Der Massenrichter Heimatchronist Georg Luber beschrieb das Taucher-Marterl 1984 in der Festschrift zum 100-Jährigen der Freiwilligen Feuerwehr: „Das Tauchermarterl steht am Kirchsteig von Rödlas nach Ehenfeld beim heutigen Aussichtsturm. Der 1,55 Meter hohe Sandstein trägt in einer vergitterten Nische eine Figur des hl. Sebastian und an der Seite die Inschrift: 1843 G.W.. Es wurde errichtet von Wisgickl, Rödlas Haus Nummer 3 (Taucher), weil sich Georg Wisgickl dort beim Streufahren den Fuß gebrochen haben soll.“ Als Alfred Härtl im Jahre 2000 in seinem Buch „Orte der Besinnung“ sämtliche Marterl im Hirschauer Stadtgebiet erfasste, fehlte eines – das Taucher-Marterl. Es war schlichtweg verlorengegangen. Nicht verloren gegangen, sondern aus dem Bildstock entwendet worden war in früheren Jahren die Figur des hl. Sebastian. Sie war durch eine aus Altötting stammende Marienstatue ersetzt worden.
Johann Wisgickl, der traditionsbewusste Ururenkel des Marterlerrichters, machte es sich zur Aufgabe den Bildstock wieder zum Leben zu erwecken. Da Chronist Georg Luber noch ein Foto des Bildstockes hatte, konnte das Marterl originalgetreu aus Seugaster Sandstein nachgebildet werden. Das Unterteil entstammt einem Türrahmen aus dem Abbruch eines Nebengebäudes des Anwesens Wisgickl, Massenricht 25. Als Stein für das Oberteil fand der Sockel des ehemaligen Marterls Verwendung. In die Seitenwand sind nun zwei Jahreszahlen eingearbeitet; 1843 und 2020, zudem die Buchstaben G.W.. Nicht umsetzen ließ sich das Ansinnen, das religiöse Kleindenkmal mit historischem Werkzeug und historischer Handwerkstechnik zu fertigen. Daher wurde der Amberger Steinmetzbetrieb Claussner & Rauch mit der Fertigung beauftragt. Die Fachleute leisteten ganze Arbeit. In der verglasten und vergitterten oberen Nische steht die 30 Zentimeter hohe, von Pfeilen durchbohrte Figur des hl. Sebastian. Die Nischen darunter werden erst noch gefüllt. Unmittelbar unter der Figur soll der Name des Heiligen stehen. Die zweite Nische soll mit einem Bild ausgefüllt werden, auf dem das damalige Unfallgeschehen dargestellt wird. In seiner bescheidenen Art will Johann Wisgickl seine Ausgaben für die aufwändige Restaurierung nicht nennen. Fachleute gehen aber von einer vierstelligen Summe aus.
Das restaurierte Taucher-Marterl konnte nicht am ursprünglichen Standort aufgestellt werden, da in diesem Bereich zwischenzeitlich das OWV-Marterl steht. Der neue Standort liegt etwas mehr hangabwärts in Richtung Rödlaser Berghütte auf der Gegenseite des Weges auf Wisgickls Privatgrund. Eigentlich sollte das Marterl heuer am 15. August, dem Feiertag Mariä Himmelfahrt, im Rahmen des Festgottesdienstes am Rödlasturm gesegnet werden. Regen verhinderte das Vorhaben. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.
Das Taucher-Marterl ist nicht das einzige Wahrzeichen volkstümlicher Frömmigkeit, um dessen Erhalt sich Johann Wisgickl verdient gemacht hat. Das Höch-Marterl am Weg zwischen Rödlas und Träglhof hat er auf ein neues Fundament gestellt und die verrottete Schrift durch das Anbringen von Messingbuchstaben wieder lesbar gemacht. Dass er das Umfeld pflegt und zum Beispiel dort regelmäßig mäht, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Seinen vorbildlichen Gemeinsinn beweist er zudem durch die Pflege der vom Oberpfälzer Waldverein aufgestellten Tische und Bänke, die er alljährlich frisch streicht und bei Bedarf auch ersetzt.
















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