Was sich im Vorfeld der Bürgermeister-Wahl in Königstein abspielt, ist bemerkenswert: Die CSU hat keinen eigenen Kandidaten, mit dem sie bei der vorgezogenen Wahl am 13. März antritt. Darüber informiert der CSU-Ortsvorsitzende Roland Sollner in einer Pressemitteilung, die die Vorstandschaft gemeinsam formuliert hat. Aller Voraussicht nach wird es deshalb für den Kandidaten der Freien Wähler, den Polizeibeamten Jörk Kaduk, keinen Konkurrenten im Rennen um das Königsteiner Rathaus geben. Denn am Donnerstag, 20. Januar, 18 Uhr, läuft die Frist aus, um weitere Bewerber zu benennen – bis zum Redaktionsschluss war niemand bekannt.
Dass die CSU niemanden findet, der zur Kandidatur bereit ist, konnte spätestens seit Montag vermutet werden, als die CSU auf ihrer Homepage die für Dienstagabend geplante Nominierungsversammlung kurzfristig abgesagt hatte. Zu den Hintergründen äußerten sich die Christsozialen zunächst nicht – der Vorstand wollte erst eine Erklärung ausarbeiten und sich dann öffentlich äußern. Nun liegt Oberpfalz-Medien die Erklärung vor. Darin wird offenbar, dass die CSU einen tiefen Groll gegenüber den Freien Wählern hegt, denen "egoistische Gründe und Kalkül" unterstellt werden.
Hauptamt als Problem
Die Bürger von Königstein seien von den Freien Wählern "bewusst in eine schwierige und vor allem unnötige Situation gebracht" worden, "die es nahezu unmöglich macht, mit einem guten und reinen Gewissen einen Kandidaten zur anstehenden Wahl antreten zu lassen", schreibt der CSU-Vorstand. Was damit gemeint ist, wird im Folgenden klar. "Einer der Hauptgründe stellt der Mehrheitsbeschluss der Freien-Wähler-Fraktion im Marktrat dar, nur noch einen hauptamtlichen Bürgermeister zu akzeptieren." Dies sei sowohl für alle potenziellen CSU-Kandidaten als auch für von der CSU angesprochene Bürger der Marktgemeinde eine "unüberwindbare Hürde".
Hintergrund ist, dass nach dem vorzeitigen Rückzug von FW-Bürgermeister Bernhard Köller nach nur zwei Jahren im Amt die Wahlperiode nur noch bis 2026 läuft. Wer jetzt antrete und gewählt würde, müsse wegen nur vier verbleibender Amtsjahre seinen Arbeitsplatz aufgeben – und könne nicht sicher sein, ob er anschließend wiedergewählt würde. Wer in der freien Wirtschaft tätig sei, könne dieses Risiko nicht eingehen. Vielen Bürgern werde dadurch die Möglichkeit zur Kandidatur geraubt. "Da rächt sich wieder mal, wenn man aus vermutlich egoistischen Gründen und Kalkül einen Beschluss in den Marktrat einbringt", schießt die CSU gegen die Freien Wähler und insbesondere ihren Kandidaten Jörk Kaduk, der als Beamter gut abgesichert ist: "Gut, wenn man im öffentlichen Dienst beschäftigt ist und in dieser Zeit sein Arbeitsverhältnis ruhen lassen kann." Und weiter: "Ein Schelm, der sich etwas Böses dabei denkt."
Kritik an Freien Wählern
Zudem sieht die CSU ein Problem bei den Vertretungen des Bürgermeisters – beide kommen aus den Reihen der Freien Wähler. Diese hätten ihr Amt nicht zur Disposition gestellt, gleichzeitig aber im November verkündet, die Vertretung des Ersten Bürgermeisters "aus beruflichen Gründen und auch nicht übergangsweise beziehungsweise vollumfänglich wahrnehmen zu können." Jedem Bürgermeisterkandidaten müsse dies bewusst sein, dass er "im Ernstfall nicht auf zwei Vertretungen zurückgreifen könne".
Der CSU-Vorstand betont abschließend in seiner Erklärung, dass es niemals darum gegangen sei, "unter allen Umständen irgendeinen Kandidaten aufstellen zu wollen". Ein Bürgermeister müsse fachlich und persönlich geeignet sein und das Amt aus "innerer Überzeugung" ausüben. Die Königsteiner müssten nun mit Blick auf Jörk Kaduk selbst entscheiden, "ob sie die aufgestellte Person als geeignet oder nicht geeignet erachten". Mit offensichtlicher Unzufriedenheit endet die CSU-Erklärung mit der Bemerkung: "Es bleibt eine Wahl ohne Wahl."
Hintergrund für die vorgezogene Wahl ist der Rücktritt von FW-Bürgermeister Bernhard Köller aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen. Vor Köller hatte die CSU 42 Jahre lang Königstein regiert. Zuletzt mit Hans Koch, der sich zwischen 1996 und 2020 als Rathauschef einen Namen machte.
Königstein war lange "schwarz"
- Hintergrund für die vorgezogene Wahl ist der Rücktritt von FW-Bürgermeister Bernhard Köller aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen zu Jahresbeginn.
- Vor Köller hatte die CSU 42 Jahre lang Königstein regiert. Von 1978 bis 1996 war Klaus Wolkersdorfer Rathauschef, ihm folgte bis 2020 Hans Koch.
- Weitere Berichterstattung zum Thema folgt.
"Da rächt sich wieder mal, wenn man aus vermutlich egoistischen Gründen und Kalkül einen Beschluss in den Marktrat einbringt."
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