Hausen bei Ursensollen
25.06.2023 - 09:45 Uhr

Das traurige Schicksal des „Boardhortls“ vor über 75 Jahren in Hausen

Heimatpflegerin Annemarie Lehmeier sammelte zum Heimaterlebnistag neue Details über das Leben eines Aussteigers in Hausen. Bei einer Führung in den Winkler Talgraben ging es zu einer Höhle, in der der "Boardhortl" gehaust hatte.

Vor drei Jahren erinnerte der Heimatpfleger der Gemeinde Ursensollen, Josef Schmaußer, mit einem Buch- und einem Zeitungsartikel an das traurige Schicksal und Leben des Aussteigers „Board Hortl“, der vor ca. 75 Jahren in einer kleinen Höhle nördlich von Ehringsfeld hauste. Nun tauchte bei der Durchsicht von alten Zeitungsbänden im Stadtarchiv Amberg ein Artikel vom Februar 1950 auf, der noch mehr Licht in dieses ungewöhnliche Leben wirft. Die stellvertretende Heimatpflegerin, Annemarie Lehmeier nahm diese Informationen auf und konnte überrascht feststellen, dass der „Boardhortl“ vorher im Hausener Tal als Knecht arbeitete und später in eine Höhle im Winkler Talgraben, nördlich von Hausen „umzog“.

Annemarie Lehmeier konnte am Heimaterlebnistag mit einer Führung in den Winkler Talgraben zu einer Halbhöhle, in der der Aussteiger bis ca. 1948 hauste, mit vielen neuen Details zum tragischen Leben aufwarten. Einige Zeitzeugen gaben folgende Informationen zum Leben des „Boardhorts“:

Er hieß, so wussten einige Hausener, Leonhard Blendinger und stammte aus Sulzbach-Rosenberg. Wegen seines langen Bartes und seines Vornamens bekam er den einprägsamen Namen. Er war gelernter Mauerer und tauchte in den Kriegsjahren in Hausen auf. Irgendwann hatte er sich für ein Landstreicherleben entschieden, ein in der NS-Zeit nicht ungefährliches Unterfangen. Um an Lebensmittelmarken zu kommen, meldete er seinen Wohnsitz in Hausen an. Er lebte auf dem Dachboden einer Witfrau und half dieser immer wieder, wenn entsprechende Arbeit anstand.

Kurz nach Kriegsende, die Witwe war verstorben, entschied sich der Außenseiter für ein Leben außerhalb der Gesellschaft und zog in die genannte Erdhöhle nördlich von Hausen am gleichnamigen Bach. Einige Teilnehmer der Wanderung konnten einige Episoden aus dem Leben des Hartls beitragen. Es hieß, er sei ein sehr ruhiger, grundeherlicher Mann, der niemanden etwas zu Leide tat, gewesen. Er war dankbar, wenn er nach der Hilfe bei kleineren Arbeiten einen Teller Suppe bekam, dann packte er wieder sein Bündchen. Auch bei anderen Bauern in der Gegend fand er hin und wieder Arbeit. So zog er zu den Bauern nach Winkl, Richt, Zant und Guttenberg, wo er auch als Messer- und Scherenschleifer gern gesehen war. Alle Gäste, die ihn noch kannten, hatten in in guter Erinnerung.

Der Schulweg der Kinder aus Zant, Winkl, Richt und Guttenberg führte an der Erdhöhle des Außenseiters vorbei. Man sah ihn oft vor seiner Höhle oder in „seiner Stub'n“ sitzen.

Irgendwann in den Nachkriegsjahren, ca. 1948, wechselte der „Boardhortl“ sein Domizil und hauste nun in der oben genannten kleinen Höhle nördlich von Ehringsfeld. Hier führte er sein eigenartiges Leben weiter, bis er schließlich völlig ermattet gefunden wurde und ins Sulzbacher Krankenhaus gebracht wurde. Über sein weiteres Schicksal konnten keine Informationen gefunden werden.

 
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