Der Harvester hat sich schon den Grauen Berg hinaufgearbeitet. Die eisigen Temperaturen dieser Woche sind kein Hindernis für die Baumfällungen. Eigentlich gibt es kein Wetter, das die schweren Maschinen ausbremsen würde, sagt Stefan Noll, der zuständige Abteilungsleiter vom Staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach. Abgesehen davon müssen die Bäume auf der Trasse der künftigen Umgehungsstraße auch tatsächlich jetzt gefällt werden: "Diese Arbeiten müssen bis Ende Februar abgeschlossen sein", um die Vogelbrut nicht zu stören. Das ist eine naturschutzfachliche Auflage bei diesem Projekt.
Gefällt wurde hier, oberhalb der neuen Brücke, die im vergangenen Jahr bei Theuern am Radweg gebaut wurde, schon einiges: Stapel von Baumstämmen sind am Fuß des Grauen Berges aufgetürmt, hauptsächlich Fichte und Kiefer, aber auch Laubholz wie Eiche oder Birke. "Was wir hier ernten, wird Bauholz", sagt Noll. Und der riesige Haufen mit dem Astmaterial wird zu Hackschnitzeln geschreddert.
"Grüne" Bäume fallen später
Die Bäume mit den roten Punkten am Waldrand bleiben stehen. Einige mit einer grünen Wellen-Markierung werden erst später gefällt: Hier könnten in Höhlen noch Winterschläfer logieren, hauptsächlich Bilche. Die kleinen Nager dürfen "ausschlafen", die grün markierten Bäume werden dann erst im März/April geschlagen. Vor Beginn der Arbeiten haben Experten die Waldfläche entsprechend untersucht und die Farb-Kennzeichnungen angebracht.
Auf 1,5 Hektar werden hier am Grauen Berg Bäume gefällt. Damit wurde am Montag begonnen. Kurzfristig, weil man vorher nicht sicher sagen kann, ob der Harvester kommen kann. "Wenn wir Schneebruch gehabt hätten, hätte es sein können, dass er nicht zur Verfügung steht", erklärt Noll: Solche Notfall-Einsätze gehen vor. Aber es lief alles nach Plan, am Donnerstag sollen die Fällungen bereits erledigt sein – auf etwa 400 Metern Länge und zwischen 15 und 30 Metern Breite.
Bergkuppe wird abgegraben
Danach folgen größere Erdarbeiten, bei denen die Bergkuppe abgetragen wird. Das Material, das dabei abgebaggert wird, kann weiter unten gleich wieder verwendet werden. Die Straße wird zwischen der Böschung links und rechts im Gelände versinken. Danach geht es unten, auf der anderen Seite der Vils, weiter, wo eine weitere Brücke gebaut wir. Das Gelände dort wurde im Spätherbst untersucht: Hier gab es keine archäologischen Funde. "Sobald es das Wetter zulässt" kann also der Brückenbau beginnen – mit einer lichten Weite von 21 Metern deutlich größer als der erste. Das neue Bauwerk wird neben den Fahrspuren auch eine Linksabbiegespur bekommen, die später Richtung Autobahnauffahrt führt.
Außerdem werden laut Noll heuer noch "wichtige Vorwegmaßnahmen für die große Vilsbrücke" erledigt, die für nächstes Jahr im Plan steht. Sie muss mit langen Betonpfählen gegründet werden, die ein schweres Großbaupfahlgerät im Flussbett versenkt. Und damit dieses Spezialfahrzeug keinen Schaden am Vilstalsammler anrichtet, der in diesem Bereich verläuft, muss diese Abwasserleitung mit einigem technischen Aufwand geschützt werden. Außerdem muss hier auch eine bestehende Wasserleitung der Gemeinde Kümmersbruck verlegt werden,
Keine Nöte im Straßenbau
"3,5 bis 4 Millionen Euro werden wir heuer verbauen", kündigt Noll an. Und hat, anders als zuletzt auf manchen anderen Baustellen, keine Probleme mit Materialengpässen oder Nöten, Baufirmen zu finden. Ganz im Gegenteil, berichtet Noll. Für die Ausschreibungen rund um die Westumgehung "ist die Zahl der anbietenden Firmen doppelt oder sogar dreimal so hoch wie in früheren Jahren". Hier mache sich bemerkbar, dass andere, geplante Projekte plötzlich doch nicht realisiert werden. Die Preisentwicklung sei ein Thema, vor allem in klassischen Baugebieten. Bei der Westumgehung nicht: Zeitlich und auch finanziell bewegt sich hier laut Noll alles im Plan.
"Bei uns im Straßenbau ist alles relativ stabil. Wir haben nicht solche Preissprünge wie im Hochbau." Er verweist auf ein Projekt bei Waldershof, wo unter Regie des Bauamts eine kleine Brücke gebaut wird: 23 Firmen hätten dafür die Angebotsunterlagen abgeholt, erfahrungsgemäß gäben dann zwei Drittel auch ein Angebot ab. "Normalerweise sind es bei so einem Projekt nur drei oder vier Bewerber." Straßen- und Erdbauprojekte seien momentan also begehrt. Dabei mache sich auch mit günstigen Preisen bemerkbar, "dass die Firmen scharf sind auf Aufträge: Das Interesse preisen die auch ein."
Feldweg als Baustraße
Als eine der ersten großen Maßnahmen in Zusammenhang mit der Umgehungsstraße wird entlang der Trasse auch ein begleitender Feldweg "komplett durchgebaut", vom Grammer-Werk in Haselmühl bis zu den neuen Brücken bei Theuern. Er ist im Plan enthalten, soll später den Landwirten zur Verfügung stehen. Während des Umgehungs-Baus ist er "Straße" für die XXL-Fahrzeuge, die hier im Einsatz sind: Sie sind zu schwer für die alte Brücke in Lengenfeld. Und außerdem will Noll den Bauverkehr aus den Ortschaften heraushalten.
Mit besonderen Herausforderungen sieht sich Noll momentan nicht konfrontiert. Selbst das laufende Besitzeinweisungsverfahren bereitet ihm keine Sorgen. Es war nötig, weil man mit einem Grundstückseigentümer keine Einigung erzielt habe. "Da bleibt uns nichts anderes übrig" als dieses Verfahren, das im Volksmund fälschlicherweise oft "Enteignung" genannt wird. Die freilich gebe es längst nicht mehr, erklärt Noll. Die Besitzeinweisung ermöglicht dem Bauamt die Umsetzung des Projekts auf Grundlage der Planfeststellung und der betroffene Grundbesitzer "wird mit Geld entschädigt".
"Technische Probleme sind zu meistern", daran hat Stefan Noll keine Zweifel. "Die Hürde bei solchen Projekten sind die Genehmigungsverfahren." Bei der Westumgehung sei "diese Hürde längst überwunden. Ich habe einen Bauauftrag, also baue ich."
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