Von Lena Schulze und Konrad Rosner
Der Schock bei den Brandleidern Boris Meißner und seiner Ehefrau Corina sitzt am Sonntagvormittag noch tief. Vor zehn Jahren erst haben sie mit ihren Kindern ihr Wohnhaus im Vierseithof in Lauterbach bei Mähring bezogen. Am Samstagabend mussten sie zusehen, wie ihr Hab und Gut einem Feuer zum Opfer fielen.
Ausgebrochen war das Feuer am Samstagabend nach ersten Erkenntnissen in einem Nebengebäude des landwirtschaftlichen Gehöfts. In diesem Anbau befand sich neben der Hackschnitzelheizung auch landwirtschaftlich genutztes Gerät. Bereits als die Einsatzkräfte kurz nach der Alarmierung um 17.57 Uhr eintrafen, stand das Anwesen schon in Vollbrand, schildert Kreisbrandrat Stefan Gleißner. Schon von weitem waren die Rauchschwaden am Himmel zu sehen. Sofort wurde die Brandstufe in Absprache mit Einsatzleiter Manfred Scharnagl, Kommandant der Feuerwehr Griesbach, auf eine der höchsten Einheiten (B5) erhöht, erklärt Gleißner. „Eine Stufe, die es im Landkreis schon seit einigen Jahren nicht mehr gegeben hat“, ergänzt Kreisbrandmeister Klaus Schicker.
Gebäude und Fahrzeuge zerstört
Obwohl die Feuerwehr sehr schnell mit starker Anzahl vor Ort war, war das Anwesen nicht mehr zu retten. Zu rasch ging das Feuer von dem Nebengebäude auf die Wohnanwesen sowie eine Pferdestallung des Vierseithofes über. Familie Meißner lebt mit drei Generationen in dem Vierseithof. Die insgesamt acht Personen bewohnen zwei Wohngebäude. Wie die Polizei mitteilt, konnten die Bewohner das Anwesen rechtzeitig verlassen. Verletzt wurde niemand. Zudem konnten sie die drei Pferde aus dem Stall in Sicherheit bringen.
Der Stall und die Werkstatt im Nebengebäude gingen beim Brand komplett verloren. Sowohl das ältere als auch das neue Wohnhaus wurden vom Feuer stark in Mitleidenschaft gezogen. Allen voran das Dach, teilt Kreisbrandrat Gleißner mit. Inwieweit das Anwesen noch bewohnbar ist oder Teile davon gerettet und wiederhergestellt werden können, ist laut Polizeihauptmeister Florian Riedel noch nicht klar. "Es ist schon ein erheblicher Schaden", berichtet er. Die Schadenssumme beziffert die Polizei auf mehrere Hunderttausend Euro. "Die Summe liegt schon im oberen sechsstelligen Bereich. Vorsichtig geschätzt bei knapp einer Million Euro."
Große Hilfsbereitschaft für Familie
Nicht nur der Schaden am Gebäude ist enorm. Auch ein Traktor, ein Wohnwagen, ein Motorrad und ein Roller wurden beschädigt oder brannten komplett aus. Wohl auch einige Hühner und Katzen wurden Opfer der Flammen, erzählen die Meißners am Morgen nach dem Feuer.
Sehr hoch ist die Hilfsbereitschaft für die Familie, die binnen weniger Stunden ihr gesamtes Hab und Gut verloren hat. Die Großeltern sind vorübergehend im Mühlenhof in Mähring untergebracht. Boris und Corina Meißner verbrachten die erste Nacht bei ihren Nachbarn, der Familie Schweimer. Ihre vier Kinder im Alter von 18, 13, 9 und 5 Jahren sind in Mitterteich einquartiert. Ein Arbeitskollege von Boris Meißner startete zudem bereits eine Spendenaktion.
Wasserversorgung ein Problem
17 Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis waren zur Brandbekämpfung eingesetzt. Insgesamt waren bei dem Großbrand rund 200 Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei sowie das BRK mit mehreren Besatzungen im Einsatz.
