Am 29. Juni 1957 erblickte er in einem Stodtmauerheisl im Zöiglbindagassl das Licht der Welt und wuchs in der unteren Stadt im damaligen Naherholungsgebiet Schloosgartn und Untere Mühl auf. Obwohl Mutter und Großmutter 1964 in der Friedrich-Zeitler-Straße ein Eigenheim bauten, blieb seine Heimat bis zum 20sten Lebensjahr das Gassl. In seiner Sturm- und Drangzeit war er auf seinem Motorrad mit den Hirschauer BMW-Freunden in halb Europa unterwegs. Im Winter 1983/84 fuhren die jungen Burschen bis Marrakesch und Casablanca im Glauben, dass es dort um diese Zeit herrlich warm ist – was sich leider als falsch herausstellte.
Seine ersten musikalischen Erfahrungen machte er mit ca. 10 Jahren beim Fanfarenzug als Landsknechtstrommler und Fanfarenbläser. Beim Stammtisch mit Schul- und Lehrzeitkameraden im alten Josefshaus beim Sperber kam er erstmals mit einem Akkordeon in Kontakt. Mit 20-22 Jahren brachte er sich als Autodidakt das Spielen auf der Diotonischen bei. Seine musikalische Leidenschaft entdeckte er Mitte der 1980er Jahre beim Böhmischen Abend im Gasthaus Gschrei als Löffelspieler, Jodelsolist und Quetschnspieler. Besonders gefördert wurde er vom Lokalreporter Sepp Müller Anderl. Dabei lernte er Anette Dausch und Werner Pichl kennen. Das Trio avancierte zur weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten „Hirschauer Feieraoumdmuse“. 1989 trat man beim Oberpfälzer Musikantnstadl in Wernberg-Köblitz erstmals auf. Bekannt machte sie das Couplet vom „Bubikopf“, das sie bestimmt 500-mal gesungen haben. Werner Pichl stieg nach 2-3 Jahren aus. Anette und Sepp Strobl wurden mit zu den bekanntesten Coupletsängern der Oberpfalz. Unvergesslich bleibt ihr Auftritt 2002 im Josefshaus, als sie Gerhart Polt zwischen seinen Darbietungen musikalisch begleiten durften. Auch Rundfunk und Fernsehen wurden auf sie aufmerksam. So kam es zu 17 Radio- und 7 Fernsehaufnahmen.
Vorreiter beim Kirwaaussingen
Legendär war damals in Hirschau das alljährliche Kirwaaussingen am Kirwamontag im brechend vollen Festzelt im Gschrei-Garten. Sepp und Annette nahmen das Stadtgeschehen feinsinnig und scharfzüngig aufs Korn und „derbleckten“ pointenreich so manche örtliche Persönlichkeit. Beide waren im Landkreis die Vorreiter in Sachen Kirwaaussingen im Bierzelt. Im Gschrei-Zelt wurde von 1981 bis 1994 alle Jahre ein Hirschauer Original als „Wenzel“ ausgerufen. Die Initiative dazu stammte vom zwischenzeitlich aufgelösten Wenzelkreis. Unter den Gründern des Vereins, der sich der Forschung und Pflege der Geschichte Hirschaus um König Wenzel verschrieben hatte, durfte Sepp Strobl nicht fehlen. Nach dem uralten Grundsatz „Wenn’s am schöinstn is, sollma aufhörn“ kam es 2009 zur musikalischen und privaten Trennung der „Hirschauer Feieraoumdmuse“. Von 2003 bis 2010 spielte Sepp Strobl mit Uwe und Jörg Hermann als „Schloosmuse“. 2012 trat das Trio auf Einladung von Traudi Siferlinger in der Fernsehsendung „Wirtshausmusikanten beim Hirzinger“ auf. Im Moment hat Sepp Strobl sich musikalisch sehr zurückgezogen.
1972 begann er seine Ausbildung als Industrieschmied bei den Amberger Kaolinwerken. In seiner Lehrzeit entdeckte er seine Liebe zur Kunstschmiederei und zum Restaurieren alter Gegenstände. 1983 machte er seine Meisterprüfung im Schmiedehandwerk und ist (wahrscheinlich) Hirschaus letzter Schmiedemeister. Jetzt gibt es nur noch den „Meister im Metallbau, Fachrichtung Metallgestaltung“. Sepp Strobl: „Wöi schöi woar doch des einfache Schmiedmoista!“ Bedingt durch betriebliche Umstände bei den AKW trat er 1997 eine neue Arbeitsstelle als Betriebsleiter eines Pegmatitwerkes in Thansüß an. Seit 2002 übt er seinen Traumberuf aus - Schulhausmeister in seiner Heimatstadt. In seiner Freizeit lässt ihn seine Liebe zur Kunstschmiederei nicht los. Er stellte zu Hause u.a. die neuen Baumschutzgitter für die sanierte Innenstadt her und fertigte für die Stadtpfarrkirche einen schmucken Adventskranzständer. Zusammen mit seinen ehemaligen Lehrlingen und Arbeitskameraden renovierte er das Missionskreuz auf dem Marktplatz und ergänzte dieses mit einem Bogen über dem Christuskörper. Generell erweist er seiner Heimatstadt hie und da kleine Dienste und repariert Kleinigkeiten, wenn Not am Mann ist. Wird er nach der Entlohnung gefragt, lautet seine Antwort: „Freundschaft und Heimat kann man nicht mit Geld bezahlen. Mir macht das Helfen Spaß und Freude. Für jemanden, den ich nicht mag, mache ich sowieso nichts!“
Leidenschaft für Geschichte
Seine Leidenschaft, alte Hirschauer Fotografien sowie Gemälde der Keramikmaler und andere Dinge mit Bezug zu Hirschau zu sammeln und sein Interesse an der Geschichte Hirschaus prädestinierten ihn geradezu für das Ehrenamt des Stadtheimatpflegers. Der Stadtrat ernannte ihn 2004 dazu. Sepp Strobls besonderes Interesse gilt der Erforschung eingesessener Hirschauer Familien, deren Häusern und Geschichten. Beim Durchforsten und Ordnen des Stadtarchivs findet er immer wieder interessante Schmankerln. Sein immenses Wissen behält er nicht für sich. Hält er einen geschichtlichen Vortrag, sind die Säle oder Lokale rappelvoll. Jedes Mal schlägt er die Zuhörer bzw. Zuschauer mit seinen Detailkenntnissen und seiner humorvollen Art von der ersten bis zur letzten Minute in den Bann. Das Schönste für ihn sind Stadtführungen ohne viele Jahreszahlen, dafür umso mehr gespickt mit Hirschauer Anekdoten. Eine besondere Stadtführung, nämlich den Kinderfaschingszug, führt Sepp Strobl seit seiner Einführung 2014 an, originell kostümiert als Stadtkommandant, Nachtwächter, Hausierer oder Bootskapitän. Gerne nimmt er aktuelle lokale Ereignisse auf die Schippe. Kurzum – Sepp Strobl ist ein Hirschauer von echtem Schrot und Korn – einfach ein Glücksfall für seine Heimatstadt.
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