Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ rüttelte im vergangenen Jahr auf. Nach Meinung des Aktionskreises wurde die Zielsetzung bislang nur holprig umgesetzt. Es reiche zur Rettung der fleißigen Honigsammler nicht aus, nur Blühstreifen anzulegen, Straßenböschungen ungemäht zu lassen oder mehr Blüten in Gärten und auf Balkonen zu schaffen. Die Imker seien selbst in der Pflicht, wie in der Versammlung des Bienenzuchtvereins Kemnath am Dienstag deutlich wurde.
Wir wollen gesunde Lebensmittel erzeugen.
Eine große Gefahr für die Bienenvölker sei die Varroamilbe. Ihre Bekämpfung fordert die Imker seit über 42 Jahren heraus. Im Landgasthaus Busch referierte dazu Bienensachverständiger Josef Ernst aus Münchenreuth. Zu dem fast zweistündigen Vortrag hieß ihn die neue Vorsitzende des Bienenzuchtvereins, Angelika Sullivan aus Bayreuth, willkommen. Sie dankte dem Referenten am Schluss mit einer Flasche Frankenwein.
Milbe passt sich an
„Wir müssen schauen, das Problem in den Griff zu bekommen“, betonte Josef Ernst. Doch das dürfte weiterhin schwierig sein. Denn die kleine, rote Milbe sei flexibel und passe sich immer wieder den eingesetzten Bekämpfungsmitteln an. „Die Milben werden immer widerstandsfähiger“, wusste er. Dazu komme, dass Imker bei einem Varroabefall nur Mittel verwenden dürften, die den lebensmittelrechtlichen Bestimmungen entsprechen. Der Sachverständige forderte deshalb, bei Angeboten im Internet misstrauisch zu sein, weil man nicht wisse, was wirklich angeboten wird. „Es sollen nur Mittel des Verbandes in Einsatz kommen“, appellierte er eindringlich und unterstrich: „Wir wollen gesunde Lebensmittel erzeugen.“
Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es das Bayerische Varroa-Bekämpfungskonzept mit vier Punkten: Rechtzeitig behandeln, Rückstände vermeiden, Reinvasion berücksichtigen und Resistenzen vorbeugen. Bereits im Februar beginnen die Abwehrmaßnahmen. Der erste Schritt sei, die Parasiten in einem Bienenstock zu zählen, denn deren Zahl verdopple sich monatlich. So würden aus 100 gezählten Milben im Februar 12800 im September. Die Zahl der Milben am Ende der Honigsaison Mitte Juli sei die Entscheidungsgrundlage für die Wahl des Mittels - oder ob eine Notmaßnahme notwendig ist. Das ganze Jahr über laute jedoch das Motto: „Milben zählen, Milben zählen …“.
Behandlungsmethoden
„Vor der Honigabnahme dürfen keine Mittel eingesetzt werden“, hob Ernst hervor. Im Detail behandelte der Bienensachverständige die Anwendung der zugelassenen Mittel wie Ameisensäure und Thymol in den Sommermonaten Juli bis September oder Oxalsäure und Milchsäure im November und Dezember. Besonders verwies er auf die persönliche Schutzausrüstung beim Einsatz der Mittel. Aber auch darauf, dass nur Milch-, Oxal- und Ameisensäure mit dem Zusatz „ad us. vet.“ (zum Gebrauch am Tier) verwendet werden dürfe.
Den Behandlungsmethoden mit verschiedenen Verdunstern, der Abhängigkeit der Mittel von Temperatur und Wetter sowie der Anwendungsdauer und der Verträglichkeit für Bienen widmete der Fachmann große Aufmerksamkeit. Das „Vorroawetter“ sei auch nach Postleitzahlen im Internet abrufbar. Als zu aufwendig wurde jedoch die „Varroa-App“ eingestuft.
Alternativ zur Bekämpfung der Varroamilbe mit Säure wurde die „Bienensauna“ ins Gespräch gebracht. „Die Biene ‚schwitzt’ sich gesund, während die wärmeempfindliche Milbe stirbt“, heißt es dazu im Internet. Bei 30 Völkern sei der Aufwand sehr groß, war aus dem Imkerkreis zu hören. Eine dringende Empfehlung gab Bienensachverständiger Josef Ernst allen noch mit auf dem Weg: Bienen nur mit Gesundheitszeugnis kaufen, wenn sie nicht aus dem Landkreis Tirschenreuth kommen. Es gelte, die Faulbrut nicht einzuschleppen.
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