappte es nicht ganz reibungslos und einiger Gerstensaft spritzte heraus. Sehr zum Spaß von Söder, der die Sauerei schlüpfrig kommentierte.
Helmut Amschler ist Vizepräsident der DAGA. Anstelle des großen Bierzelts betreut er mit seinem Freundschaftsverein nun ein Weinzelt: "Das Volksfest ist größer als im vergangenen Jahr. Es gibt 105 deutsch Aussteller, Fahrgeschäfte und Verkaufsbuden. Dazu noch über 40 Fieranten", informierte er.
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