Landrat Hans Schuierer lässt sich mit den in Aussicht gestellten Arbeitsplätzen ködern. Aber bald kommen ihm Zweifel an der Sicherheit der Anlage und er wandelt sich vom Befürworter zum erbitterten Gegner einer WAA.
Diese Geschichte erzählt der Film "Wackersdorf" in einer Mischung aus Spielhandlung und dokumentarischen Szenen. Zu sehen war er anlässlich der 100-Jahr-Jubiläumsfeier des SPD-Ortsvereins Hirschau im voll besetzten kleinen Saal des Josefshauses. SPD-Vorsitzender Günther Amann freute sich ein interessiertes Publikum und als Zeitzeugen Altlandrat Hans Schuierer sowie Ex-Landtagsabgeordneten Reinhold Strobl willkommen heißen zu dürfen.
In einem Grußwort gratulierte Kreisvorsitzender Uwe Bergmann den Hirschauer Genossen zum 100. Geburtstag. Die SPD habe in ihrer wechselhaften Geschichte nie den Konflikt mit einer autoritären Staatsmacht gescheut und sei stets für Freiheit und Recht eingetreten, betonte er. Dafür stehe auch der Widerstand gegen die WAA in Wackersdorf.
Film und Wirklichkeit
"Die Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig, lautet der Abspann mancher Filme. In "Wackersdorf" ist diese Ähnlichkeit gewollt", eröffnete Günther Amann die sich an die Vorführung anschließende Talk- und Fragerunde und wollte wissen, wie nahe der Film der Wirklichkeit käme. Die Idee basiere auf zahlreichen Gesprächen mit Regisseur Oliver Haffner, berichtete Hans Schuierer. Die gespielte Handlung gebe die Stimmungen jener Zeit recht treffend wieder. "Wir hatten die höchste Arbeitslosigkeit in der damaligen Bundesrepublik. Da erschien die WAA mit 3600 Arbeitsplätzen wie ein Geschenk."
Angeblich sollte die WAA ein sauberer Betrieb ohne Schadstoffe sein. Er selbst sei stutzig geworden, als er in den Bauplänen der Betreiber einen 200 Meter hohen Kamin zur Verteilung von radioaktiven Schadstoffen entdeckte. "Da habe ich gemerkt, die lügen uns an", erklärte der Ex-Landrat seinen Gesinnungswandel. Er habe sich dem Widerstand angeschlossen und sich geweigert, Baupläne und Genehmigungen zu unterschreiben. In einem eigenen "Lex-Schuierer" habe ihm der bayerische Landtag die Befugnisse entzogen. Das Recht sei mit Füßen getreten worden und "wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht", zitierte Schuierer aus der Anti-WAA-Bewegung. Amann gab einen Überblick. Im Dezember 1985 hätte der Bau mit Rodungen im Taxölderner Forst begonnen. Er erinnere sich an die Räumung des Hüttendorfs am 7. Januar 1986. An Ostern des selben Jahres hätten 100 000 meist friedliche Demonstranten protestiert.
Mit Fest gefeiert
An Pfingsten hätten die Proteste, unterstützt von der Atomkatastrophe in Tschernobyl, einen Höhepunkt erreicht. Die Polizei sei oft brutal gegen friedliche Demonstranten vorgegangen, erinnerte sich Reinhold Strobl. Hubschrauber und Wasserwerfer hätten Reizgas versprüht. Journalisten und Reporter hätten sich daraufhin dem Widerstand angeschlossen. Nach mehr als dreijährigem Kampf sei das WAA-Projekt zusammengebrochen. Am 31. Mai 1989 seien die Arbeiten eingestellt worden. Atomindustrie und Politik hätten den Bürgern den Triumph nicht gönnen wollen und wirtschaftliche Gründe vorgeschoben. Am Bauzaun sei das Ende der WAA gefeiert worden.
Mit Blick auf aktuelle Bewegungen zollte Schuierer den "Fridays for Future"-Protesten seine Anerkennung: "Auch das ist ein Stück gelebte Demokratie". Dafür sei er, Schuierer, das beste Vorbild, unterstrich Amann die Lebensleistung des heute 88-jährigen Ex-Landrats unter dem anhaltenden Beifall der Zuhörer.













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