Herbert Reger von der "Taverne Lind" (Stadt Oberviechtach) kann am Telefon noch lachen, wenn er auf seinen Gemütszustand angesprochen wird. Dahinter steckt eine Portion Galgenhumor. "Wenn man im Prinzip arbeitslos ist, geht es einem nicht gut", sagt er auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Der Landgasthof "Zur Taverne" verfügt über Gästezimmer und eine Gaststätte samt Saal für 150 Personen. Am 2. November wurde gastronomisch und touristisch alles auf Null gefahren. In Herbert Regers Zimmern übernachten größtenteils Urlauber, kaum Geschäftsreisende. Buchungen sind da, auch für Ostern. "Ich vermute, dass vorher gar nichts geht." Und auch für Ostern ist er skeptisch. Vielleicht öffne die Gastronomie unter Hygienemaßnahmen.
Ungewohnt still war es für den Gastronomen an Weihnachten und Silvester – auch eine Hauptgeschäftszeit. Da sind die Betten in der Taverne ausgebucht. 2020 war es nicht anders, bis der Lockdown alles zunichte machte. "Die Übernachtungen, die fehlen, sind nie mehr aufzuholen." Wegen der unsicheren Zeiten können Gäste bis 24 Stunden vor Anreise kostenlos stornieren. Das würden Urlauber jetzt erwarten und er möchte ihnen nicht Geld ohne Gegenleistung abknöpfen. "Man muss den Leuten entgegenkommen."
Das sieht auch Christa Müller vom Peter-Anderl-Hof so, die "nicht der Typ für Stornogebühren" ist. "Das hat uns wieder kalt erwischt", bedauert sie den zweiten Lockdown. Auf dem Hof neben der Kirche warten Schaukel und Rutsche auf Kinder. Besonders Familien mit Kindern bietet das Anweseneine naturnahe Auszeit. Wie in der Taverne in Lind zogen nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 die Buchungen in Oberpfreimd wieder an – auch für Kindergeburtstage. Der zertifizierte Erlebnis- und Biobauernhof steht auf mehreren Beinen. Zwei – Urlaubsgäste und Geburtstage – sind jetzt weggebrochen. Christa Müller spricht von einem schwierigen Jahr 2020 und einem unsicheren Jahr 2021. Anfragen seien sehr, sehr gering. "Die Leute halten sich zurück." Christa Müller wird gegenüber Oberpfalz-Medien konkreter. Verzeichnet sie in normalen Zeiten ein bis zwei Anfragen täglich, seien es derzeit eine, wenn es hochkomme zwei pro Woche. Die Erlebnisbäuerin hat noch eine Befürchtung anderer Art. "Die Leute wollen weg und vielleicht ist der Wunsch ins Ausland zu fahren einfach zu groß, nachdem das im vergangenen Jahr schon schwierig war. "
Über die Zeit der leeren Betten rettet den Peter-Anderl-Hof eine Firma, die zuverlässig Personal dort unterbringt. "Aber die seien natürlich nicht die ganze Zeit belegt", ergänzt Christa Müller. Herbert Reger ist ebenfalls erleichtert, Zimmer an die Bundeswehr vermieten zu können. "Wir sind froh, dass wir das haben und so Fixkosten decken können." Monteure würden in der Taverne nicht vorstellig. "Im Grenzgebiet ist diesbezüglich nicht so viel los wie zum Beispiel in Wackersdorf", macht Herbert Reger deutlich.
Viele Anbieter hätten auf Geschäftsreisende und Monteure umgestellt, weiß auch Alexandra Beier, die Leiterin des Tourismuszentrums in Nabburg. Sie lenkt das Augenmerk auf das Ungewisse, das nicht Planbare, das für Beherbergungsbetriebe "eine Katastrophe ist". So sei nicht klar, "ob unsere Betriebe Ostern beherbergen dürfen. Gebucht wird nur, wenn man kostenfrei stornieren kann." Alexandra Beier geht von kurzfristigen Nachfragen aus und davon, dass Sommerurlaub in Ferienwohnungen stattfinden kann. "Das vorige Jahr war ein schwieriges und dieses wird nicht besser. Wenn das Bett in einer Nacht nicht belegt ist, kann man es in der anderen nicht zwei Mal belegen." Umsätze, die jetzt nicht gemacht werden, lassen sich Alexandra Beier zufolge nicht mehr generieren.
Die Bundesregierung hilft mit der sogenannten Novemberhilfe. Die "Taverne" in Lind war da geschlossen. Ein Antrag für den Dezember sei in Arbeit, sagt Herbert Reger. Die Anträge können nur Steuerberater, Rechtsanwälte oder Wirtschaftsprüfer stellen. Gastronom Reger weiß von Kollegen, das für November bereits Geld ausgezahlt wurde. Anspruchsberechtigt sind unter anderem nur Unternehmen, die nachweislich und regelmäßig 80 Prozent ihrer Umsätze mit dem direkt vom Lockdown betroffenen Unternehmen erzielen.
Wenn das Bett in einer Nacht nicht belegt ist, kann man es in der anderen nicht zwei Mal belegen.
"Wenn man im Prinzip arbeitslos ist, geht es einem nicht gut"
"Das hat uns wieder kalt erwischt"
Tourismusbilanz 2020
Das Statistische Landesamt Bayern hat im Februar 2021 für Das Jahr 2020 folgende Zahlen bekannt gegeben.
- Übernachtungen im Landkreis Schwandorf 295724. Das ist laut Statistischem Landesamt Bayern ein Minus gegenüber 2019 von 23,3 Prozent
- Gästeankünfte im Landkreis Schwandorf: 94776. Das ist ein Rückgang von 35,9 Prozent gegenüber 2019
- Durchschnittliche Verweildauer: 3,1 Tage
- Der entgangene Umsatzverlust beträgt (Hochrechnung auf der Basis der dwif-Studie) im Landkreis Schwandorf rund 10,2 Millionen Euro bei angesetzten Tagesausgaben von 113,10 Euro.
- Die Übernachtungszahlen lagen im Oberpfälzer Wald (Landkreise Schwandorf, Tirschenreuth, Neustadt/Waldnaab und Stadt Weiden) im Januar, Februar und August 2020 über den Zahlen von 2019. Den Tiefpunkt bildet der Dezember 2020 mit 19957 Übernachtungen gegenüber 63553 im Dezember 2019.
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