Hirschau
18.02.2021 - 16:46 Uhr

SPD Hirschau spricht von städtebaulichem Rückschritt

Mit der Kommunalwahl haben sich die Mehrheitsverhältnisse im Hirschauer Stadtrat geändert. Die CSU nutzt ihre Mehrheit, einen alten Beschluss zu kippen. Die SPD läuft dagegen Sturm.

Die SPD kritisiert die Konstruktion des Busbahnhofs, von links Rudi Wild, Günther Amann, Wolfgang Bosser, Claudia Stein, Josef Birner, Martin Beck vom Bauamt und Architekt Josef Garnhartner. Bild: gsp
Die SPD kritisiert die Konstruktion des Busbahnhofs, von links Rudi Wild, Günther Amann, Wolfgang Bosser, Claudia Stein, Josef Birner, Martin Beck vom Bauamt und Architekt Josef Garnhartner.

"Aus Sicht der SPD ist das eine städtebauliche Todsünde", kritisiert Günther Amann den im Dezember 2020 dank der CSU-Mehrheit im Stadtrat durchgedrückten Beschluss, sechs bis acht weitere Parkplätze auf der Nordseite des Marktplatzes auszuweisen. Die Hirschauer SPD-Stadtratsfraktion hatte sich deshalb mit dem Architekten Josef Garnhartner aus Deggendorf, der den Hirschauer Marktplatz gestaltet hatte, und mit Martin Beck vom Bauamt zu einem Ortstermin getroffen, um erneut auf die Auswirkungen dieses Beschlusses aufmerksam zu machen.

Seit Jahren wird in Hirschau kontrovers über die Verkehrsregelung auf dem Marktplatz diskutiert. Geschäftsleute hatten gegen die damals mit der SPD-Mehrheit beschlossenen Parkverbot-Regelung eine Unterschriftenaktion gestartet. Jetzt nutzte die CSU ihre Ratsmehrheit, um den alten Beschluss aufzuheben, schafft damit weiteren Parkraum auf der Nordseite des Marktplatzes.

"Planungsziele in Gefahr"

Die SPD sieht aber mit dieser Regelung die ursprünglichen Planungsziele für die Hirschauer Innenstadt in Gefahr. "Von dem eigentlichen Ziel eines gleichberechtigten Nebeneinanders von Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern kann keine Rede mehr sein", kritisiert Günther Amann die Entscheidung. Aus Sicht von SPD-Stadtrat Josef Birner steht im Umfeld des Marktplatzes einschließlich des Edeka-Parkplatzes ausreichend Parkraum zur Verfügung. Das Alleinstellungsmerkmal von Hirschau, der freie Blick auf das Rathaus, gehe jetzt verloren.

Auch der ursprünglich für die Planung des Marktplatzes zuständige Architekt sieht den neuen Stadtratsbeschluss kritisch. "Das widerspricht der eigentlichen Absicht, hier eine Flaniermeile entstehen zu lassen. Mit parkenden Autos erhält man wieder eine Auto-Optik, unter der die Aufenthaltsqualität leidet", sagt Garnhartner. Unterstützung erhält die SPD-Fraktion auch von international kompetenter Seite. Melanie Hierl, in Hirschau geborene Stadtplanerin, die jetzt in der schwedischen Hauptstadt Stockholm lebt und arbeitet, bezog in einem in der Amberger Zeitung im Januar 2021 veröffentlichten Interview zu diesem Thema klar Stellung. "Dass Innenstädte aus der Sicht der Autofahrer geplant werden, ist der Stand der 1950er Jahre. Diese Zeiten müssen vorbei sein."

Busbahnhof bietet keinen Schutz

Die Diskussion über die Parkplatzsituation am Marktplatz dürfte in Hirschau noch nicht zu Ende sein. Die SPD hofft, dass die jetzt für ein Jahr beschlossene Regelung nicht dauerhaft zementiert ist. Auf einen aus ihrer Sicht weiteren Missstand auf dem Marktplatz wies die SPD bei dem Ortstermin hin. Der Busbahnhof an der Westseite des Rathauses erfülle aufgrund seiner Bauweise nicht die Aufgabe, den wartenden Fahrgästen Schutz vor Wind und Wetter zu bieten. "Für mich ist das eine glatte Fehlplanung", urteilt Wolfgang Bosser über diese Konstruktion.

Weil die Dachkonstruktion an mehreren Stellen offen sei, biete sie an vielen Stellen gar keinen Schutz vor Regen oder Sonne. Die Bänke seien auch teilweise dem Regen ausgesetzt und daher nass, teilweise schon grün bemoost. "Wir haben doch den Busbahnhof nicht nur für eine Jahreszeit gebaut", kritisiert Bosser. Mit dem Architekten einigt man sich darauf, dem Stadtrat die Anbringung vor drei senkrechten Glasflächen zum Schutz vor Wind und Regen vorzuschlagen. Die Forderung nach einer geschlossenen Dachfläche sieht der Architekt kritisch, da diese die bewusst gewählte offene Gestaltung zerstören würde.

OnetzPlus
Amberg03.01.2021
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.