Nabburg
23.11.2023 - 06:45 Uhr

OTon: Die Vorteile des Nabburger Bahnübergangs

Es wird endlich Zeit, die vielen Stänkerer rund um das Dauerthema Bahnübergang in die Schranken zu weisen, schreibt Sebastian Böhm in seiner Kolumne. Oder doch nicht? Ein OTon über viel Warterei, höhere Mächte und auftauende Fischstäbchen.

Der Bahnübergang teilt die Stadt Nabburg im Landkreis Schwandorf. Archivbild: Hartl
Der Bahnübergang teilt die Stadt Nabburg im Landkreis Schwandorf.

Samstagvormittag. Die Schranke spinnt und will einfach nicht mehr zurück nach oben. Verkehrschaos in 92507. Die Züge fahren weiter ungebremst Richtung Weiden oder Regensburg, doch die Autos müssen stehen. Eigentlich sollte dieser Satz als Definition des Wortes "Nabburg" offiziell anerkannt werden. Wen rufe ich da an, um das durchzusetzen, den Duden? Solche komischen Fragen stelle ich mir, ich habe ja gerade viel Zeit und nichts anderes zu tun. Ich warte nun schon seit 25 Minuten, und ich frage mich, wie lange ich den vorher gekauften, einst gefrorenen, Fischstäbchen im Korb auf der Rücksitzbank noch trauen kann.

Vor mir steht ein Fahrschulauto. Eigentlich hat es ja auch was Gutes, denke ich mir. Der Fahrschüler wird nie Angst davor haben, in Großstädten zu fahren. Denn chaotischer als hier gerade kann auch der Verkehr rund um den Münchener Stachus nicht sein. Das ist tatsächlich ein Vorteil für alle Nabburger. Oh, da muss es noch mehr geben.

Was wird nicht alles geschrieben und geschimpft über diesen Bahnübergang. Am Ende kann er ja auch nichts dafür, dass er mitten in die Stadt gebaut wurde und wie eine höhere Macht, in die Tagesabläufe der Menschen oder Tauprozesse von Fischstäbchen eingreift. Ja, man kann sogar sagen: Eine ganze Stadt teilt. Nein, es wird endlich Zeit, die vielen Stänkerer in die Schranken zu weisen. Denn der Übergang hat auch seine guten Seiten, abseits der zwei, die er selbst schafft.

Kennen Sie zum Beispiel das Problem, dass im Radio gerade dieser eine gute Song gespielt wird, den Sie schon ewig nicht mehr gehört haben und ihn noch unbedingt bis zum Ende hören wollen, aber leider haben Sie Ihr Ziel schon erreicht? Nabburger kennen dieses Problem nicht, sondern drehen das Radio sogar noch auf, wenn der Zug vorbeipoltert. Oder: Sie suchen eine gute Ausrede, weil Sie zu spät zu einer Verabredung gekommen sind? Die Nabburger haben sie immer parat – 365 Tage im Jahr. Danke nochmal dafür an Alex und Oberpfalzbahn. Während ich nach weiteren Vorteilen suche, höre ich plötzlich ein Martinshorn. Ein Einsatzfahrzeug braust an mir vorbei. Und dann erinnere ich mich doch wieder: An die vielen Male, als ich Retter im Einsatz beobachtet habe – von den Schranken zum Warten verdammt. Vielleicht haben die Stänkerer ja doch recht.

Hintergrund:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne "OTon" schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

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