Eine Besonderheit beim Einsatz war das Heranschaffen des Löschwassers. "Das Problem war, dass wir zwar zwei kleinere Löschteiche direkt in der Nähe hatten, doch die Weiher waren sofort leer", berichtet Kreisbrandrat Gleißner.
Wasser zum Löschen wurde aus dem Dorfteich und einem angrenzenden weiteren Teich entnommen, schildert Kreisbrandinspektor Klaus Schicker, der mit Kreisbrandmeister Helmut Czepa auch am Sonntagvormittag vor Ort war. Eine große Hilfe seien hier die Landwirte gewesen. "Es wurde ein Pendelverkehr eingerichtet. Mehrere Landwirte brachten mit großen Güllefässern Wasser aus Griesbach und der Gruppenmühle nach Lauterbach", sagt Schicker. Sie befüllten so die Löschteiche wieder. "Das war echt bemerkenswert", lobt auch Gleißner.
Drehleitern und Drohnen
Die Feuerwehr Erbendorf unterstützte den Einsatz mit einer Drohne. Zwar wäre die Luftunterstützung der Feuerwehr Bärnau näher am Einsatzort gewesen, doch war die komplette Mannschaft bei der Brandbekämpfung eingespannt. "Die Drohne war sehr hilfreich für uns", erklärt Gleißner. So konnten Glutnester schnell ausgemacht werden. Auch das BRK unterstützte mit einer Drohne die Koordinierung des Einsatzes.
Zusätzlich waren die Feuerwehren Tirschenreuth und Mitterteich mit der Drehleiter vor Ort. So konnte das Feuer innerhalb einer Stunde gegen 19 Uhr eingedämmt und ein Übergreifen des Feuers auf Nachbargebäude im Ort verhindert werden.
Löscharbeiten bis Sonntagmittag
Während des Einsatzes wurde die Feuerwehr Wiesau zur Gebietssicherung nach Mitterteich beordert. Nachdem das Feuer gegen 22 Uhr unter Kontrolle war, konnten die größeren Wehren wieder einrückten. Die Feuerwehr Griesbach hielt die Nacht hindurch Brandwache. Hier wurde am späten Abend auch das THW zur Unterstützung angefordert. Die Kräfte leuchteten die Einsatzstelle aus.
Am Sonntagvormittag war die Feuerwehr Griesbach mit rund zehn Aktiven noch am Brandort im Einsatz, um weiter Glutnester zu löschen. Am Sonntagmittag rückte dann auch die Griesbacher Wehr wieder ein, mit Ausnahme der Brandwache. Die Nachbarn, der Partyservice Schweimer, versorgten am Sonntagmittag die Griesbacher Wehr mit Essen und Getränken.
Laut Polizei ist die Ursache für den Brand noch immer ungeklärt. Die Inspektion Tirschenreuth hat in Zusammenarbeit mit den Brandermittlern der Kriminalpolizei Weiden die Ermittlungen aufgenommen.
Für Kreisbrandrat Stefan Gleißner war der Einsatz in Lauterbach bereits der vierte Großbrand in seiner noch kurzen Amtszeit von knapp zwei Monaten. "Ein heftiger Einstieg", kommentiert er. Für die Feuerwehren im Landkreis sei es aktuell eine herausfordernde Zeit, denn wegen der andauernden Dürre gebe es immer wieder Flächenbrände, betont Schicker. "Was die Feuerwehren aktuell leisten, ist herausragend", lobt er.
Großbrände im Juli
- 6. Juli: Großbrand eines Stalls und einer Lagerhalle in Geisleithen bei Plößberg, Schadenshöhe rund 1,5 Millionen Euro
- 15. Juli: Vollbrand einer Garage und eines Schuppen in Wiesau, Schadenssumme 50.000 Euro
- 17. Juli: Großbrand in Bauernhaus in Fuchsmühl, Schadenssumme 20.000 Euro
- 22. Juli: Großbrand eines Vierseithofs in Lauterbach bei Mähring, Schadenssumme knapp 1 Million Euro
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