Vor gut dreieinhalb Jahren war Ludwig Spaenle zuletzt in Konnersreuth, damals noch im Amt des Bayerischen Kultusministers. Jetzt war der 60-jährige, inzwischen Antisemitismus-Beauftragter der Staatsregierung, erneut in der Marktgemeinde zu Gast. Den Besuch verband er mit einem Termin in der Burg Falkenberg: Dort hielt er den Vortrag "Solidarität, Prävention und Repression - gemeinsam für jüdisches Leben!".
War 2018 das Resl-Haus das Ziel, so besichtigte Ludwig Spaenle nun den Resl-Garten, wo er sich über den aktuellen Stand des Prozesses zur Seligsprechung von Theres Neumann informierte. Im Namen des CSU-Ortsverbandes, der die Einladung ausgesprochen hatte, hieß Vorsitzender Andreas Malzer den Gast aus Oberbayern willkommen. Mit vor Ort waren auch MdB Albert Rupprecht und Vertreter von Junger Union und Frauen-Union.
Andreas Malzer erinnerte daran, dass sich Theres Neumann schon früh gegen den Nationalsozialismus engagiert habe. Dieser Widerstand gegen das NS-Regime sei auch ein großes Thema im Seligsprechungsprozess, so Malzer. Ludwig Spaenle hatte bereits beim Besuch vor drei Jahren berichtet, dass er schon als Kind viel über Theres Neumann erfahren habe. Professor Dr. Franz Xaver Wutz, der die Resl aus ihrer Zeit in Eichstätt gut gekannt habe, sei ein Schulkamerad von Spaenles Vaters gewesen.
Pater Benedikt Leitmayr informierte, dass die Resl einst in ihrem Garten Pflanzen für den Blumenschmuck in der Konnersreuther Kirche gezüchtet habe und Gründungsmitglied im Bund Naturschutz gewesen sei, was Spaenle aufhorchen ließ. "Die Resl erkannte schon damals die Schöpfungsverantwortung. Sie sagte damals: ,Wenn der Baum stirbt, dann stirbt auch der Mensch'." Pater Benedikt weiter: "Achtung vor der Schöpfung war für sie Achtung vor den Menschen." Auch aufgrund dieser Einstellung habe sie sich gegen den Nationalsozialismus eingesetzt und mit Fritz Gerlich den "Konnersreuther Kreis" gegründet. Weiter erzählte der Geistliche, dass sich die Resl früher im Häuschen des Resl-Gartens oftmals mit Personen des öffentlichen Lebens getroffen habe.
Zum Seligsprechungsprozess sagte Leitmayr, dass in Konnersreuther Archiven die Jahre 1933 bis 1945 fehlten. Andere Unterlagen, die gesichtet werden müssten, befänden sich im Ausland. "Das Leben der Resl spielte weltweit eine Rolle. Das ist auch ein Grund dafür, warum sich der Prozess so in die Länge zieht", so Leitmayr.
Ludwig Spaenle war der Ansicht, es müsste noch deutlicher herausgestellt werden, dass die Führung des NS-Regime regelrecht Angst vor der Resl gehabt habe. Darüber gebe es belegte Berichte. Pater Benedikt Leitmayr zeigte sich überzeugt: "Wenn der Seligsprechungsprozess abgeschlossen sein wird, wird man die Resl in einem ganz anderen Licht sehen." Nur wenige wüssten, dass der Resl etwa die Bildung von jungen Menschen immer sehr wichtig gewesen sei.
Im Infohäuschen des Resl-Gartens traf Ludwig Spaenle auch auf Zeitzeugin Bernadette Geyer, die dem Gast anschaulich ihre Erinnerungen an Theres Neumann und Besuche im Resl-Haus schilderte. Ludwig Spaenle zeigte sich stark beeindruckt und kündigte für die Zukunft auch einen Besuch im Theres-Neumann-Museum an. Uwe Rosner, Vorsitzender des Fördervereins für das Info- und Begegnungszentrum, zeigte sich sicher, dass das Museum noch heuer eröffnet werden kann.
Vor der Abfahrt aus Konnersreuth stoppte Ludwig Spaenle noch beim Eiscafé in der Ortsmitte. Dazu bemerkte er: "Ich habe vorhin ein Kind mit einem Eis gesehen, da wollte ich mir auch eins holen."
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