Neuenhammer bei Georgenberg
25.03.2022 - 11:30 Uhr

Georgenberger Heimatforscher will Geschichte digitalisieren

Rupert Herrmann hat viel über seine Georgenberger Heimat zu erzählen. Großen Wert legt der Heimatforscher darauf, das jetzt vorhandene Wissen zu digitalisieren. Davon sollen die Nachkommen profitieren.

Rupert Herrmann wird nicht müde, wenn es darum geht, miteinander ins Gespräch zu kommen – ins Gespräch über seine Heimat. Das möchte der im Georgenberger Ortsteil Faislbach lebende Heimatforscher vor allem im Hinblick darauf tun, sein Wissen weiterzugeben. „Für ganz wichtig halte ich es, dieses Wissen zu digitalisieren“, wie er im Gespräch mit Oberpfalz-Medien deutlich macht.

Während Herrmanns Worten zufolge vor rund 50 Jahren dörfliches Zeitgeschehen noch von Mund zu Mund weitergesagt worden ist, ob daheim beim Mittagessen oder auch bei Stammtischrunden im Wirtshaus, stellt er heute fest: „Das gibt es leider gar nicht mehr.“ Deshalb ist seine Idee: „Ein kommunales Internet-Portal mit viel heimatkundlichem Wissen könnte für unsere Kinder und Enkel ein digitales Lehrbuch sein.“ Nur das, was so schnell wie möglich digitalisiert werde, könnten die Nachkommen auch digital abrufen.

Dazu zitiert Rupert Herrmann aus dem Buch „Die Geschichte der Zukunft“ des Wirtschaftsjournalisten und Zukunftsforschers Erik Händeler: „In einer Welt, die ihre Wissensmenge alle drei Jahre verdoppelt, geht es nicht mehr in erster Linie um ein Mehr von Informationen, sondern darum, sie effizient zu verwalten, um schnell an jede Informationen zu kommen, die man braucht, um ein aktuelles Problem zu lösen.“ Deshalb bedauert Herrmann, „dass Generationen Erfahrungen oft mit ins Grab nehmen“.

Aktuelles Projekt über Neuenhammer

Viel Arbeit investiert hat Herrmann in sein aktuelles Projekt „Im Wandel der Gezeiten – von der Oedmühle zu Neuenhammer“. Er verweist auf das Zeitalter der Neubesiedlung um etwa 1000 nach Christus und die Alte Heerstraße über das sogenannte „Schanzel“ von Sulzbach bis nach Tachau. „Sie führte auch über Neuenhammer und Georgenberg.“

Aus dem Zeitalter der Regional-Kolonisierung berichtet der Heimatforscher von der Erzeugung von Eisenerz und der Zerstörung der Oedmühle um 1250. Danach folgte der Bau von Eisenhämmern – zum Beispiel Oedmühle, oberer und unterer Faistlbach oder Hammer zu Gehey –, bis 1347 im Rahmen des „Böhmenkriegs“ der Eisenhammer Oedmühle abbrannte. Dazu sei die Pest mit dem „schwarzen Tod“ gekommen.

Weiter erinnert Herrmann an das Zeitalter der Glaubenskriege, die Einfälle der Hussiten von 1414 bis 1436, den Wiederaufbau des Eisenhammers (1475), Zerstörungen infolge des Landshuter Erbfolgekriegs (1504/1505) oder den Bauernaufstand (1525). Nicht fehlen darf in seinen Aufzeichnungen auch der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648.

Herrmanns Zeitreise geht auch zurück zur Herrschaft der Wirsberger und Lobkowitzer. „Die Herrschaft Lobkowitz hat im Jahre 1733 und danach das damalige Hammergut aufgeteilt veräußert, und zwar die ehemalige Oedmühle an Johann Wenzl Duschek, der es dann als Papiermühle weiterbetrieb, den neuen Eisenhammer mit fast allen Ländereien in Neuenhammer an Georg Nikolaus Frank, der versucht hat, es als Hammerwerk aufrechtzuerhalten.“ Die Hammermühle wurde laut Herrmann erst 1784 an Bartl Haberkorn verkauft, der diese als Getreidemühle, Schneidsäge und Ölschlag weiter unterhielt. Um 1780 ist dann im Zeitalter der Flachglas-Veredelung der Umbau der Hammerwerke zu Flachglasschleif- und polierwerken erfolgt.

Tourismus stark zurückgegangen

Das Ende der Flachglasschleifen beziffert Herrmann auf etwa 1945. „Um 1948 ist der Umbau zu Hohlglasschleifereien erfolgt“, berichtet er. „Die Einstellung war dann gegen 1975. Nach 1975 sind auch Arbeitsplätze nach auswärts verlegt worden.“ Der Tourismus war laut Herrmann ab Mitte der 1950er Jahre voll im Gange. „Damals waren es noch circa 70 Vermieter, jetzt sind es nur noch fünf.“

Zurückgegangen sei nach der Gründung von Vereinen über Ortschaftsgrenzen hinaus infolge der Bildung der „Großgemeinde Georgenberg“ zum 1. Januar 1971 auch die Zahl der Mitglieder im Bereich Neuenhammer. Als Höhepunkt bezeichnet Rupert Herrmann die Zeit um 1990 mit rund 600 Mitgliedern. „Derzeit sind es etwa 300 im Bereich der Gemeinde Georgenberg.“

„Ein kommunales Internet-Portal mit viel heimatkundlichem Wissen könnte für unsere Kinder und Enkel ein digitales Lehrbuch sein.“

Heimatforscher Rupert Herrmann

Heimatforscher Rupert Herrmann

 
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