Mitterteich
19.06.2020 - 18:00 Uhr

Kritik nach Umzug der Stadtbücherei Mitterteich

Der Umzug der Stadtbücherei in die ehemalige Schlecker-Filiale war schon mehrfach ein Diskussionsthema, auch im Wahlkampf. Jetzt hat die Stadt Details zu den Kosten veröffentlicht, worauf es im Stadtrat einige kritische Anmerkungen gab.

In der ehemaligen Schlecker-Filiale am Unteren Markt ist seit die Stadtbücherei untergebracht. Der Vertrag wurde für vier Jahr abgeschlossen. Wie es danach weitergeht, ist derzeit noch offen. Bild: lnz
In der ehemaligen Schlecker-Filiale am Unteren Markt ist seit die Stadtbücherei untergebracht. Der Vertrag wurde für vier Jahr abgeschlossen. Wie es danach weitergeht, ist derzeit noch offen.

Wegen der Sanierung des alten Rathauses ist die Stadtbücherei sei Anfang Mai für zunächst vier Jahre im Anwesen Unterer Markt 13 untergebracht. Zur Verfügung stehen auf einer Fläche von rund 250 Quadratmetern mehr als 16 900 Bücher und andere Medien. Für die jüngste Stadtratssitzung hatte Bürgermeister Stefan Grillmeier das Thema nochmals auf die Tagesordnung setzen lassen, um über die genauen Kosten zu informieren. Er betonte, dass die Stadt nach einer Zwischenlösung gesucht habe und diese Räume unter anderem wegen der zentralen Lage ausgewählt habe. "Das ist eine klasse Lösung."

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Der Vermieter habe Fenster und die Eingangstür erneuert sowie die Toiletten saniert. Die Stadt habe Elektro- und Malerarbeiten in Auftrag gegeben und die Räume ausgestattet. Teile des Mobilars seien wiederverwendet worden, ersetzt worden seien etwa die alten Regale. Für das neue Lesercafé habe die Stadt eine kleine Küchenzeile eingebaut, hinzugekommen sei auch noch ein öffentliches W-Lan-Netz. Die Einrichtung und das Konzept seien mit der Landesfachstelle für öffentliche Büchereien erarbeitet und abgestimmt worden.

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Sämtliche Maßnahmen seien gefördert worden, die Sätze lagen laut Grillmeier bei 80 Prozent (Umzug, Renovierung, Kaltmiete) und 50 Prozent (Einrichtung und W-Lan). Wie aus einer von Kämmerin Ursula Ockl erstellten Übersicht hervorgeht, betrug der städtische Eigenanteil an den Kosten für Umzug, Aufmaß, Maler- und Elektroarbeiten sowie an der gesamten Ausstattung knapp 31 000 Euro. Für das W-Lan-Netz sind Kosten in Höhe von 760 Euro selbst zu tragen. Hinzu kommen für die Stadt noch monatliche Mietkosten von knapp 327 Euro - dieser Betrag entspricht 20 Prozent der Kaltmiete.

"Nicht in Ordnung"

Heribert Hegen (Wählergemeinschaft Zukunft Stadt Mitterteich) kritisierte, dass der frühere Bürgermeister von einer 90-Prozent-Förderung gesprochen habe. Ein solcher Fördersatz sei nun aber nirgends aufgetaucht. "Das ist nicht in Ordnung", meinte Hegen und wunderte sich, ob man das wohl schon vorher gewusst habe. Stefan Grillmeier erwiderte, dass dies nun die reellen Zahlen seien und versprach: "Wir arbeiten an der Transparenz."

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Wolfgang Karbstein (WG Zukunft) wandte sich zunächst direkt an Holger Paschedag (CSU), dessen Familie die Räume an die Stadt vermietet: "Erstmal Gratulation, Holger, auch an deine Familie." Dann fuhr Karbstein in Anspielung auf die Stadt als Mieter fort: "Ich hätte auch gern mal so einen Dummen gefunden." Anschließend wollte er wissen, wer eigentlich entschieden hat, dass die Bücherei dort einzieht. Stefan Grillmeier antwortete, dass dies der Stadtrat beschlossen habe. "Einstimmig!", rief Josef Schwägerl (CSU) dazwischen. Weiter erklärte Grillmeier in Richtung Karbstein: "Zu den ,Glückwünschen', die du da aussprichst, möchte ich nur eins sagen - dass die Familie auch Geld in die Hand genommen hat." Daher sei das Ganze über die Laufzeit von vier Jahren eine Nullnummer. Es werde "nicht die Welt damit verdient", wie es schon öfters in der Öffentlichkeit dargestellt worden sei.

Karbstein legte nach und kritisierte etwa die Gesamtkosten für Elektroarbeiten von über 17 000 Euro: "Ich habe vor zwei Jahren ein Haus mit 300 Quadratmetern gebaut, da hat die Elektrik weniger gekostet." Nicht zufriedenstellen konnte ihn die Erwiderung des Bürgermeisters, dass darin auch spezielle Lampen enthalten seien. Grillmeier ließ daraufhin Kämmerin Ursula Ockl zu Wort kommen, die erklärte, dass man technische Details im Bauausschuss aufgreifen könnte.

Fehlende Barrierefreiheit

Wolfgang Karbstein verwies auch auf sein Amt als Behindertenbeauftragter und bemängelte die fehlende Barrierefreiheit im Eingangsbereich. Vielleicht ließe sich hier eine Rampe anbringen. Auch die Toiletten - von denen übrigens nur eine der Öffentlichkeit zur Verfügung stehe - seien wegen der kleinen Türen nicht behindertengerecht. Angesichts der Kosten und der Förderung hätte er lieber ein passendes Gebäude im Altstadtbereich gesucht, so Karbstein.

Beim Thema Barrierefreiheit werde der Bauhof noch nachbessern, versicherte Stefan Grillmeier: "Es ist angedacht, den Eingang weiter abzusenken, dass es mit Rollatoren und Rollstühlen keine Probleme gibt." Durch eine Rampe würde nur eine Stolperfalle entstehen.

Gerhard Greim (SPD) merkte am Ende an, dass die Stadtbücherei "von allen Seiten" gelobt werde. "Vor allem die Raumaufteilung und das freundliche Personal." Ein besonderes Lob richtete er an Joachim Sommer vom Bauhof-Team, der alle Schreinerarbeiten ausgeführt habe.

Kurz notiert:

Einweihung: "Wollten keinen ausgrenzen"

Heribert Hegen (Wählergemeinschaft Zukunft Stadt Mitterteich) äußerte beim Punkt "Wünsche und Anregungen" ein Anliegen im Zusammenhang mit Einladungen der Stadt. Bei der Einweihung der Stadtbücherei sei neben den Fraktionssprechern auch der Zweite Bürgermeister geladen gewesen, nicht aber der Dritte Bürgermeister. Dieser sollte künftig ebenfalls berücksichtigt werden, wünschte sich Hegen. Bürgermeister Stefan Grillmeier entgegnete, dass man wegen der Corona-Pandemie versucht habe, die Zahl der Anwesenden so gering wie möglich zu halten. "Wir wollen keinen ausgrenzen", versicherte Grillmeier. Wichtig sei es ihm gewesen, dass sich die Sprecher aller Fraktionen und sein direkter Stellvertreter vor Ort ein Bild von der Einrichtung machen können. Bei offiziellen Terminen der Stadt, etwa ganz besonders bei den Ausstellungseröffnungen im Museum, sei es unter Normalbedingungen ja erwünscht, dass möglichst viele Stadtratsmitglieder und die Bürgermeister teilnehmen.

 
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